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CORTISSIMO 02 | 2015
„Rheinischen Post“ und ihrer Magazine
verantwortlich. Noch heute erzählt Ge-
ratz vom 40er Raster, das man ohne Bril-
le sehen konnte, vom Farbrauschen und
wie knackig man Bilder schärfen musste,
um einen guten Effekt zu erzielen. Heute,
bei den hohen Rasterweiten, die auch im
Zeitungsdruck möglich sind, kann man in
der Bildbearbeitung nur mit reduzierter
Schärfe arbeiten, wie man es auch aus
dem Bogendruck auf hochwertigen Pa-
pieren kennt. Auch ein echter Halbtonef-
fekt ist möglich. Der „Cortina“-Druck habe
zudem eine extrem hohe Grundschärfe
und komme fast zu 100 Prozent an den
Akzidenzdruck heran, so Geratz.
Wichtig sei, besonders bei technischen
Verläufen, die Bilder nicht zu komprimie-
ren und als JPEG-Datei abzuspeichern,
sondern als TIF- oder Photoshop-Datei
anzuliefern. Denn nur das TIF bildet keine
Pixel-Stufen aus. Gerade heute, bei Über-
tragungsmöglichkeiten durch „WeTrans-
fer“ mit kostenfreien 2 GB Transfer-Volu-
men ist dies kein Problemmehr.
Die besten Bilder kommen direkt aus der
Kamera mit den Adobe RGB*- oder sRGB-
Profilen zum Bildbearbeiter. Denn der
kennt Profile und die Feinheiten des Druck-
verfahrens und wandelt die Bilder in die
optimalen CMYK**-Profile um. Ausgehend
vom besten Datensatz des Originalbildes,
ohne dass es bereits zu Datenverlusten ge-
kommen ist, kann ein guter Bildbearbeiter
das Optimum für den Druck herausarbei-
ten. Aber wie kommt es zu Datenverlus-
ten? Es gibt definierte Farbräume. Diese
hat man in unzähligen Studien festgestellt.
Also das Spektrum an Farben, die Men-
schen sehen können. Dieser größtmögliche
Farbraum ist LAB. Alle RGB-Farbräume
sind kleiner, bilden also weniger Farben
ab. Noch weniger Farben kann der CMYK-
Farbraum abbilden. Werden also RGB-
Bilder in CMYK konvertiert, verringert sich
der Farbraum und es kommt zu Verlusten,
die auch durch ein erneutes Umrechnen
in RGB nicht wieder ausgeglichen werden
können.
AUF DIE DETAILS KOMMT ES AN
Ein weiterer Aspekt sind die Details. Die
meisten Agenturen und Designer liefern
ihre Bilder immer komplett an, obwohl sie
häufig in Layoutprogrammen Ausschnitte
gewählt haben. Aber bei der Bildoptimie-
rung sei es ganz wesentlich zu wissen, so
Uwe Geratz, wie ein Bild beschnitten ist.
Etwa um den Weißpunkt, die Tiefe und
auch die Halbtöne richtig zu setzen.
Ein Beispiel: Hat ein Sänger auf einer
Bühne mit schwarzem Hintergrund ein
weißes Hemd an, so ist dies am besten in
den ganz hellen Stellen auf reines Weiß,
also die reine Papierfarbe zu stellen. Wäre
der Sänger aber angeschnitten und das
weiße Hemd stünde im Anschnitt, wäre
dies ein Fehler, weil das Bild dann zum
Rand hin ausreißen würde. Dort sollte
aber immer ein wenig Ton stehen bleiben.
Das Gleiche gilt auch für Motive mit sehr
hellblauem Himmel. Wird dort etwa im
Mitteltonbereich aufgehellt, kann es sein,
dass von den leichten Schäfchenwolken
nichts mehr übrig bleibt.
Dann ziehen Profis wie Uwe Geratz neuen
Himmel ein. Aber auch die Schärfe ist bei
Bildausschnitten anders zu setzen. Bilder
sollten maximal um 120 Prozent skaliert
werden, rät der Profi, und auch das Inter-
polieren der Daten mittels Bildbearbei-
tungssoftware wie Photoshop sollte un-
terlassen werden.
Wer separiert, sollte CMYK-Profile nutzen.
Für die Darstellung an seinem Bildschirm,
sofern dieser kalibriert werden kann.
Wichtig ist es aber, nicht nur das Profil bei
der Bildbearbeitung zu nutzen, sondern
auch im weiteren Prozess richtig anzu-
wenden. Wenn ich meine Bilder in einem
Bildbearbeitungsprogramm mit einem
Profil versehe, dann muss ich auch aus
dem Layoutprogramm heraus die PDF-
Daten mit diesem Profil schreiben oder
dort ausschließen, dass andere Profile
eingebettet werden. Das ist ein wenig tri-
cky, denn viele Standardprogramme wie
InDesign haben ein voreingestelltes Pro-
fil. Bei Experten wie Uwe Geratz geht dies
so weit, dass sie sogar auf verschiedene
Papierklassen anders profilieren. Gerade
wenn man eine tolle Kreation und alles
optimiert hat, kann man mit einer auf den
Punkt gebrachten Bildbearbeitung das
Tüpfelchen auf dem „i“ setzen. Wer das
Colormanagement nicht zu 100 Prozent
beherrscht, dem sollte klar sein, dass sein
Luftballon nur halb so hoch fliegt, um-
schreibt Geratz die Problematik.
Geratz findet es daher wichtig, vom Be-
ginn eines Projektes diesen Part mit zu
planen. So ist eine Content-Produktion
vom Start weg auch im Bereich von Foto-
und Bildbearbeitung richtig eingestellt.
Alle Kanäle, über die später ausgegeben
werden soll, können so im Vorfeld optimal
eingestellt werden. Das spart am Ende
Zeit, Energie und Nerven. Daher sei es
gut, sich für die Vorplanung ein bis zwei
Stunden Zeit zu nehmen. Und Fotografen
erstellen das Bildmaterial gleich mit der
richtigen Auflösung.
UweGeratz arbeitet an zwei kalibrierten
Bildschirmen.
MEHR INFOS:
www.creativgraphic.de