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CORTISSIMO 04 | 2016

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Beginnenwirmit einemkleinenRückblick.

Wie haben sich die Rahmenbedingungen

für Zeitungsdruckereien in den letzten

Jahren verändert und ist es richtig, von

einer Zeitungskrise zu sprechen?

MATTHIAS TIETZ: Über den Begriff „Zei-

tungskrise“ redet ja nur der, der schon

2000 nicht wahrgenommen hat, dass es

eine Trendwende in der allgemeinen Ent-

wicklung gibt. Wir haben eine Verände-

rung von Zeitungs- und Publikationsauf-

lagen, die ab Mitte der 90er-Jahre schon

recht deutlich sichtbar war. Nur damals

ging dies durch die gestiegenen Anzei-

genvolumina wirtschaftlich ein wenig

unter. Seit 2000/2001 wurde der mediale

Wandel dann zunehmend richtig sichtbar.

Ich glaube, unsere Gesellschafter

haben das für unser Haus schon recht

deutlich gesehen. Als ich 2001 zur RBD

kam, war die klare Botschaft, dass sich die

Druckerei in ihrer Struktur der Aufgaben

verändern muss, wenn sie zukunftsfähig

sein will. Zeitungsdruck war schon 2000

und heute noch umso mehr ein hoch nor-

mierter und standardisierter Prozess, der

jeden Tag gleich abläuft. Klar, es kommt

darauf an, gut und gleichmäßig mit ho-

her Qualität zu drucken und das entspre-

chend weiter zu entwickeln.

Aber variabel ist dieser Prozess

nicht wirklich und dies führte dazu, dass

wir nicht offen genug für Ansprüche und

Fragen von Kunden von außen waren. Es

begann ein Lernprozess, der mit den An-

zeigenblättern startete, die nun für die

unterschiedlichsten Kunden bei uns im

Haus gedruckt werden. Deren Qualitäts-

anspruch ist sehr hoch, denn sie buhlen

um Leser und Inserenten.

Auch im Beilagengeschäft mussten

wir sehr viel entwickeln und lernen. Wir

haben uns da blaue Augen geholt, aber

begriffen, dass wir uns stärker in den

Kunden hinein versetzen müssen, als im-

mer nur zu sagen, was wir können. Wir

müssen lernen, was wir können müssen.

Bedeutet dies nicht auch als Druckerei

Vordenker zuwerden?

MATTHIAS TIETZ: Ja eindeutig. Neben

dem Verständnis, was die Kunden aktuell

benötigen, mussten wir vor allem verste-

hen, was die Kunden vielleicht selber erst

ahnen, in den nächsten Jahren zu brau-

chen. Und wir müssen sie dahin führen,

müssen sie stark machen.

Das klassische Thema „weg vom

abarbeiten“ hin zum „man muss den Kun-

den verstehen, kennenlernen, sich er-

schließen und auch beginnen vorzuden-

ken“. Dies war der erste große Wandel,

den die Druckerei hier durchlebt hat, hin

zum souveränen Dienstleistungspartner,

dem man sich gerne anvertraut, weil er

einem hilfreich zur Seite steht. Das hat

Spaß gemacht, weil man eben lernt, dass

das, was viele eine Krise nennen, eine

große Chance ist, den Wandel entspre-

chend zu gestalten.

Der nächste Schritt war, dass wir

uns mit anderer Technologie beschäftigt

haben. Nach unserer Auffassung gibt es

zwei strategische Ansätze: Der eine ist,

man macht die Zeitungsdruckerei stetig

genau um das kleiner, was sie nicht mehr

leisten muss und legt letztlich Betriebe

irgendwann still, weil sie nicht mehr ei-

genständig rentabel sind und kauft die

Dienstleistung ein.

Der andere Trend ist, sich inhaltlich

neu zu positionieren. Das haben wir bei

der RBD getan. Wir sind heute ein Akzi-

denzdruckhaus, das auch Zeitung druckt.

Deutlich vorangetrieben wurde dies von

unseren Gesellschaftern durch den Kauf

der Cortina. Mit dem richtigen Einsatz

Katja Lümmer, Leiterin

Marketing und Vertrieb RBD

und RBD-Geschäftsführer

Matthias Tietz beim

„Cortissimo“-Talk

Matthias Tietz und

Katja Lümmer setzen

sich mit Herzblut für

den Zeitungsdruck ein.

Über neue Chancen,

das Marktumfeld und

wie man Kunden für

Print begeistern kann

und muss, sprachen

Sie mit Andi Goral.

STRAT

EGIE