22
CORTISSIMO 04 | 2016
MATTHIAS TIETZ: Gleichzeitig haben wir
aber auch den Mut, unseren Kunden zu
sagen: Ihre Idee ist grandios, aber sie
passt überhaupt nicht zu dem, was wir
können. Wir haben gelernt hier konse-
quent „nein“ zu sagen, lassen den Kun-
den aber dann auch nicht alleine, son-
dern sprechen eine Empfehlung aus. Wir
haben erlebt, dass Kunden wieder zu uns
kamen, wenn sie Produkte hatten, die zu
uns passten.
In IhremKundenmagazin „Cortissimo“
beraten Sie Ihre Kunden letztendlich auch.
Warumhaben Sie diese Formgewählt?
KATJA LÜMMER: In unseren Marketingak-
tivitäten setzten wir sehr stark auf Bild-
welten. Mit der Cortissimo kombinieren
wir den redaktionellen stärker mit dem
visuellen Teil. Wir wollten hier einen Kon-
trapunkt zur klassischen Werbung setzen.
Wir wechseln die Formate mit jeder Aus-
gabe, zeigen die Möglichkeiten und erklä-
ren unseren Lesern, wie sie ihre Produkte
im Zeitungsdruck optimieren können.
Diese unterschiedlichen Formate
sind aber nicht nur auf die Cortissimo
beschränkt?
KATJA LÜMMER: Nein, sie stehen allen
unseren Kunden zur Verfügung. Ob sie
ein Superpanorama, ein Multiview oder
ein Pocket-Paper neben den klassischen
Standard-Formaten einsetzen, liegt ganz
bei der Wirkung, die sie erzielen oder
welche Inhalte sie inszenieren wollen.
Auch mit unseren Kollegen entwickeln wir
immer wieder intern neue eigene Produk-
te und lassen uns natürlich auch von au-
ßen anregen.
Sie evaluieren die Resonanz auf das
Magazin. Welche Rückmeldungen
erhalten Sie?
KATJA LÜMMER: Wir verteilen die Cortissi-
mo großflächig, aber wie man es kennt, die
aktive Resonanz ist eher selten, auch wenn
es immer wieder vorkommt, dass Interes-
senten aktiv zum Telefonhörer greifen. Wir
wollen aber nicht warten, bis der Markt auf
uns zukommt, wir gehen mit einem pro-
fessionellen Vertriebsdienstleister auf un-
sere potentiellen Kunden zu. Damit möch-
ten wir nicht nur in Erfahrung bringen, wie
die Cortissimo ankommt, sondern wie der
Markt auf das Cortina-Druckverfahren re-
agiert.
Die Resonanz ist umwerfend: wir
überraschen Menschen positiv. Viele wol-
len uns nicht glauben, dass die Cortissimo
im Zeitungsdruck produziert ist. Bei Agen-
turen spüren wir deutlich, dass hier etwas
in Bewegung gekommen ist. Hier spielt si-
cher auch eine Rolle, dass Agenturen ver-
stärkt über Content Marketing nachdenken
und in welchen Formen und Formaten sie
diese neue Werbeform wiederum ihren
Kunden anbieten. Viele Agenturen signa-
lisierten in unseren telefonischen Umfra-
gen, ihren Kunden Zeitungsmagazine vor-
stellen zu wollen.
Druckenmit der Cortina bedeutet auch
ökologische Vorteile. Spielt dieser Aspekt
eine Rolle imMarkt?
MATTHIAS TIETZ: Das Verfahren ist nach-
weisbar ökologisch besser als die klas-
sischen Druckverfahren. Wir brauchen
keine Wärme wie das Heatset-Verfahren,
keine Chemikalienzusätze zum Feucht-
mittel und verzichten im Gegensatz zum
Tiefdruck auf die Lösungsmittel.
Aber wir sind noch nicht an dem
Punkt, dass Ökologie, also eine grüne
Druckerei, einen von allen Kunden ge-
schätzten Wettbewerbsvorteil darstellt.
Ich sage das ganz bewusst, weil es uns als
Drucker nicht davon abhalten darf, uns in-
tensiv dem Thema zu widmen, um nach-
haltiger zu produzieren. Und nicht nur
weil die Gesetzgebung sich ändern kann,
sondern auch weil dies bereits ein Prüf-
kriterium bei vielen Ausschreibungen ist.
Dennoch würde ich sagen, breit ist
dies in der Branche und bei den Kunden
noch nicht angekommen, hier reden wir
immer noch intensiver über den Preis.
Wir haben das Thema Formate schon
einmal angeschnitten. Ist die Breite des
Angebotes eine Spezialität der RBD?
MATTHIAS TIETZ: Wir haben eine for-
matvariable Maschine und können somit
„aus dem Vollen schöpfen“. Wir können
unsere Cortina zwischen einem Rheini-
schen Format und einem Berliner Format
WIR HABEN EINE
FORMATVARIABLE
MASCHINE UND
KÖNNEN SOMIT
„AUS DEM VOLLEN
SCHÖPFEN“.
STRAT
EGIE