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s gibt einen Ausspruch von Karl Va-
lentin, dem Münchner Humoristen,
den man nicht ohne Nachdenken
nutzen sollte, vor allem wenn er im werb-
lichen Zusammenhang steht, etwa im Con-
tent Marketing. Daher verkneifen wir uns
an dieser Stelle das wunderbare Zitat zur
Kunst, denn die Arbeiten von Karl Valen-
tin sind noch bis 2018 urheberrechtlich ge-
schützt, erst dann werden seine Arbeiten
gemeinfrei. Übrigens hat, so schreibt es der
„Münchner Merkur“, die Rechteverwerterin
Enkelin Anneliese Kühn nichts dagegen,
wenn ein Privatmann Valentin zitiert. Das
Landgericht München I befasse sich, so das
Blatt, rund „etwa ein dutzend Mal“ mit dem
Fall Valentin. Das Beispiel von Karl Valentin
zeigt, dessen Sprachkunst ja gerade in der
Verkürzung und Prägnanz lag, eines ganz
deutlich: Inhalt hat Wert. Und dies gilt auch
für weniger Begabte als Valentin.
Verlage, Urheber und Rechteinhaber
ist dies in letzter Konsequenz oft gar nicht
so bewusst. Sprachliche und visuelle Inhal-
te werden oftmals nur für eine Veröffentli-
chung in einem einzigen Produkt entwickelt
und aufgearbeitet. Also ein einziges Print-
magazin geschaffen mit einer kurzen Halb-
wertszeit, manchmal geht das Stück zu-
sätzlich einmal online. Dann versinken die
Inhalte in den Tiefen des Verlags- oder Au-
torenarchivs, dass je nach Ausstattung auf
DVD oder externen Festplatten lagert und
schon die Suche nach einer PDF-Datei einer
Titelseite aus dem Jahr 2004 wird zur auf-
wendigen Recherche. Nur zu Jubiläen oder
besonderen Anlässen wird der Inhalt noch
einmal mühsam herausgekramt, aufbereitet
und wiederverwertet.
Verlage leben häufig die
Ein-Produkt-Philosophie
Es ist in der Autoindustrie heute völlig un-
denkbar, dass bestimmte Produktbauteile
nur für ein einziges Modell entwickelt wür-
den. Da basieren mehrere Modelle auf der
gleichen Rahmenkonstruktion, auf der dann
markentypisches Design aufsetzt. Eine Art
Produkte zu denken, die in vielen Verlagen
noch nicht angekommen scheint.
Ein Beispiel: In diesem Jahr finden
mehrere sportliche Großereignisse statt.
Fast alle Medien werden darüber berichten.
Schauen wir einmal auf den Regelfall, wie
diese geplant werden. Es wird Redaktions-
konferenzen geben, die Anzeigenabteilung
wird eingebunden sein und die Berichter-
stattung wird auf das eine Ereignis in den
vom Verlag publizierten Medienformaten
zugeschnitten. Also auf das, was man hat.
Das ist zwar meist Crossmedial und um-
fasst Print, Web, App und Co. Aber nur
wenige Verlage machen sich Gedanken da-
rüber, wie sie ihre Inhalte noch weiter dis-
tribuieren können und vor allem, wie sie
dies mit möglichst wenig Aufwand schaf-
fen.
Genau diese Überlegung gehört aber
an den Anfang jeder Medienproduktion. Vor
allem, wenn ich darüber nachdenken will,
Prozesse zu automatisieren. Zum einen um
die Produktion zu verschlanken und zum
anderen schnell am Markt zu sein. Bleiben
wir bei den Sportereignissen von Frankreich
und Rio. Was wäre, wenn meine Inhalte so
aufbereitet sind, dass in einer Datenbank
oder einer Excel-Datei, die schlusskorri-
gierten Texte liegen und es eine Verknüp-
fung zu den dazugehörigen Bildern gäbe?
Der Verlag mit einer solchen Planung wäre
in der Lage, ein Spezialmagazin oder Buch,
ob analog oder digital, in nur wenigen Ta-
gen dem Markt zur Verfügung zu stellen. Es
könnten mit den einmal erstellten Inhal-
ten Zusatzerlöse generiert werden, ob ver-
trieblich oder durch Anzeigenverkäufe. Das
ergibt natürlich nur Sinn, wenn Produkti-
onsabläufe schlank und möglichst automa-
tisiert aufgesetzt sind [siehe Seite 16].
Wir müssen uns vom Begriff
„Alter Content“ verabschieden
„Nichts ist so alt, wie ...“ – jeder kennt die-
se Binsenweisheit. Dies gilt sicher für das
physische Produkt, das am Tag danach häu-
fig im Mülleimer landet. Wir wissen aus
Studien, dass Menschen am Tag 11 Minuten
eine Zeitung und drei Minuten im Durch-
schnitt eine Zeitschrift lesen. Wie viele der
Inhalte einer Zeitung bleiben da beim Leser
hängen? Der zweite Aspekt, den es zu be-
denken gilt, ist, wie ich in hyperindividuali-
sierten Zeiten, in denen die Definition einer
Zielgruppe, Lebensstils oder sozialen Mil-
lieus für eine größere Masse an Rezipienten
zunehmend schwerer fällt, das Content-
Angebot so auffächere, dass es auf immer
kleinere Zielgruppen zugeschnitten werden
kann. Drittens muss ich heute Content auf
viel mehr Kanälen anbieten als noch zum
Ende des letzten Jahrhunderts: auf meinen
eigenen Kanälen, Fremdkanälen, Social Me-
dia oder unterschiedlichen Formaten und
Plattformen.
Daraus folgt, die Produktvielfalt und
ihre Organisation gehört an den Anfang der
Redaktions- und Designplanung. Tools, mit
denen Content automatisch im richtigen
Design in Layoutprogrammen auf Knopf-
druck generiert wird und die dabei helfen,
den Personal- und Zeitaufwand zu redu-
zieren, müssen von Anfang an mitgedacht
und allen Ausgabekanälen vernetzt werden.
Dazu gehört je nach Größe eines Verlages
das Nachdenken über Datenbanken oder
Individuallösungen, die eine automatisier-
te Produktion zulassen. Kehren wir noch
einmal zurück zum Beispiel der Sportgroß-
ereignisse. Stellen sie sich vor, zwei Tage,
nachdem das Feuer in Rio verloschen ist,
können Leser ein Magazin oder Buch mit
allen Ereignissen zusammengefasst erhal-
ten. Das ist keine Utopie, sondern machbar.
Selektiv Beilegen schafft neue
Möglichkeiten
Eine weitere Option, Content mehrfach zu
verwerten, neu zusammenzustellen oder
Inhalte zu sampeln und dann in Special
Interest-Beilagen etwa dem Hauptblatt auf-
bereitet für spezielle Zielgruppen beizusteu-
ern, bietet das selektive Beilegen, wie es
schaffrath medien möglich macht. Aus ei-
ner Massendrucksache wird so für den Le-
ser ein individuelles Produkt mit einer Bei-
lage, die exakt ausgesteuert werden kann.
Ein Beispiel: Ein Fachmagazin be-
richtet in lockerem Rhythmus über The-
men, die bestimmte Zielgruppen fokus-
sieren. So entsteht nach einer gewissen
Zeitspanne ein Fundus an Storys, die eine
spezielle Interessengruppe anspricht. Zu-
sammengefasst in einer Special-Interest-
Beilage den Anzeigenkunden, die genau
diese Leser ansprechen wollen, angeboten
und dann mittels selektivem Beilegen nur
an diese Gruppe ohne Streuverluste aus-
geliefert, bietet nicht nur neue Möglich-
keiten der Leser-Blatt-Bindung, sondern
erschließt neue Erlösquellen. Dies ist keine
Vision mehr, sondern Realität. Es geht um
vernetztes Denken von Anfang an bei jeder
Medienproduktion. Aus diesem Grund star-
tet schaffrath medien das publishinghub.
Hier kommen Experten aus der Layoutau-
tomatisierung mit den Fachleuten der Digi-
talmedien, Logistik und Weiterverabeitung
zusammen, um Publishing 4.0 über alle Ka-
näle zu realisieren.
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