PRODUKTION
I
n kaum einem anderen Themenfeld fin-
det man so häufig Adjektive wie perfekt,
ultimativ oder glamourös. Es geht um
ästhetische Aufwertung, um das Auffallen
oder sich sexy machen. Kein anderes The-
ma bewegt die Menschen so intensiv: Der
Beweis ist einfach. Gibt man den Begriff
Styling in einer Suchmaschine ein, wirft
diese 292 Millionen Ergebnisse in unter ei-
ner Sekunde aus. Der Suchbegriff „Graue
Maus“ dagegen bringt es übrigens nur auf
238.000 Ergebnisse. Die meisten „Grauen
Mäuse“ wollen ihr als solches empfundenes
Image lieber heute als Morgen abschütteln,
denn die Foren sind voll von Fragen wie
„Wie kann ich dieses Graue-Maus-Image
loswerden? Was kann ich tun, um mehr
aufzufallen?“
Printmedien müssen keine
„Grauen Mäuse“ bleiben
Bei Printmedien ist das gar nicht so schwer
und unterscheidet sich an manchen Punk-
ten nicht von dem, was Menschen vor
Spiegeln machen: Ein wenig Rouge aufle-
gen, mit Kajal oder Eyeliner den Lidstrich-
ziehen und hier ein wenig pudern. Im
Druck sind dies Effektlacke, Sonderfarben
oder Folienkaschierung, die eine Magazin-
persönlichkeit unterstreichen können. Und
statt betörendem Odeur aus dem Flakon
sprechen Duftlacke auf fein gestrichenem
Papier alle fünf Sinne an.
Warenproben, ganz-
seitige Klappen, Fond-
folder, gestanzte Motive,
Banderolen,
Beikleber,
Beilagen, Beihefter, Rubbel-
farbe, Gatefolder, Pullstrips
und sogar Eselsohren können
ein Magazin anmutiger und in-
teressanter machen. Wie in der
Mode, durchbrochene Spit-
ze lässt erahnen, ein Sei-
dentuch unterstreicht farbig
und Schmuck oder ein Accessoire
macht neugierig. Aber wir wissen: Auf den
ersten Eindruck kommt es an. Und den er-
heischt das Magazin eher mit einem außer-
gewöhnlich gestalteten Umschlag als einem
Klassiker auf 175 g Papier mit Mattlack.
Ob Chinacover, halbseitige Umschlag-
schürze, die sich übrigens durch die neuen
Automatisierungstechniken in der Layout-
produktion ideal für eine Personalisierung
eignet, das Frenchcover mit der Option,
eine Vorschaltseite mittig aufzuklappen,
oder Gate- und Fondfolder, hier sind der
Phantasie der Entscheider in Verlag, Marke-
ting und Redaktion keine Grenzen gesetzt.
Vor allem die halbe Umschlagschürze, auch
bekannt unter dem Namen „Flap-
pe“, kann bei der Personalisie-
rung von Magazinen oder An-
zeigen wertvolle Dienste leisten.
Automatisiert man die Erstel-
lung der Layouts mit un-
terschiedlichen Inhalten,
können so Adresse und
individualisierte
An-
sprache in einem Ar-
beitsgang digital ge-
druckt entstehen. Das
ist spannend für Ver-
lage, deren Magazine einen hohen Abon-
nentenstamm haben und wo entsprechende
personalisierte Datensätze zur Verfügung
stehen (detailliert beschrieben auf Seite 16)
Huch – ein Eselsohr
Auch wenn heute Response-Elemente wie
Postkarten aus der Mode gekommen sind,
sollte man Beikleber nicht völlig außer Acht
lassen. Ein Post-it kann hohe Aufmerksam-
keit gerade im Heft erzeugen oder die Wa-
renprobe Kaufanreize für das Online-Shop-
ping setzen. Das Heft im Heft in der Mitte
der Ausgabe in einem anderen Format für
Sonderthemen oder Anzeigenkunden ist ein
aufmerksamkeitsstarker Inhalt und Werbe-
träger.
Die Kombination Eselsohr und ein-
geschweißtes Magazin dürfte auch den ein
oder anderen Leser verblüffen und genau
auf die Seite führen, auf die man ihn len-
ken will. Der Pullstrip, der zwischen Cover
und Innenteil gesteckt ist, kann herausge-
zogen werden. Das macht spielerisch neu-
gierig. Warum nicht nach einem Launch
oder Relaunch eines Webportals oder E-
Commerce-Angebots einen QR-Code oder
Webadresse verstecken. Das finden und he-
rausziehen wird bei allen Lesern für einen
echten Aha-Effekt sorgen.
Allerdings sollte man es beim Styling
auch nicht übertreiben. Wer auf einem se-
riösen Kongress etwa für Banker als Punk
erscheint, der fällt zwar um jeden Preis auf,
aber dies könnte sich ins Negative drehen
und Ausgrenzung zur Folge haben. Ande-
re Menschen könnten ihm skeptisch be-
gegnen, weil der unpassende Look & Feel
befremdlich und nicht kommunikations-
fördernd wirkt. Wer also auffallen will und
trotzdem alle die mitnehmen will, die er er-
reichen will, der muss auf die richtige Pas-
sung achten und sich richtig positionieren.
reden wir über das Styling,
Pimpen oder Aufbrezeln. Man
kann es nennen, wie man will,
das ziel bleibt das gleiche:
Auffallen, sich aus der Masse
abheben. Das geht auch mit
Magazinen, Katalogen oder
Prospekten. Aber bitte über-
treiben Sie es nicht.
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