Natürlich kam sie dabei auch Sonderwün-
schen nach. Rote für Christian Brand und
blaue, die bitte nicht filzen, für Dieter Eilts.
Renate Worthmann war damals fast täglich
beim Training und natürlich bei jedem Spiel
in der Ostkurve.
Andere Damen
hinderte ihr Gelübde dar-
an, die Duelle im Weser-Stadion live zu
verfolgen: die Ordensschwestern Alwera,
Seraphinis, Theophanie, Beatilde und Elia
vom Franziskanerorden, der jeglichen Be-
sitz verbietet. Deswegen waren die Non-
nen darauf angewiesen, dass ihnen jemand
Karten schenkte. Die Schwestern aus dem
St.-Joseph-Stift in Bremen gaben jedoch zu,
die Werder-Siege auch im Krankenhaus zu
feiern. Auslöser waren Schwester Seraphi-
nis, die früher selbst auf der Straße Fußball
gespielt hatte, und die fußballverrückte
Schwester Alwera. Sie rissen mit ihrer Be-
geisterung den Rest der Gemeinschaft ein-
fach mit. „Uns bleibt ja gar nichts anderes
übrig, als mit Werder zu fiebern, wenn man
die beiden ‚Schreiköpfe‘ hört“, erzählte
Schwester Beatilde. „Wenn Ailton wieder
mal ein Tor geschossen hat, kann man das
über den ganzen Flur hören. Da springen
die beiden bis unter die Decke.“
Bis unter die Decke
gesprungen ist wahr-
scheinlich auch Jürgen Raguse: Der Werder-
Fan aus Halle an der Saale bekam von sei-
nem Fußball-Freund Frank Soboda aus Gar-
misch-Partenkirchen ein ganz besonderes
Geschenk. Aufgrund der großen Entfernung
waren Treffen der beiden eine Seltenheit.
Und so wollte Frank seinem Freund etwas
Außergewöhnliches schenken: Werder-Hose
und Stutzen, die Jürgen noch zur komplet-
ten Werder-Garnitur fehlten. Doch in Süd-
deutschland war beides nicht zu bekommen,
und an einen Online-Shop im Internet war
damals noch nicht zu denken.
Um alles rechtzeitig
zum Treffen mit seinem
Freund da zu haben, fuhr Frank Soboda
um 5.30 Uhr von Garmisch-Partenkirchen
aus nach Bremen, kaufte im Fan-Shop Hose
und Stutzen und machte sich sofort wieder
auf den Heimweg. 18 Stunden und unge-
fähr 1.500 Kilometer für ein Geschenk – das
nennt man wahre Freundschaft!
Neben kuriosen
Geschichten über Werder-
Fans gab es auch immer wieder Interessan-
tes aus der Fußballwelt: Wer kann sich zum
Beispiel noch daran erinnern, dass Thomas
Schaaf beim DFB-Pokalsieg 1999 als Einzi-
ger keine Medaille be-
kam? Der Werder-Trainer
hatte der Mannschaft den
Vortritt gelassen. Und als
es galt, ihm eine Medaille
umzuhängen, waren bereits
alle vergeben. So musste Thomas
Schaaf bis Dezember 1999 warten,
ehe ihm der DFB seinen Lohn für den
Pokalsieg per Post zusandte.
Das WERDER MAGAZIN
hat seit seinem
ersten Heft am 22. Juli 1995 viel erlebt: So
konnte man im Jahr 1997 Willi Lemke, da-
mals Manager des SV Werder, als Verkäufer
des WERDER MAGAZIN im Stadion treffen.
Natürlich lassen sich auch die sportlichen
Sternstunden des SV Werder finden. Den Ti-
tel der Ausgabe zum letzten Heimspiel der
Saison 2003/2004 zierte die Meisterschale
inklusive der jubelnden Mannschaft. Ein
Titel, den alle WERDER-MAGAZIN-Leser
so ähnlich sicher gerne noch einmal sehen
würden...
Selbstverständlich
erhebt ein Rückblick auf
299 Hefte keinen Anspruch auf Vollständig-
keit. Doch die kurze Reise in die Werder-
Vergangenheit führt vielleicht dazu, dass der
eine oder andere sich die alten Hefte noch
mal zur Hand nimmt, um darin zu blättern.
Und wer weiß, wer bei der Rückbetrachtung
anlässlich der 600. Ausgabe die Hände über
dem Kopf zusammenschlägt, zum Beispiel
aufgrund der Kleidung in Ausgabe 300...
Dann hoffentlich ebenfalls mit einem Au-
genzwinkern und jeder Menge Spaß beim
Lesen des WERDER MAGAZIN.
Anne Baumann
Highlights der WERDER-
MAGAZIN-Geschichte
Mario Basler in knappen
Spielshorts, Willi Lemke
als Magazin-Verkäufer
und Heiko Scholz
motorisiert.
WERDER MAGAZIN 300 19
1...,9,10,11,12,13,14,15,16,17,18 20,21,22,23,24,25,26,27,28,29,...88