WERDER MAGAZIN Nr. 315 - page 77

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ür uns ist das ein Glücks-
fall“, sagen beide. „Wir
wohnen dort, wo wir
arbeiten. Das ist ideal.“
Denn so kann stets eine(r) der
vielfältigen Arbeit rund um die
neueste der vier Vereinshallen
des SV Werder nachgehen, wäh-
rend der/die andere für die Kin-
der – den acht Jahre alten Nikola
und die sechsjährige Dunja – da
ist. Es ist eine Konstellation, die
die junge Familie in den ver-
gangenen Jahren nicht genießen
durfte. Denn Nebojsa Dragonic
arbeitete vorher bei einem Wind-
energie-Anlagen-Hersteller in
Bremerhaven – im Schichtdienst.
„Zu den unregelmäßigen Arbeits-
zeiten kam jedes Mal die Fahrt
von Bremen nach Bremerhaven“,
erzählt er. „Viel Zeit für die Fami-
lie blieb da nicht. Nun haben wir
ein Stück Lebensqualität hinzu-
gewonnen.“
1970 kam
der gebürtige Serbe im
Alter von drei Jahren mit seinen
Eltern nach Deutschland und
spricht daher akzentfrei Deutsch.
„Mir fällt es dagegen noch etwas
schwer“, schmunzelt seine Ehe-
frau Sandra, die 1975 in Bosnien
geboren wurde. Sie ist seit zehn
Jahren in Bremen und kam der
Liebe wegen an die Weser. Zuvor
lebte sie zwei Jahre lang in den
Niederlanden. „Wir haben uns
in einer Diskothek in Amster-
dam kennengelernt, als ‚Nebo‘
in Holland seine Verwandten
besuchte“, erzählt sie und verrät,
dass beim späteren Umzug nach
Deutschland nicht nur die neue
Sprache ein Hindernis war. Denn
so wurde zum Beispiel ihre in
der Heimat absolvierte Ausbil-
dung zur Reiseverkehrskauffrau
hier nicht anerkannt.
Die Jobsuche
gestaltete sich so-
mit schwierig, erst recht, als aus
dem Zwei- mit der Zeit ein Vier-
Personen-Haushalt wurde. Und
so hörte Sandra Dragonic genau
hin, als sie erfuhr, dass neue Hal-
lenwarte für die Werder-Halle
in der Hermine-Berthold-Straße
gesucht werden. „Ich habe sofort
gesagt, dass wir Interesse haben,
ohne ‚Nebo‘ zu fragen“, schmun-
zelt die ehemalige Volleyballe-
rin. Doch auch zu Hause kam
die Idee, beim SV Werder eine
Bewerbung für die ausgeschrie-
benen Stellen einzureichen, gut
an. „Obwohl ich zunächst über-
legen musste“, verrät Nebojsa
Dragonic. Schließlich galt es für
den 46-Jährigen, seinen Job als
stellvertretender Gruppenlei-
ter aufzugeben, der „technisch
anspruchsvoll und sehr interes-
sant“ war. Ausschlaggebend war
schließlich, dass bei Werder für
beide die Chance einer Anstel-
lung bestand.
„Wir haben diesen Schritt
bisher
nicht eine Sekunde bereut, denn
wir wurden von den Sportlern
und von der gesamten Werder-
Familie sehr gut aufgenommen“,
schwärmen Sandra und Nebojsa
Dragonic. Nachmittag, abends
und an den Wochenenden sind
in ‚ihrer‘ Halle vor allem die
Handballer der Grün-Weißen
aktiv, vormittags und bei Punkt-
spielen auch das Tischtennis-
Bundesliga-Team, dazu kommen
verschiedene Schulsport-Aktivi-
täten und Gruppen der Werder-
Windel-Liga.
Die ‚Dienstkleidung‘
der beiden
Hallenwarte zeigt dabei ihre
große Identifikation mit dem SV
Werder. Denn zumeist verrich-
ten sie ihre Arbeit im grünen
Werder-Trainingsanzug. Und
auch die Kinder sind von grün-
weiß begeistert. Während Toch-
ter Dunja einer Tanzgruppe der
Abteilung Turnspiele und Gym-
nastik angehört, hat Sohn Nikola
durch den Umzug neben dem
Fußball auch noch den Hand-
ballsport für sich entdeckt und
betreibt beides mit Leidenschaft.
Einen guten Grund
wird es aber
immer geben, der Familie Drago-
nic vom geliebten neuen Zuhau-
se wegzieht: Im Sommer geht es
stets in Richtung Balkan, gerne
für mehrere Wochen. „Sonst
schaffen wir es nicht, alle Ver-
wandten zu besuchen und am
Ende noch ein paar Tage Badeur-
laub in Montenegro dranzuhän-
gen“, erzählt Nebojsa Dragonic.
Denn in den Urlaub geht es stets
mit dem Auto, jeweils 16 bis 20
Stunden dauern Hin- und Rück-
fahrt. Und: „Wenn wir wieder zu
Hause sind, sind jedes Mal etwa
5.000 Kilometer zusammenge-
kommen.“
Martin Lange
Ein eingespieltes Team 
Nebojsa und Sandra Dragonic arbeiten seit Mitte
Juni dieses Jahres als Hallenwarte der Werder-Halle
Hermine-Berthold-Straße.
Foto: M. Rospek
Neue Herausforderung
Sandra
und Nebojsa Dragonic sagen:
„Wir wurden von den Sportlern
und von der gesamten
Werder-Familie sehr gut
aufgenommen.“
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MENSCHEN BEI WERDER
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