WERDER MAGAZIN Nr. 322 - page 94

TIM BOROWSKI
W
o soll man bloß anfangen? Der 3:1-Sieg in Mün-
chen, die anschließende Ankunft am Bremer
Flughafen, der Autokorso zum Rathaus – das wa-
ren Eindrücke, die man als Spieler nie vergisst.
Und dadurch, dass vor der Saison niemand einen Pfifferling
auf uns gesetzt hatte, waren die Erfolge umso schöner. Wir
waren 2003/2004 einfach eine fantastische Truppe, zum Teil
sind wir noch heute befreundet. Selbst Rückschläge konnten
uns nichts anhaben. Als beispielsweise die Wechsel von Ailton
und Mladen Krstajic zu Schalke 04 bekannt wurden, war das
für uns erst mal ein Schock. Einige Medien haben für reich-
lich Unruhe gesorgt, aber wir haben uns davon nicht beirren
lassen. Alle haben sich hochprofessionell verhalten und weiter
Vollgas gegeben. Ich weiß, es klingt abgedroschen, aber wir
waren einfach Woche für Woche voll auf die jeweilige Aufgabe
fokussiert. Und unser Selbstvertrauen wurde im Laufe der Sai-
son immer größer.
Wir wussten, wie stark wir sind,
irgendwann war es völlig egal,
gegen wen oder wo wir spielten. Der Gewinn des Titels war
sensationell. Ich will nicht bestreiten, dass wir danach ordent-
lich gefeiert haben. Allerdings dauerte es nicht lange, bis uns
bewusst wurde, dass wir mit dem Double etwas Einmaliges
schaffen können. Das Pokalfinale war dann vielleicht nicht das
beste Spiel meiner Karriere, aber sicher eines der emotionalsten.
FABIAN ERNST
M
it am besten in Erinnerung ist mir der Rückflug
aus München. Als wir in Bremen ankamen, hat
unser kleiner ‚OLT‘-Flieger erst mal eine Extrarun-
de über dem Flughafen gedreht. In dem Moment
haben wir gesehen, dass sich halb Bremen am Rollfeld ver-
sammelt hatte. Einen schöneren Empfang hätte man sich nicht
wünschen können.
Die Saison 2003/2004
hatte irgendwann eine Eigendynamik
entwickelt. Wann genau, das ist schwer zu sagen, vielleicht
ging es am 7. Spieltag beim 1. FC Köln los. Wir gewannen 4:1,
das weiß ich noch genau, ich habe damals drei Tore vorbereitet.
Vielleicht war es auch beim 4:2-Sieg ein paar Wochen später
in Freiburg. Irgendwann griffen einfach die Automatismen, wir
haben gar nicht mehr großartig nachgedacht. Das war das Er-
gebnis einer langfristigen Entwicklung. Die Mannschaft wur-
de über Jahre aufgebaut und immer wieder punktuell ergänzt.
Ich war ja zum Beispiel schon seit 2000 beim SV Werder. In
Bremen hat man mir die Zeit gegeben, um sportlich und per-
sönlich zu reifen.
Das Double zu gewinnen,
war sicherlich die Krönung. Mit Besik-
tas Istanbul ist mir das später in der Türkei noch einmal gelun-
gen, aber die Bundesliga hat natürlich einen anderen Stellenwert.
Wir hatten tolle Charaktere in der Mannschaft. Und die Art und
Weise, wie Werder damals Fußball gespielt hat, war etwas ganz
Besonderes. So etwas habe ich danach nie wieder erlebt.
Doppelpack
Tim Borowski war im DFB-Pokal-Finale 2004
der ‚Mann des Tages‘: Beim 3:2-Erfolg gegen Alemannia
Aachen erzielte ‚Boro‘ zwei Treffer.
Unverzichtbar
Fabian Ernst (li.) fehlte 2003/2004 nur in zwei
der insgesamt 42 Pflichtspiele des SV Werder – jeweils we-
gen einer Gelb-Sperre. Die Feier auf dem Rathausbalkon war
auch für ‚Fabe‘ die Krönung einer herausragenden Spielzeit.
Foto: Getty Images
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