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CORTISSIMO 04 | 2016
E
igentlich ist das wasserlose Offset-
verfahren schon über 40 Jahre alt.
Zunächst wurde die Idee, Feuchtwas-
ser und die damit verbundenen Probleme
durch Silikon auf der Druckplatte zu er-
setzen, recht euphorisch aufgenommen.
Beim rasanten Wachstum des konventi-
onellen Offsetdrucks in den 70er bis 90er
Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts
führte der wasserlose Offset dennoch ein
Nischen-Dasein. Von Praktikern wurde er
als Beschäftigungstherapie für Öko-Freaks
oder bestenfalls unverbesserliche Visionä-
re betrachtet. In Europa nahm Skandina-
vien aufgrund strenger Umweltauflagen
eine Vorreiterrolle ein, in den USA ent-
stand eine kleine Fangemeinde. Nur in Ja-
pan konnte der wasserlose Prozess größe-
re Marktanteile erreichen, im Bogen- wie
imRollendruck.
Gründe für den geringen Marktanteil
waren vergleichbar hohe Plattenpreise, die
fehlende Bereitschaft der Druckkunden,
für bessere Druckqualität etwas mehr zu
bezahlen, die Empfindlichkeit der Druck-
platten beim Gebrauch oder die anfänglich
instabile Farbübertragung aufgrund der
noch ungenügenden Temperierung der
Druckmaschinen.
Zur stärkeren Verbreitung der
feuchtwerkfreien Technologie trugen die
in den 90er Jahren auf den Markt gekom-
menen Digital-Bogenmaschinen wie die
GTO-DI und Quickmaster DI von Heidel-
berg sowie die 74 Karat von KBA bei, die
nahezu ausnahmslos im wasserlosen Off-
set produzierten. Neben dem Verzicht auf
das im Offset notwendige Wasser war eine
einfache Bedienung mit gleichzeitig gerin-
ger Makulatur ein wesentliches Anliegen
von Herstellern und Druckern und so war
es naheliegend, bekannte Techniken aus
dem Flexo- und Hochdruckverfahren ein-
zusetzen.
LANGETRADITION IN INNOVATION
Besonders KBA, als innovatives und ex-
perimentierfreudiges Haus bekannt, nut-
ze das eigene Know-how aus vielen Fle-
xo- und Anilox-Hochdruckmaschinen, um
zunächst ein zonenschraubenloses Kurz-
farbwerk für den konventionellen (also
wasserbehafteten) Offset-Zeitungsdruck
praxistauglich zu entwickeln. Zur drupa
1990 stellte KBA die erste zonenschrau-
benlose Nassoffsetmaschine in Achter-
turmbauweise der Öffentlichkeit vor, die
im gleichen Jahr in Kassel zum Druck der
HNA den Betrieb aufnahm. Viele Anilox-
Offsetrotationen mit insgesamt rund
550 Druckwerken hat KBA in Europa und
Nordamerika ausgeliefert, dennoch blieb
beim zonenschraubenlosen Offset-Kurz-
farbwerk die Farb- Wasserbalance eine
Herausforderung für Drucker, Farb- und
Feuchtmittellieferanten.
Nachdem Friedrich Koenig vor über
210 Jahren das Walzenfarbwerk erfunden
hat, das in seinen Grundzügen noch heu-
te den Stand der konventionellen Offset-
Farbwerktechnik repräsentiert, gelang
KBA mit der Kombination „wasserlos und
zonenschraubenlos“ eine Basisinnovati-
on mit völlig neuen Möglichkeiten für den
standardisierten, hochvolumigen Quali-
tätsdruck.
Zur PRINT ’97 in Chicago stellte KBA
die gemeinsam mit Scitex entwickelte Di-
gital-Offsetmaschine 74 Karat zum ersten
Mal im Druck vor. KBA-Metronic AG hatte
schon einige Jahre vorher beim Bedrucken
von Smart Cards oder elektronischen Da-
tenträgern die wasserlose Kurzfarbwerk-
technik erfolgreich eingesetzt und zur Ipex
2002 wurde die in der Fachpresse als „ge-
nial“ betitelte Kleinformat-Bogenmaschine
KBA Genius 52 präsentiert.
DRUPA2000–CORTINA
VORGESTELLT
Aus einigen Misserfolgen, bahnbrechen-
den Ideen und viel Entwicklungsarbeit ent-
stand der wasserlose Coldset-Offsetdruck
als jahrelanges Gesprächsthema der Bran-
che. Zur drupa 2000 bewies KBA mit der
völlig neuartigen Kompakt-Achterturm-
maschine Cortina, dass auch Zeitungen
mit hoher Geschwindigkeit, minimalster
Makulatur und bestechender Druckqua-
lität im wasserlosen Offset effizient und
wirtschaftlich produziert werden können.
Im Gegensatz zu anderen Her-
stellern hat KBA bei seinen innovati-
ven Wasserlos-Maschinen nicht nur die
Feuchtwerke eliminiert, sondern den
wasserlosen Druckprozess um die zonen-
schraubenlose Einfärbetechnik und eine
präzise, schnell reagierende Temperie-
rung für Rasterwalze und Plattenzylinder
ergänzt.
Auch heute, nach mehr als 25 Jah-
ren Entwicklungsarbeit in diesem Bereich,
kann KBA mit seinen wasser- und zo-
nenschraubenlos arbeitenden Rollenoff-
set- und Spezialmaschinen in der Praxis
beweisen, dass im Druck Ökonomie und
Ökologie bzw. Standardisierung und Qua-
lität keine Widersprüche sind. Die Instal-
lation von 85 KBA Cortina-Achtertürmen
mit 680 Farbwerken und der Markterfolg
der KBA Genius 52, vornehmlich in der
UV-Version, zeigen, dass die kontinuierli-
che Weiterentwicklung der Kurzfarbwerk-
technikentwicklung durch KBA nicht nur
von technologischem Ehrgeiz getrieben
wurde. Das Verfahren eröffnet vielmehr
seinen Anwendern neue Möglichkeiten
und wird deshalb von diesen besonders
geschätzt.
In der jüngeren Vergangenheit wur-
den dank der Impulse und Unterstützung
durch besonders engagierte Cortina-An-
wender mit exzellentem Prozess-Know-
how in Freiburg, Düsseldorf und Trier wei-
tere Entwicklungen zur Praxisreife geführt.
Erwähnenswert ist das Inline-Lackieren
der bedruckten Papierbahn für einen ab-
schmierfreien Qualitätsdruck mit einem
höheren Glanzgrad, wie er vorher nur mit-
tels energieintensiver Heißlufttrockner
im Heatset-Verfahren erreichbar war. Hier
spielt der Wasserlos-Offsetdruck seine
Trümpfe aus, da nur dieser Druckprozess
den Einsatz umweltfreundlicher Wasserla-
cke ermöglicht!
Ein Beispiel für die neuen Möglich-
keiten halten Sie, liebe Leser, mit dieser
Ausgabe NR. 4 der Cortissimo in Händen.
Dieses qualitativ sehr hochwertige, ökolo-
gisch unbedenkliche Magazin wurde ohne
Einsatz von Heißluft-Gastrocknern, UV-
Druckfarben oder Spezialpapieren produ-
ziert. Eine inhaltliche und optische Augen-
weide – genießen Sie es!
VONWASSERLOSZU
CORTISSIMO–
FINI
SSAGE
von ersten Ideen bis zum
hochwertigen Magazin. Claus Bolza-Schünemann, Vorsitzender des
Vorstandes der Koenig & Bauer AG blickt zurück und voraus.