Und das ‚schlimmste‘ Spiel?
Das war aus meiner Sicht die Heimnieder-
lage gegen Leverkusen. Der Gegner hat
uns gezeigt, was es heißt, effektiv zu spie-
len. Sie hatten vier Torchancen und haben
alle genutzt. Wir hatten ähnlich viele gute
Möglichkeiten, aber haben die Tore nicht ge-
macht. Aus diesem Spiel konnten wir lernen,
dass es nicht reicht, nur gut mitzuspielen.
Sondern man muss auch treffen, denn das
entscheidet über Sieg oder Niederlage.
Was unterscheidet den Teamgeist innerhalb
der Mannschaft von dem in der vergangenen
Saison?
Unser großes Plus ist sicher, dass im Moment
jeder gewillt ist, seine persönlichen Bedürf-
nisse hinten anzustellen. Das merkt man in
der Kabine, das merkt man am Umgang der
Spieler untereinander. Jeder will sich wei-
terentwickeln, jeder hat Ziele, verfolgt die-
se aber im Sinne der Mannschaft. Es
herrscht ein unheimlich positives
Klima. Man konnte das schon
in der Vorbereitung im Som-
mer spüren. Die Neuen haben
sich schnell integriert, was
gerade bei den vielen per-
sonellen Veränderungen
wichtig war. Vom ersten
Trainingstag an herrschte
eine Aufbruchstimmung.
Was hat der Weggang
von Klaus Allofs wäh-
rend der Hinrunde für die
Mannschaft bedeutet?
Er war immer sehr nah
an der Mannschaft,
fast täglich dabei, auch
bei den Auswärtsspie-
len. Da fällt es natürlich
auf, wenn er auf ein-
mal fehlt. Aber für die
Mannschaft hat sich in
der Arbeit nichts geän-
dert. Wir müssen uns
auf unsere Aufgaben
konzentrieren. Klaus
Allofs hat hier über vie-
le Jahre hervorragende
Arbeit geleistet. Nun hat er
sich für eine andere Aufgabe
entschieden. Und das galt es zu
akzeptieren.
Die Öffentlichkeit meint zu beobachten, dass
Thomas Schaaf offener geworden ist, sich
noch stärker um die Mannschaft kümmert.
Hat er sich in den vergangenen Jahren verän-
dert?
Aus Sicht der Spieler nicht. Wir wussten
schon immer, dass wir bei ihm stets eine
offene Tür vorfinden, wenn wir Probleme
haben. Dass wir jeder Zeit zu ihm kommen
und uns mit ihm austauschen können. Das
hat sich nicht verändert. Sicher gab es für
ihn durch den Weggang von Klaus Allofs zu-
letzt einige Aufgaben mehr. Er ist aber der-
selbe geblieben.
Mit welchen Gedanken hast du den starken
Umbau der Mannschaft im Sommer begleitet?
Ich hatte vollstes Vertrauen in die Verant-
wortlichen, in Klaus Allofs und Thomas
Schaaf. Ich habe meinen Vertrag ja schon in
dem Wissen verlängert, dass ein Umbruch
stattfinden wird. Darauf habe ich mich ge-
freut, wollte bei dieser Entwicklung Verant-
wortung übernehmen, für die Mannschaft
da sein. Wir haben viele Spieler mit unglaub-
lichen Qualitäten dazubekommen, verschie-
dene Charaktere. Mir ist wichtig, dass alle
das gleiche Ziel verfolgen.
Welchen Beitrag konntest du zur Integration
der Neuen leisten?
Ich habe versucht, allen das Gefühl zu ver-
mitteln, dass sie jeder Zeit zu mir kommen
können. Gerade in den ersten Tagen habe
ich viel mit den Neuen gesprochen, um ih-
nen die Eingewöhnung zu erleichtern – auch
bei Fragen außerhalb des Fußballs. Wenn
es nötig war, haben wir telefoniert – so
wie man eben Menschen helfen kann, die
in eine neue Stadt kommen. Diese Aufgabe
habe ich allerdings nicht alleine übernom-
men. Wir alle haben die neuen Spieler mit
offenen Armen empfangen.
Spricht Thomas Schaaf mit dir als Kapitän
über deine Verantwortung, die Mannschaft zu
führen und die jungen Spieler ‚an die Hand zu
nehmen‘?
Zum einen ist das für mich eine Selbstver-
ständlichkeit. Zum anderen stehe ich aber
auch ständig im Austausch mit Thomas
Schaaf. Wir haben einen Mannschaftsrat,
der sich kümmert. Es gibt immer etwas zu
verbessern. Und wenn Dinge auffällig sind,
werden sie natürlich angesprochen.
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INTERVIEW