doch Ordenewitz schoss sein
Team in der Verlängerung zum
Sieg. „Wir haben diese wichti-
gen Spiele geliebt“, erzählt Rune
Bratseth.
Auch nach der Winterpause
be-
stach das junge Werder-Team mit
beeindruckender Konstanz. Vor
allem auf die Auswärtsstärke war
Verlass. „Viele Spiele haben wir
clever über die Bühne gebracht“,
sagt der damalige Kapitän Mirko
Votava. „Wir wussten, dass wir ir-
gendwie ein Tor machen würden.“
Unbeirrt steuerten
die Grün-
Weißen auf das zweite Duell mit
dem FC Bayern zu. Und diese
„anfangs rüde Wirtshausklop-
perei“ (‚Die Welt‘) sollte ihre
Meisterprüfung werden. „Die
sind zum Teil körperlich kaputt
gewesen und trotzdem über
die Leistungsgrenze gegangen“,
musste Bayern-Kapitän Klaus
Augenthaler anerkennen. Selbst
ein kurios verursachter Elfmeter
von Sauer („Ich dachte, der Schi-
ri hätte abgepfiffen“), der den
Ball unter den ungläubigen Bli-
cken seiner Kollegen in die Hand
nahm, brachte Werder nicht aus
dem Konzept. Nur eine Minu-
te später traf Ordenewitz per
Strafstoß, ehe Doppel-Torschütze
Riedle den 3:1-Sieg perfekt mach-
te. Danach konnte dem SV Wer-
der selbst das doppelte Halbfinal-
Aus in DFB-Pokal und UEFA-Cup
nichts mehr anhaben.
Frankfurt, 3. Mai 1988,
der Tag,
an dem die Meisterträume Wirk-
lichkeit wurden: Allerdings kam
der Titel am 31. Spieltag etwas
überraschend, mit einer Nieder-
lage von Konkurrent Köln beim
Hamburger SV hatte kaum je-
mand gerechnet. Zudem tat sich
der SVW bei Eintracht Frank-
furt lange Zeit schwer. Erst ein
Platzverweis für Frank Neubarth
schien neue Reserven zu mobili-
sieren, kurz darauf gelang Riedle
der Siegtreffer. Willi Lemke leg-
te mit dem Matchwinner einen
Walzer auf den Rasen. Und in der
Kabine angekommen, schickte
Rehhagel die Journalisten nach
draußen. „Seien Sie für eine Mi-
nute ganz still“, sagte er zu sei-
nen Helden. „Und genießen sie
diesen Augenblick.“
Als sie vor dem letzten
Heimspiel
gegen den Hamburger SV die
Meisterschale in Empfang nahm,
strahlte die Mannschaft mit der
Sonne um die Wette. „An die-
sem Tag passte alles zusammen,
leider nur für den HSV“, lacht
Mirko Votava heute. Denn Wer-
der verlor mit 1:4, doch selbst
mit der deutlichen Derby-Nieder-
lage konnte die überglückliche
Mannschaft an diesem Tag leben.
„Wenn man einmal
am Erfolg gero-
chen hat“, sagt Votava, „dann will
man ihn immer wieder erreichen.“
Fast die gesamte Saison über war
Rehhagels vielzitiertes ‚Kollektiv‘
auf einer Erfolgswelle gesurft.
Von ‚Abtakeln‘ konnte keine Rede
sein, im Gegenteil: 1988 sollte als
das Jahr in die Geschichte einge-
hen, in dem der SV Werder die Se-
gel setzte – und Kurs in Richtung
Titelgewinn nahm.
Jörn Lange
Noch mehr
Meisterstimmung
Das WERDER
MAGAZIN würdigt
die Titelträger von
1988 in einer
Sonderbeilage.
Die Entscheidung
Nach dem
1:0-Erfolg in Frankfurt am 31.
Spieltag war dem SV Werder
der Titel nicht mehr zu neh-
men.
25JAHRE
DEUTSCHERFUSSBALLMEISTER
1988
2013
WERDER
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Fotos: Schumann
WERDER MAGAZIN 306 85
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