I
n der Vorsaison war der 1,91 Meter große
Mittelstürmer an den FC St. Pauli ausge-
liehen, wo er in der zweiten Liga mit 18
Treffern auf sich aufmerksam machte. Ums
traditionelle Singen vor der Mannschaft kam
Daniel Ginczek bei seinem neuen Club herum.
Stattdessen rief der Stürmer beim gemeinsamen
Team-Abend die Namen der Kollegen im Stile
eines Stadionsprechers aus. Und der Neuzugang
hat sich auf Anhieb einen Platz im Sturmzentrum
erkämpft: In den ersten fünf Saisonspielen stand
Ginczek (ein Tor, eine Torvorlage) jeweils in der
Startelf.
„Der 1. FC Nürnberg
hat schon sehr früh Interesse
gezeigt und sich um mich bemüht. Nach den posi-
tiven Gesprächen mit Herrn Bader und dem Trai-
nerteam stand für mich fest, dass ich zum Club
wechseln will“, sagt Ginczek. „Hier sehe ich die
große Chance, auf viel Einsatzzeit zu kommen.“
Bei Borussia Dortmund stand er zwar im Meis-
terteam 2011, zum Einsatz kam der 22-Jährige
jedoch nicht.
Jetzt also der Neustart
für den kopfballstarken
Stürmer. Mit seinem Vater hat er eine Wette ab-
geschlossen, sich eine ganz bestimmte Anzahl
Tore als Ziel gesetzt. „Die genaue Zahl verrate ich
aber nicht“, meint Ginczek. Sechs Spiele (zwei
Tore) hat er bereits für die deutsche U-21-Natio-
nalmannschaft absolviert. Auch der polnische
Verband hatte um den Offensivspieler, dessen
Großeltern aus Schlesien stammen, gebuhlt.
„Ich möchte mich
jetzt in der ersten Bundesliga
etablieren“, erklärt Ginczek. „Beim FC St. Pauli
hatte ich eine tolle Saison. Daran versuche ich an-
zuknüpfen.“ Und er fühlt sich in Franken wohl.
Zum Umzug haben er und seine Freundin Wiebke
sich eine französische Bulldogge geschenkt. Auf
den Namen haben sich die beiden schnell geei-
nigt: ‚Pauli‘. So erinnert sich der Rechtsfuß an
seine bislang erfolgreichste Zeit. Nur den besten
Kumpel, Ex-Werder-Profi Kevin Schindler, musste
er in Hamburg zurücklassen. Ein Jahr lang wa-
ren ‚Ginni‘ (Ginczek) und ‚Bubi‘ (Schindler) beim
Kiez-Club unzertrennlich.
Ginczek glänzt
mit viel Einsatz, guter Schusstech-
nik und als starker Zweikämpfer. An den beiden
ersten Spieltagen dieser Saison absolvierte der
22-Jährige die meisten Zweikämpfe aller Offen-
sivspieler in der Bundesliga (69). Ganz zufrieden
ist Ginczek trotzdem nicht – nur drei Punkte aus
den ersten fünf Spielen gab es für den FCN. Und
die verpassten Heimsiege gegen schwächer einge-
schätzte Clubs wie Hertha BSC (2:2) und den FC
Augsburg (0:2) waren enttäuschend. Persönlich
läuft es dagegen gut, im Kampf mit Tomas Pek-
hart um den Platz im Sturmzentrum hat Ginczek
bislang die Nase vorn.
„Ich merke natürlich
den Unterschied zur zwei-
ten Liga. Es ist alles noch schneller und dynami-
scher“, sagt Ginczek und ist sich sicher, dass ihm
die Umstellung gelingt. „Solche Sprünge bin ich
gewohnt. Ich habe das schon von der Regionalliga
in die 3. Liga und dann in die 2. Liga geschafft.“
Seinen Wechsel nach Nürnberg hat er jedenfalls
noch keine Sekunde lang bereut: „Das Mann-
schaftsklima hier ist sehr, sehr gut. Vielleicht so-
gar noch familiärer als in Dortmund“, wagt der
Stürmer einen Vergleich. Aber trotz der guten
Stimmung – das Singen überlässt Ginczek wohl
auch in Zukunft lieber anderen...
Timo Frers
Tor-Wette als Extra-
Motivation
Er ist groß, stämmig
und stark im Abschluss: Daniel Ginczek.
Der 22-Jährige kam vor dieser Spielzeit von
Borussia Dortmund zum 1. FC Nürnberg.
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