Natürlich hätte ich gerne sofort auf dem
Platz gestanden. Aber ich wusste, dass mei-
ne Zeit bei Werder kommt. Jetzt will ich mei-
ne Chance so gut wie möglich nutzen.
Du bist als neuer Spieler ein großer Hoff-
nungsträger für die Fans in Zeiten, in denen
sich der SV Werder wieder neu finden muss.
Wie gehst du damit um?
Ehrlich gesagt mache ich mir darüber
keine Gedanken. Ich konzentriere mich
auf mich und auf das, was der Trainer sagt,
und blende alles andere aus. Wir haben ein
sehr junges Team mit vielen guten Spielern.
Diese Saison wird nicht leicht. Aber wir
haben die Qualität im Kader, dass wir uns
in den nächsten Jahren gut entwickeln
können.
Welche Rolle spielte es für deine Entschei-
dung, zu Werder zu kommen, dass mit Franco
Di Santo bereits ein Argentinier hier war?
Es spielte keine Rolle. Trotzdem habe ich
mich gefreut, dass mit Franco bei meiner An-
kunft in Bremen schon jemand da war, der
meine Sprache spricht. Das hilft sehr, wenn
man in ein fremdes Land kommt, in dem
man sich noch nicht auskennt. Wir haben
uns vom ersten Tag an sehr gut verstanden,
unternehmen außerhalb des Trainings viel
gemeinsam. Auch wenn wir sicher sehr un-
terschiedlich sind. Ich bin etwas zurückhal-
tender, er macht immer mal den einen oder
anderen Witz und redet gerne
(lacht)
. Aber
das passt gut zusammen.
Und was war das Wichtigste bei deiner Ent-
scheidung für Werder?
Ich kenne seit langem die Bedeutung der
Bundesliga und ihre hohe sportliche Qualität.
Alleine das ist ein großer Anreiz. Außerdem
habe ich unter anderem mit Steve van Bergen
gesprochen, der mein Mitspieler in Palermo
war und der einige Jahre in Deutschland ge-
spielt hat. Er hat mir sehr viel Gutes erzählt.
Zum Beispiel, dass die Bundesliga und die
Vereine sehr gut organisiert sind, dass die Sta-
dien voll sind. Und vor allem, dass das sport-
liche Niveau mindestens so hoch ist wie in
Italien, wohl eher sogar noch höher.
Was wusstest du über Werder Bremen?
Dass es hier viele Jahre lang Champions-
League-Fußball gab. Werder ist ein Traditi-
onsverein, hat bereits mehrere Titel geholt.
Und ich habe in den vergangenen Jahren eini-
ge Spiele von Werder im Fernsehen gesehen.
Zuvor hast du in Italien gespielt. Wie war die-
se Zeit?
Es hat mir sehr gut gefallen dort. Ich konn-
te die Sprache am Anfang gar nicht, aber es
hat mir Spaß gemacht, sie zu lernen. Meine
Oma ist Italienerin. Deshalb habe ich neben
der argentinischen auch die italienische
Staatsbürgerschaft. Allerdings habe ich mit
ihr früher nur Spanisch gesprochen. Zum
Glück ist Italienisch dem Spanischen doch
recht ähnlich. Ich habe insgesamt in Italien
sehr viel gelernt, bin dort reifer geworden.
Es war eine wertvolle Zeit.
Es hieß, dass du dich in diesem Sommer im
Unfrieden von US Palermo verabschiedet
hast…
Die Verantwortlichen dort hatten andere
Vorstellungen als ich. Wir konnten uns nicht
mehr einigen. Deswegen war für mich ir-
gendwann klar, dass meine Zeit dort vorbei
ist. Umso glücklicher bin ich, nun in Bre-
men zu sein und hier eine neue Chance zu
bekommen. Es war mein Ziel, in Europa zu
bleiben. Denn nicht nur der Fußball in Süd-
amerika ist ganz anders als hier. Auch die
ökonomische Situation in Argentinien ist
nicht so gut wie in Deutschland. Zudem füh-
len wir uns hier viel sicherer.
Du hattest auch Angebote aus England und
Italien…
Das stimmt, ich hatte auch andere Angebote.
Aber mir war schnell klar, dass Bremen der
Ort ist, an dem ich Fußball spielen möchte.
Du bist zunächst für ein Jahr ausgeliehen. Eine
schwierige Situation?
Derzeit denke ich nicht darüber nach. Ich
möchte Fußball spielen, und alles Weitere
wird sich dann in den nächsten Monaten er-
geben. Wenn ich die Möglichkeit bekomme,
würde ich gerne ein paar Jahre hierbleiben.
Ich bin mir sicher, dass es mir in Bremen und
bei Werder auch in Zukunft gefallen wird.
m
„Es war
mein Ziel,
in Europa
zu bleiben.“
Starker Rückhalt
Kochen gehört
zu den Lieblingsbeschäftigungen
von Santiago Garcia und seiner
Freundin Carla, die mit ihm nach
Bremen gekommen ist.
WERDER MAGAZIN 310 21
INTERVIEW