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ft sorgen sich Kinder
darum, dass die Eltern
nach dem Berufsleben
der Langeweile verfal-
len. Solche Gedanken gab es bei
der Verwandtschaft von Mari-
anne Stöver vermutlich nie. Die
73-Jährige ist schwer beschäftigt:
Statistenrollen beim Theater, Sin-
gen im Chor, Besuche im Fitness-
studio. Und seit zehn Jahren lei-
tet sie Gymnastikgruppen beim
SV Werder.
Die Bremerin
mit Wurzeln im
Schwarzwald wirkt rundum
zufrieden, wenn sie über ihren
vollen Terminkalender spricht.
Bis zum Alter von 60 Jahren
arbeitete sie als Lehrerin. In ih-
rem Leben spielte außerdem der
Sport schon immer eine wichtige,
wenn nicht gar die wichtigste
Rolle. Ihre Mutter war Kunst-
turnerin, der Vater ein guter
Fußballer. Schon als Kind turnte
Marianne Stöver beim SV Heme-
lingen, spielte im Erwachsenen-
alter auch Faustball und Prell-
ball. In einer Sonderschule für
verhaltensauffällige Kinder war
sie zudem für den Sportunter-
richt zuständig, bevor sie in den
Abendstunden Übungsgruppen
im Verein leitete. Obwohl es ihr
schwerfiel, wollte sie sich nach
der Pensionierung mehr auf ihre
eigene Gesundheit konzentrie-
ren und zog schweren Herzens
einen Schlussstrich unter das
Vereinsleben.
Eine Zeit lang
blieb sie diesem
Vorhaben treu. Doch als Werder
dringend Unterstützung brauch-
te, konnte sie nach kurzem Zö-
gern nicht widerstehen. Meta
Finke, die heutige Ehrenvorsit-
zende der Abteilung Turnspiele
und Gymnastik, überredete
Marianne Stöver dazu, wieder
Gymnastikgruppen zu leiten.
„Sie hat mir versprochen, dass
ich die Stunden so einteilen
und gestalten kann, wie ich
es möchte. Das hat mich über-
zeugt“, erinnert sich Stöver an
die ‚Verhandlungen‘ vor zehn
Jahren. Inzwischen betreut sie
drei Gruppen in den Bereichen
‚Rücken fit‘ und ‚Mollig und
Mobil‘. Die ehrenamtliche Ar-
beit begeistert sie: „Alle haben
großen Spaß an der Bewegung,
und ständig kommen neue Leu-
te hinzu.“
Ein bisschen spricht
noch im-
mer die Lehrerin aus ihr, wenn
sie erzählt, wie sie bei manchen
Übungen korrigierend eingreift.
Oder dass die Gruppen oft die
Größe einer Schulklasse haben.
Marianne Stöver schwärmt:
„Mir sind die Frauen sehr ans
Herz gewachsen.“ Dann ergänzt
sie: „Manchmal leite ich auch
Männergruppen. Das ist wieder
ganz anders. Aber Männer sind
so direkt, das macht mir auch
großen Spaß.“
Das ‚Ja-Wort‘
für Werder vor
zehn Jahren hat Marianne Stö-
ver nie bereut. „Obwohl ich nur
ein paar Stunden in der Woche
hier bin, fühle ich mich als Teil
des Vereins“, sagt sie. Dass sie
kürzlich für ihr ehrenamtliches
Engagement ausgezeichnet wur-
de, freut die 73-Jährige. Beschei-
den sagt sie aber: „Eigentlich
sind zehn Jahre gar nicht so
lange. Die meisten meiner an-
deren Aktivitäten übe ich schon
viel länger aus. Aber Werder war
vor zehn Jahren noch einmal ein
Neuanfang für mich.“ Dieser
zweite Teil ihres Vereinslebens
wird sie noch sehr lange ein-
nehmen – daran lässt Marianne
Stöver keine Zweifel aufkommen.
Ihre Strategie für ein gesundes
Leben scheint simpel zu sein.
„Durch das Krafttraining habe
ich keine Beschwerden“, erklärt
sie. Vermutlich ist ihr wahres
Geheimnis aber ein ganz ande-
res: eine große Portion Lebens-
freude und viel Spaß am Sport!
Laura Ziegler
Neuanfang bei
Werder
Obwohl sich Mari-
anne Stöver mit 60 Jahren aus dem
Vereinsleben zurückziehen wollte,
ist sie wieder mittendrin und wur-
de bei der Mitgliederversammlung
des SV Werder für zehn Jahre eh-
renamtliches Engagement geehrt.
Foto: M. Rospek
Aktiv im Alter
Marianne Stöver wird von den Mit-
gliedern ihrer Gymnastik-Gruppen als Übungslei-
terin sehr geschätzt.
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WERDER MAGAZIN 314 61