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u Beginn der Rückrunde war die
Welt beim Traditionsverein aus der
niedersächsischen Landeshauptstadt
für kurze Zeit wieder in Ordnung.
wei Siege – ein 3:1 im emotionalen Nach-
barschaftsderby gegen den VfL Wolfsburg
und ein ebenso deutliches 3:1 im ersten
Heimspiel des neuen Jahres gegen die am-
bitionierte Borussia aus Mönchengladbach
– schienen die Hannoveraner zurück auf
Erfolgskurs in Richtung der internationalen
Ränge zu bringen. Doch ebenso unvermittelt,
wie es begonnen hatte, endete das Hoch auch
schon wieder. Es folgten drei Niederlagen mit
0:8 Toren. Die Euphorie um den Traumstart
von Trainer Tayfun Korkut war verflogen. Ei-
nen Punktgewinn für 96 gab es erst wieder
am 23. Spieltag beim 1:1 in Augsburg.
Vor allem die Abwehr
bereitet den Verant-
wortlichen Kopfzerbrechen. In Augsburg
rettete Schlussmann Ron-Robert Zieler nach
der Pause mit großartigen Paraden quasi im
Alleingang den Punktgewinn, weil seinen
Vorderleuten immer wieder Schnitzer unter-
liefen. Korkut resümierte: „In der zweiten
Halbzeit hatten wir einen überragenden Tor-
wart, der nicht ohne Grund Nationalspieler
ist.“ 96-Innenverteidiger Christian Schulz
ärgerte sich über viele dumme Fehler: „Wir
haben den Gegner zurück ins Spiel gebracht.
Im Grunde wäre mehr für uns drin gewe-
sen.“ Allerdings ist nicht nur ‚Bruder Leicht-
fuß‘ Schuld an der Misere im defensiven Be-
reich, sondern auch die lange Verletztenliste.
Inzwischen sind Linksverteidiger Christian
Pander und der langzeitverletzte Brasilianer
Felipe ins Mannschaftstraining zurückge-
kehrt, so dass es wieder Alternativen für die
Viererkette gibt. „Für unser Spiel ist es ganz
besonders wichtig, dass wir hinten sicher
und kompakt stehen“, erklärt Mannschafts-
kapitän Lars Stindl. „Wenn es uns gelingt,
die Defensive zu stabilisieren, dann geht es
auch ganz schnell wieder aufwärts in der Ta-
belle“, gibt er sich zuversichtlich.
Neben Zieler, Schulz und Stindl
zählt auch
Szabolcs Huszti zu den Leistungsträgern
der Hannoveraner. Der Ungar ist Dreh- und
Angelpunkt im Offensivspiel und schussge-
waltiger Freistoß-Experte. Seine Pässe sorgen
immer wieder für Gefahr vor dem gegneri-
schen Tor. Vor anderthalb Jahren kehrte der
Nationalspieler von Zenit St. Petersburg zu-
rück an die Leine. Zuvor stand er bereits von
2006 bis 2009 bei den Niedersachsen unter
Vertrag.
Für neue Impulse
im Angriff sorgt der Lette
Artjoms Rudnevs, den 96 bis zum 30. Juni
dieses Jahres vom Liga-Konkurrenten Ham-
burger SV ausgeliehen hat. Rudnevs konnte
sich schon mehrfach in die Torschützen-
liste eintragen. „Ich hatte in der Hinrunde
beim HSV nicht die Einsatzzeiten, die ich
mir vorgestellt habe. Deswegen habe ich
mich nach der Anfrage von 96 sehr schnell
entschieden“, sagt der 26-fache National-
spieler.
Auch wenn es
momentan nicht so rund läuft
wie erhofft, bleibt der neue 96-Trainer gelas-
sen. „Es ist völlig verständlich, dass alle Be-
teiligten und auch die Fans mit der aktuellen
Situation unzufrieden sind. Wir haben uns
für die Rückrunde mehr vorgenommen. Wir
dürfen uns aber nicht von Emotionen leiten
lassen, sondern müssen konzentriert und
zielgerichtet weiterarbeiten“, betont Korkut.
Der 39-Jährige weiß, dass die Erwartungs-
haltung groß ist. Hannover will zurück auf
die europäische Fußballbühne. Mit Mirko
Slomka war dieses Ziel in weite Ferne ge-
rückt. Auch deshalb musste er in der Winter-
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„Entscheidung für
die Zukunft“
Für Hannover 96 ist die Saison
bislang unbefriedigend verlaufen.
Auch der mit hohen Erwartungen
verbundene Trainerwechsel hat die
Situation noch nicht nachhaltig ver-
ändert.