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DER Werderaner 

Mehr Werder ist niemand in der aktuellen Bundes-

liga-Mannschaft: Felix Wiedwald kam bereits in

der E-Jugend zu den Grün-Weißen und ist nun die

unumstrittene Nummer eins im Tor. Ein echter

Werder-Weg!

W

elche Wendungen das Leben nimmt und welche Wege

ein Mensch geht, ist häufig überraschend und nie vor-

hersehbar. Das hat auch Felix Wiedwald schon erfah-

ren. Dennoch kann man mit Fug und Recht behaupten,

dass viele Weichen für sein heutiges Leben bereits sehr früh gestellt

wurden – und ihn stets in die richtige Spur brachten. Das erste Mal,

als er am 15. März 1990 in Thedinghausen, einen Katzensprung von

Bremen entfernt, das Licht der Welt erblickte und danach auf der

anderen Weser-Seite, im Achimer Ortsteil Baden, aufwuchs. Felix

Wiedwald hat seine Wurzeln also im Werder-Land. So wie schon

seine Eltern.

Und die Sportbegeisterung

ist sogar seit mehreren Generationen in

der Familie verankert: Großvater Erhard Wiedwald, einst aus Ost-

preußen nach Norddeutschland gekommen, ist in Achim-Baden

ein Handballidol, auch Vater Bernd war erfolgreicher Handballer.

Klar, dass sich Felix und sein älterer Bruder Christoph ebenfalls

an diesem Sport versuchten. „Und es hat mir auch Spaß gemacht

damals“, erzählt er. Doch da gab es eben auch die Großeltern müt-

terlicherseits. Und die standen eher dem Fußball nahe. Also ging es

für den kleinen Felix nicht nur in die Handballhalle der SG Achim/

Baden, sondern auch auf den Fußballplatz des TSV Achim. Doch es

sollte nicht lange dauern bis zur nächsten wichtigen Weichenstel-

lung: Der SV Werder Bremen hatte zur Talentsichtung gerufen, und

Felix Wiedwald machte sich auf zum Trainingsgelände am Weser-

Stadion. Als Stürmer wollte er vorspielen, schließlich klappte das

beim TSV Achim bis dahin auch sehr gut. „Aber dann war kein Tor-

wart dabei“, erinnert sich Wiedwald. Und weil er bereits beim Hand-

ball (wie einst sein Vater) im Tor stand, stellte er sich auch beim

Fußball zwischen die Pfosten.

Und landete etwa

sechs Monate später tatsächlich beim SV Wer-

der. Das war im Herbst des Jahres 1999. Mit dabei in Werders

damaliger E-Jugend: der junge Karim Bellarabi, heute bei Bayer

Leverkusen und mittlerweile 10-maliger Nationalspieler. Training

in Bremen – das stellte Familie Wiedwald vor neue logistische He-

rausforderungen. Aber: „Meine Eltern und Großeltern haben mich

von Beginn an unterstützt, mich immer zum Training gefahren“,

erinnert sich der Werder-Profi. Mit dem gleichzeitigen Handball

spielen war nun jedoch aus zeitlichen Gründen Schluss.

Na klar,

Werder spielte für Felix Wiedwald, seit er denken kann, eine

wichtige Rolle – mit Postern der Grün-Weißen im Kinderzimmer

und allem, was ein junger Fan braucht. Und doch gab es da den Ver-

such, ihn als Kind auf die ‚schiefe Bahn‘ zu führen. Grund war ein

Familienurlaub auf dem Campingplatz in Schillig an der Nordsee-

küste. Viele dort kamen aus dem Westen Deutschlands. „Ich habe

mit Jungs gespielt, die alle Fan von Borussia Dortmund waren“, ver-

rät Wiedwald. Also fand auch der kleine Felix die Schwarz-Gelben

toll. „Aber das hat sich ganz schnell wieder gelegt“, beteuert er heu-

te schmunzelnd. Schließlich spielte er dann schon als Neunjähriger

selbst mit der Werder-Raute auf der Brust. Und kurz nach seinem

Wechsel ging es am 24. Oktober 1999 mit der neuen Mannschaft

ins Westfalenstadion. Werder gewann in Dortmund mit 3:1, Claudio

Pizarro schoss den entscheidenden dritten Treffer, und von da an

„gab es für mich endgültig nur noch Werder“.

Felix Wiedwald

durchlief in der Folgezeit die Jugend-Mannschaften

des SV Werder und erlebte „eine intensive Zeit“, die durchaus mit

Entbehrungen verbunden war: nach der Schule fast jeden Tag direkt

zum Training, danach spät zu Hause. Aufs Spiel vorbereiten, wenn

die Freunde am Wochenende weggingen und ihre Freizeit genossen.

Und das alles für den Traum vom Profi-Fußball, den sich sowieso

nur ein Bruchteil der Kinder und Jugendlichen, die danach streben,

erfüllen kann? Als Felix Wiedwald in der U15 spielte, waren die

Zweifel, ob der eingeschlagene Weg der richtige ist, auf einmal

groß. „Ich habe damals nur ein Saisonspiel gemacht“, erzählt er. Sein

damaliger Trainer Thorsten Bolder, der mit der U15 mehrfach den

Norddeutschen Meistertitel an die Weser holte und heute Koordi-

nator U8 – U14 im WERDER Leistungszentrum ist, muss schmun-

zeln, wenn er zurückdenkt: „Gut, dass Felix es bis in die Bundesliga

geschafft hat, obwohl wir damals einem anderen Torwart seines

Jahrgangs den Vorzug gegeben haben.“ Malik Sana hieß der Kon-

kurrent, er war körperlich bereits sehr weit, Wiedwald dagegen

„noch etwas zerbrechlich“, so Bolder, der allerdings betont: „Wir

haben Felix damals gesagt, dass er nicht aufgeben soll, denn seine

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WERDER MAGAZIN 327 13

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