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wald das Vertrauen schenkte. Am 18. November 2011 feierte dieser
sein Zweitliga-Debüt, blieb ohne Gegentreffer und hatte mit dem
3:0-Heimsieg gegen Eintracht Braunschweig einen perfekten Ein-
stand: „Besser hätte es nicht laufen können. Ich wurde im Abstiegs-
kampf ins kalte Wasser geworfen, konnte mich dadurch aber super
weiterentwickeln.“ 20 Einsätzen in der ersten Zweitliga-Saison folg-
ten 27 in der zweiten, ehe die Zeit in Duisburg schließlich ein un-
erfreuliches Ende nahm. „Ich hätte gerne noch ein drittes Jahr dort
gespielt, dann wäre mein Vertrag ausgelaufen“, so Wiedwald. Die
Mannschaft hatte im Juni 2013 auch schon wieder das Training auf-
genommen, als dem Club die Lizenz für die 2. Bundesliga entzogen
wurde.
Die meisten Erst- und Zweitligisten
hatten ihre Saison-Planungen
damals bereits abgeschlossen, doch dann kam die Anfrage von Ein-
tracht Frankfurt. Eine reizvolle Chance: „Sie hatten sich für die
Europa League qualifiziert. Ich habe mir daher durchaus ausge-
rechnet, ein paar Einsätze zu bekommen“, sagt Wiedwald. Also
wechselte er 2013 von der Ruhr an den Main. Und bei der Eintracht
ging schließlich der große Traum in Erfüllung. Die Kulisse für Wied-
walds ersten Einsatz in der Eliteliga am 2. Februar 2014 war derweil
keine geringere als die Allianz-Arena in München. Kevin Trapp, Ein-
trachts Nummer eins, verletzte sich eine knappe Viertelstunde vor
Schluss. Felix Wiedwald kam in der 77. Minute für ihn ins Spiel
und weiß noch: „Es nieselte ein bisschen, war kalt. Aber für mich
war es ein Super-Erlebnis. Mein Schwager und mein Schwieger-
vater waren zufällig im Stadion und haben natürlich die Daumen
gedrückt.“ Der FC Bayern führte bei seiner Einwechslung bereits mit
4:0, aber Wiedwald wurde erst kurz vor dem Abpfiff von Bayern-
Torjäger Mario Mandzukic bezwungen. Niemanden hätte es gewun-
dert, wenn dem Gegner das an diesem Tag gar nicht mehr gelungen
wäre. Schließlich hatte Wiedwald weniger als zwei Monate zuvor
bei seinem Debüt in der Europa League den Kasten sauber gehalten
(2:0 gegen Apoel Nikosia).
Dem ersten Bundesliga-Einsatz
folgten in der darauffolgenden Sai-
son – durch eine längere Verletzungspause von Kevin Trapp – zehn
weitere. Und das ausgerechnet unter Thomas Schaaf, der das Trai-
neramt bei der Eintracht im Sommer 2014 übernommen hatte. „Ich
brauchte etwas weniger Zeit, um mich an das neue Trainer-Team
zu gewöhnen“, schmunzelt Felix Wiedwald noch heute über die
Begegnung der beiden Ur-Werderaner mehrere hundert Kilometer
von Bremen entfernt. Dass Schaaf dann nach der Trapp-Verletzung
zwar den erfahrenen Timo Hildebrand holte, gleichzeitig aber auf
Wiedwald im Kasten setzte, „war ein schöner Vertrauensbeweis“.
Sein letzter Einsatz im Eintracht-Trikot war schließlich ausgerechnet
das 5:2 am 7. Dezember 2014 gegen den SV Werder. Noch schwie-
riger als für Wiedwald war dieses besondere Duell für Familie und
Freunde: „Schließlich sind fast alle Werder-Fans. Aber an dem Tag
haben sie natürlich mir die Daumen gedrückt und mich unterstützt.“
Unmittelbar nach diesem wichtigen Erfolg mit seinem Team dann
der Schock: „Es ging schon beim Werder-Spiel los. Nach jeder Aktion
brauchte ich mehr Erholung als sonst, dachte, dass ich eine Mandel-
entzündung kriege, da alles geschwollen war.“ Die Diagnose jedoch:
Pfeiffersches Drüsenfieber, von dem sich Wiedwald glücklicherwei-
se schnell wieder erholte.
Parallel dazu gab es
Ende 2014 in den Medien bereits erste Gerüchte,
dass eine Rückkehr nach Bremen bereits beschlossene Sache sei. Zur
Winterpause wurde daraus zwar noch nichts, die Eintracht wollte
nicht auf die wertvollen Dienste Wiedwalds verzichten, und Werder
holte daraufhin Koen Casteels aus Wolfsburg. Doch der Wechsel im
Sommer 2015 war tatsächlich – zumindest in den Gedanken aller
Beteiligten – schon früh fix. „Wir waren alle begeistert von der Idee,
Felix wieder zu Werder zu holen“, erinnert sich Christian Vander,
der den Kontakt zu Wiedwald stets gehalten hatte und sich seiner
Vorzüge immer bewusst war: „Felix ist erfolgsbesessen. Er hat die
kleinen Macken, die eine echte Torhüter-Persönlichkeit haben sollte,
will zum Beispiel jedes Spiel im Training unbedingt gewinnen. Felix
2008
2005
2009
v. re.) mit der damaligen U-16-Mann-
Mittendrin statt nur dabei: In der Saison 2009/2010
schafft es Felix Wiedwald (vorne, 4. v. li.) erstmals aufs
Mannschaftsfoto des Bundesliga-Teams.
Mit Werders U 19 erreicht
Felix Wiedwald das Finale
um die Deutsche Meister-
schaft der A-Junioren.
Foto: nordphoto
Foto: Getty Images
WERDER MAGAZIN 327 15
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