KURS MAGAZIN 12/2013 - page 50

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KURS
12 / 2013
LAST CALL
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Erwartungshorizont
Vermittler zwischen Baum und Borke
Schwere Zeiten für Versicherungen
Zwischen Niedrigzins und Regulierung
Börsenboom
El Dorado für die Fondsbranche?
© fotolia
Die Fraktionen im neu gewählten Bun-
destag ringen um die Regierungsbildung.
Doch die Schlagzeilen der Tageszeitun-
gen beherrscht ein ganz anderes Thema:
die Späh-Affäre rund um Angela Merkel,
Barack Obama und den amerikanischen
Geheimdienst. Dieses Thema dürfte auch
in den Verhandlungen über ein Freihan-
delsabkommen zwischen Europa und den
USA, die seit dem Sommer laufen, eine Rol-
le spielen – und eine Einigung sicher nicht
erleichtern.
Der DAX zeigt sich allerdings unbeein-
druckt von solchen Verwicklungen. Er
übersprang kürzlich sogar seine histori-
sche Bestmarke von 9000 Punkten. Das ist
drei Faktoren zu verdanken: Die Konjunk-
tur in Deutschland läuft auf Hochtouren.
Alle namhaften Notenbanken lassen wei-
ter den Geldhahn offen. Und aufgrund des
niedrigen Zinsumfelds fehlen Alternativen
zu Aktien.
Die Euro-Zone hat eine Rezessions-Pha-
se, die rund zwei Jahre andauerte, hinter
sich gelassen. Der Konsum ist wieder ange-
sprungen und davon profitiert die Indust-
rie. Interessant: Am kräftigsten wächst die
Industrie mit 8,2 Prozent derzeit ausgerech-
net im ehemaligen Krisenstaat Portugal. Im
EU-Schnitt beträgt die Steigerung immer-
hin 0,4 Prozent. Das freut die Aktienmärkte.
Dass die EZB den Leitzins auf den Rekord-
wert von 0,25 Prozent gesenkt hat, dürfte
der Börse weiteren Auftrieb verleihen.
Trotz aller positiven Meldungen darf man
aber auch die Problemfelder in Europa nicht
außer Acht lassen. In Frankreich liegt die
Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau – rund
doppelt so hoch wie in Deutschland. Grie-
chenland fordert öffentlich einen erneuten
Schuldenschnitt. Spanien konnte für das
dritte Quartal zwar ein Wirtschaftswachs-
tum von 0,1 Prozent vermelden, doch die
EU-Kommission erwartet für das Gesamt-
jahr 2013 ein Minus von 1,5 Prozent.
In den USA dagegen ist das Schulden-Pro-
blem nicht gelöst, sondern nur vertagt.
Der „Government Shutdown“, also der Ar-
beits- und Zahlungsstopp in der öffentli-
chen Verwaltung, hat nicht nur der Wirt-
schaft, sondern auch dem internationalen
Ansehen der USA geschadet. Besonders
kritisch: Schon Anfang 2014 muss über die
Anhebung der Staatsschulden-Obergren-
ze erneut verhandelt werden. Dann ist ein
ähnliches Gezerre zu befürchten wie zu-
letzt. Zudem enttäuscht der amerikani-
sche Arbeitsmarkt. Zwar sank die Arbeits-
losenquote auf 7,2 Prozent, doch Experten
hatten mit einem wesentlich stärkeren
Rückgang gerechnet.
Im asiatischen Raum lässt China gleich
zweimal von sich hören: Zum einen mit
USA-kritischen Tönen, denn die chinesi-
sche Rating-Agentur Dagong hat die Kre-
ditnote der Vereinigten Staaten gesenkt
und die staatliche Nachrichtenagentur Xin-
hua droht mit einem Abzug chinesischer
Gelder aus Amerika. Zum anderen will Chi-
na eine neue Weltwährung etablieren. Bis-
lang spielt der Renminbi nur innerhalb des
Landes eine Rolle. Doch Dollar, Euro und
Yen werden sich vielleicht schon bald ei-
nem neuen Konkurrenten stellen müssen.
In Japan hingegen brechen die Börsenkur-
se ein. Mehr als zwei Prozent verlor der
Nikkei-Index. Das liegt vor allem am stei-
genden Yen, der die Unternehmensgewin-
ne mindert. sechs und sieben Billionen
Yen gekauft.
Martin Stenger,
HDI Lebensversicherung AG,
Ressort „Produkte &Marketing“.
Der Markt-Check
Problembär USA
EuropasWirtschaft befindet sichweiterhin imAufwind, auchdank starker RückendeckungdurchRegierungenundNotenbanken. Doch
aus Richtung der USA ziehen dunkleWolken auf. Zwar haben die Amerikaner in letzter Sekunde ihre Schuldenobergrenze erhöht und
damit den Staatsbankrott vorerst abgewendet. Doch kaumwar das eine Problemgelöst, folgte ein anderes: Eswurde bekannt, dass der
amerikanische Geheimdienst die deutsche Kanzlerin offenbar jahrelang bespitzelt hat. Warum diese Affäre nicht nur diplomatischen,
sondern auch wirtschaftlichen Schaden anrichten könnte und welche weiteren Faktoren die Kapitalmärkte derzeit bewegen, erklärt
Investment-Experte Martin Stenger.
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