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12 / 2013
KURS
FONDS & CO.
Auf die Mischung kommt es an
W
ährend aus Aktienfonds trotz einer beeindrucken-
den Rallye über drei Milliarden Euro abgezogen
wurden, sammelten Mischfonds in den ersten drei
Quartalen laut Investmentverband BVI netto rund 9,4Milli-
arden Euro ein. Über die Hälfte des gesamtenMittelaufkom-
mens floss damit in die Vermögensverwaltungsprodukte.
Die Grundidee der Mischfonds ist es, Klumpenrisiken zu ver-
meiden undAnlagen über Asset-Klassen, Branchen und Regio-
nen hinweg zu streuen.DerWeg dahin ist völlig unterschiedlich.
DerMultiple Opportunities R Fonds desVermögensverwalters
Flossbach von Storch etwa orientiert sich an keiner Benchmark
und nutzt nebenAnleihen undAktien auchEdelmetalle,Deriva-
te oderWandelanleihen.Und das sehr erfolgreich. Im laufenden
Jahr liegt die Fondsrendite bei 7,5 Prozent.
Momentan sind rund zwei Drittel des Portfolios in Aktien
investiert, zehn Prozent in Gold und der größte Teil des
restlichen Fondsvermögens sind liquide Kassenmittel des
Fonds. „Die Zinswende wird noch eine Weile auf sich war-
ten lassen“, prognostiziert Bert Flossbach. Im derzeitigen
Umfeld seien „dividendenstarke Aktien“ wichtig, „um lau-
fende Erträge zu erzielen und das Vermögen zu erhalten.“
Die Euro-Krise sei noch längst nicht überwunden und die
Politik des billigen Geldes werde dazu führen, dass Gold als
„Währung der letzten Instanz“ wieder in den Fokus rücke,
so Flossbach.
Damit stellt sich Flossbach auch bewusst gegen den Markt,
der laut Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud „die Krise
bereits abgehakt hat“. Die Ökonomin rechnet mit steigenden
Zinsen im nächsten Jahr und sieht den fallenden Goldpreis
ebenso als Beleg für die Wende. Der Goldpreis könne über
die nächsten Monate gar unter die Marke von 1000 Dollar
je Unze fallen, so Traud. Bei den Aktien sieht sie allerdings
nur noch wenig Potenzial: mehr als 9500 Punkte werden es
beim DAX in den nächsten Monaten wohl nicht werden.
Einen ganz anderen Ansatz fährt beispielsweise der ebenfalls
sehr erfolgreiche DWS Concept DJE Alpha Renten Global
Fonds. Im Mantel der DWS wird dieser Mischfonds vom
Team des renommierten Kapitalmarktexperten Dr. Jens Ehr-
hardt betreut. Der Fonds investiert überwiegend – derzeit zu
rund zwei Dritteln – in globale Anleihen mit einer leichten
Aktienbeimischung. In den letzten zwölfMonaten hat er dabei
eine Rendite von 7,7 Prozent eingefahren. „Kurzfristig gibt
es für Anleihen noch weiter Chancen“, urteilt Ehrhardt. Die
Renditetiefs vom Mai seien für US-Anleihen und Bundesan-
leihen noch 100 beziehungsweise 50 Basispunkte entfernt.
Die Bandbreite an Produkten ist groß. Manche setzen auf
feste Benchmarks, andere bleiben sehr flexibel.Viele Anleger
achten jedoch gar nicht auf die genaue Zusammensetzung
ihrer Fonds, wie eine kalifornische Studie unter Akademi-
kern bereits 2001 zeigte. Da es aber auch unter Misch- und
Dachfonds Produkte gibt, die sehr fokussiert investieren,
droht man, bei falscher Auswahl gar nicht den gewünsch-
ten Diversifikationseffekt zu erzielen. Gute Hinweise geben
auch die Studien der Ratingagentur Scope. Die hatte näm-
lich festgestellt, dass Fonds, die länger am Markt etabliert
sind, besser performen als neue Produkte. Zudem erwies sich
die Größe der Fonds als wichtiger Indikator: große Fonds
können aus den Kosten mehr Research und Analyse bezah-
len. Allerdings schwindet ab einer gewissen Größe auch die
Chance zur Outperformance, die Fonds werden unflexibler.
Markowitz selbst hielt sich bei der persönlichen Geldanlage
übrigens nicht an die komplexen Vorgaben, sondern folgte
eher der einfachen Regel, sein Kapital je zur Hälfte in Aktien
und Renten aufzuteilen. Die neueste Kapitalmarktforschung
scheint zu bestätigen, dass dies kein schlechterAnsatz ist.Doch
auch hier zählt letztlich das Produkt, mit dem man in Aktien
undAnleihen geht. Und wer seineAnlagen professioneller von
der Risikoseite der Produkte her steuern will, wird ohnehin
um eine Beratung nicht umhinkommen.
Benjamin Rubin
Es ist eine alte Binsenweisheit der Börse und doch ak-
tuell wie eh und je: Lege nicht alle Eier in einen Korb.
Der Portfoliotheoretiker Harry Markowitz bekam
für seine komplizierten Regeln, nach denen das Ver-
mögen diversifiziert werden sollte, denWirtschafts-
Nobelpreis. Im laufenden Jahr sind vermögensver-
waltende Fonds beziehungsweise
Mischfonds
die
gefragteste Fondskategorie für Privatanleger.