46
KURS
12 / 2013
FONDS & CO.
KURS: Heißt das, die Anlagenklasse Logistik verdrängt auf
Dauer den Handel?
Van der Stichele:
Nein, soweit würde ich nicht gehen. Viel-
mehr steht die Logistik in einer produktiven Partnerschaft
mit demHandel und stützt diesen. Es entstehen zurzeit diver-
se Geschäftsmodelle, die eine erhöhte Lagerhaltung für das
Onlinegeschäft mit klassischen Shop-Konzepten in Innen-
stadtlage kombinieren. Und auch diese Filialen müssen aus
einemVerteilzentrum heraus beliefert werden. Beide Ansätze
sind auf eine effiziente Logistik angewiesen.
KURS: Einmal abgesehen vom Online-Handel. Welche wei-
teren Treiber sorgen für das Interesse von Investoren?
Van der Stichele:
In Deutschland beobachten wir aktuell
im Automobilsektor einen hohen Bedarf an Neuflächen.
Die Hersteller und ihre Dienstleister schaffen zusätzliche
Produktionskapazitäten für Elektrofahrzeuge oder andere
neue und bestehende Modelle. Ihre globale Logistik steuern
sie vielfach in Immobilien nahe den Produktionsstätten. Der
GELF zum Beispiel nimmt in Kürze die zweite Einheit eines
145.000 Quadratmeter großen Leipziger Logistikparks in
sein Portfolio auf. Von dort aus lässt BMW seine Werke
in China und Südafrika mit Autobauteilen versorgen. Eine
ähnliche international ausgerichtete Logistikstrategie ver-
folgt Volkswagen im Duisburger Hafen mit einem 24.000
Quadratmeter großen Exporthub, der momentan im Bau ist.
Auch diese Immobilie wird bei Fertigstellung in den GELF
überführt.
KURS: Sie nennen bislang ausschließlich Beispiele aus
Deutschland. Welche Zielmärkte sind aus europäischer Per-
spektive außerdem attraktiv?
Van der Stichele:
Es ist richtig, dass der deutsche Markt
einen besonderen Stellenwert für den GELF hat. Im Zent-
rum von Europa profitiert das Land als eine der stärksten
Volkswirtschaften von sehr guten Verkehrswegen und wei-
teren günstigen Bedingungen für Investitionen. Insgesamt
konzentrieren wir uns auf Assets in Westeuropa, denn allein
in Deutschland, Frankreich und den Benelux-Staaten erfol-
gen rund 60 Prozent aller europäischen Logistiktätigkeiten.
Daneben gewinnt für uns Polen immer mehr an Bedeutung.
Verstärkte Investitionen in die Infrastruktur haben Produkti-
onsstätten angezogen und demMarkt eine klare Form gege-
ben. Steigende Einkommen dort sorgen außerdem für einen
erhöhten Bedarf an Gütern. Auch Polen liegt im Zentrum
von Europa und bietet gleichzeitig kurzeWege bis nach Russ-
land. Das GELF Portfolio umfasst aktuell 98 Assets in elf
Ländern und hat einen Wert von 1,9 Milliarden Euro. Die
Immobilien verfügen in Summe über etwa 3,5 Millionen
Quadratmeter Logistikfläche.
KURS: Der GELF hat zum Anfang des Jahres Eurobonds
im Wert von 500 Millionen Euro ausgegeben und kürzlich
eine Kapitalerhöhung umweitere 550Millionen Euro erzielt.
Welche Entwicklungen erwarten Sie für die Zukunft?
Van der Stichele:
Zunächst einmal freuen wir uns, dass die
Anlagenklasse Logistik erwachsen geworden ist und sich
bei Investoren inzwischen fest etabliert hat. Dafür spricht
auch, dass die von uns ausgegebenen Papiere weit über-
zeichnet waren. Wir werden nun das Kapital einsetzen, um
Schulden zu tilgen und weitere Investitionsmöglichkeiten für
Projekte in Zentraleuropa zu schaffen. Wichtig bleibt ein
Zugang zu den besten Anlageprodukten. Dazu haben wir in
Kontinentaleuropa einVorkaufsrecht auf alle Entwicklungen
des Goodman-Konzerns, der unseren Fonds verwaltet. Der
Markt wird sich in Zukunft weiter konsolidieren und so
noch mehr Übersicht für Investoren schaffen.
G.C.
Scope
Sachwerte weiter attraktiv
Die Branche der geschlossenen Fonds war-
tet weiter auf das Erreichen der Talsoh-
le. 2013 Jahr wird die Emissionstätigkeit
nach Berechnungen der Analysten von
Scope vor allem durch die Anpassung an
das neue regulatorische Umfeld gehemmt.
Darüber hinaus gebe es auch segment-
spezifische Gründe für das geringe Emissi-
ons- und Platzierungsvolumen. Sollten die
Anpassungsprobleme an die neuen Regu-
lierungsvorschriften des KAGB jedoch erst
einmal überwunden sein, bieten Sachwert-
anlagen geschlossener Fonds nach Ansicht
von Scope auch weiterhin Chancen. Der
Reputationsgewinn, der durch die einge-
führten strengeren Prüfungen der Fonds-
manager und Kontrollen der Fonds entste-
hen wird, dürfte sich mittelfristig auch in
wieder steigenden Platzierungszahlen wi-
derspiegeln.
AllianzGI
Nebenwerte im Blick
Allianz Global Investors (AllianzGI) hat
die Produktpalette mit dem Allianz Glo-
bal Small Cap Equity Fund für Anleger
in Europa erweitert. Der Fonds wurde im
Juni 2013 aufgelegt und ist seit kurzem in
Deutschland sowie in weiteren europäi-
schen Ländern zum Vertrieb zugelassen.
Nach Ansicht von AllianzGI bieten Unter-
nehmen mit geringer Kapitalisierung im
niedrigen Zinsumfeld strukturelle Vor-
teile wie flexiblere Unternehmensfüh-
rung oder „Größeneffekte“ durch relativ
höheres Wachstumspotenzial. Eine akti-
ve Titelauswahl in diesem ineffizienten
Marktsegment könne sich in einem breit
gestreuten Portfolio zusätzlich positiv
auf der Ertragsseite auswirken. Im Allianz
Global Small Cap Equity Fund werden die
besten Investmentideen aus den vier ei-
genständigen Nebenwerten-Strategien
von Allianz Global Investors konzentriert.
Portfolio Manager Andrew Neville stellt
sicher, dass die regionale Gewichtung
der Subportfolios der Fondsbenchmark,
dem MSCI World Small Cap Index Total
Return, entspricht. Damit investiert der
in Luxemburg domizilierte Fonds in bis
zu 190 Unternehmen mit einer Marktka-
pitalisierung von mindestens 400 Millio-
nen Dollar.
Fonds-News