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Vorwort
Eine gute Kommunikation zwischen Arzt und Patient beeinflusst
entscheidend die Therapietreue des Patienten und damit den
medizinischen Behandlungserfolg. In einer Befragung junger Kol-
leginnen und Kollegen in Deutschland eineinhalb Jahre nach Stu-
dienabschluss schätzten diese ihre Kenntnisse und Fähigkeiten
der ärztlichen Gesprächsführung jedoch niedriger ein als im Beruf
gefordert.
Aus Sicht der Ärztekammer Nordrhein ist die gute Kommunika-
tionsfähigkeit im Patientenkontakt eine ärztliche Kernkompetenz.
Diagnose- und Therapiefreiheit bedeutet heute, die Entschei-
dungen während einer Behandlung ganz individuell im Dialog mit
dem Patienten in einem ausbalancierten Verhältnis von empathischer Nähe und professioneller
Distanz zu treffen. Nur wenn diese Kommunikation gelingt, wird der Patient Vertrauen in den Arzt
haben. Und genau dieses Vertrauensverhältnis ist es, das die Patient-Arzt-Beziehung über einen
reinen Kunden-Dienstleister-Vertrag hinaushebt.
Mit dem Wandel der Gesellschaft stellen sich neue Anforderungen an die Patient-Arzt-Kommuni-
kation.
Salus aegroti suprema lex
galt gestern, heute gilt
Voluntas aegroti suprema lex
. Das
Selbstbestimmungsrecht des Patienten nimmt in unserer Rechtsordnung einen so hohen Rang
ein, dass Ärztinnen und Ärzte einsame Entscheidungen in der Behandlung nicht mehr treffen
können.
Mag der mündige Patient ein unerfüllter Traum bleiben, weil sich das fachliche Kompetenzge-
fälle nicht beseitigen lässt – der informierte, vielleicht auch angesichts medialer Möglichkeiten
gründlicher als früher informierte, kritischer gewordene Patient stellt neue Anforderungen an die
ärztliche Kommunikationsfähigkeit.
Das Patientengespräch will vorbereitet, strukturiert und gerade auch in kritischen Entschei-
dungssituationen professionell geführt sein. Dem können viele Kolleginnen und Kollegen auf-
grund einer natürlichen Gabe und ihrer ärztlichen Grundhaltung gerecht werden. Doch für
die meisten von uns gilt es, die Regeln der guten Kommunikation schlicht und einfach zu er-
lernen – und das muss systematisch in Ausbildung, Weiterbildung und Fortbildung geschehen.
Ärztekammer
Nordrhein