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| RWGV Jahresbericht 2016
Zukunft gestalten – Wir haben die Wahl!
55 Prozent der Menschen in Deutschland
bevorzugen kleine, lokale Kreditinstitute ge-
genüber Groß- und Auslandsbanken. In den
USA sind es 65 Prozent, in Frankreich 56 Pro-
zent und in Großbritannien 47 Prozent – und
zwar überall mit steigender Tendenz. Das
ergab eine Umfrage der Kommunikationsbe-
ratung Brunswick unter 2.039 Personen in
diesen vier Ländern.
Beunruhigt über „Too big to fail“
Mehr als die Hälfte der Befragungsteilneh-
mer wünscht sich Banken, die weder im
staatlichen Eigentum noch gewinnorientier-
te Privatunternehmen sind. Beunruhigt zeig-
te sich die Mehrheit der Umfrageteilnehmer
über das anhaltende „Too big to fail“-Prob-
lem. Sie befürchten, dass Pleiten sehr großer
Banken katastrophale Folgen für die Wirt-
schaft ihres jeweiligen Heimatlandes hätten.
Kleinere, regionale Kreditinstitute wie
die deutschen Volksbanken und Raiffeisen-
banken liegen damit voll im Trend: Sie sind
nicht „Too big to fail“, und sie haben in der
Finanzmarktkrise keine Staatshilfen benö-
tigt. Sie gehören nicht dem Staat, sondern
allein ihren Mitgliedern. Anstatt Gewinnma-
ximierung anzustreben, schaffen sie maxi-
malen Nutzen für ihre genossenschaftlichen
Eigentümer. Gleichzeitig erfüllen sie ihren
gesetzlichen Auftrag, solide zu wirtschaften.
Insbesondere der deutsche Mittelstand
profitiert von der starken Präsenz der Volks-
banken und Raiffeisenbanken. Denn kleine-
re Banken kennen ihre mittelständischen
Firmenkunden besonders gut und versorgen
diese deshalb zuverlässig mit Krediten. Da-
her stellt für lediglich 6 Prozent der deut-
schen Mittelständler der Zugang zu Finan-
zierungsmitteln das größte Problem dar. In
Portugal, Irland und Italien ist dies für je-
weils 12 Prozent der kleineren Betriebe die
Sind regionale Genossenschaftsbanken „aus der Zeit gefallen“?
Keineswegs. Immer mehr Menschen schätzen dieses Bankenmodell –
im In- und Ausland. Regionale Kreditinstitute haben aber nicht nur hohe
Sympathiewerte, sondern schaffen auch handfeste Vorteile für die
Realwirtschaft.
größte Herausforderung und in Griechen-
land sogar für 24 Prozent der Mittelständler.
Für EU-Länder, in denen die Mittel-
standsfinanzierung schwächelt, könnte der
Neuaufbau regionaler Genossenschaftsban-
ken vorteilhaft sein. Derzeit gibt es in
Deutschland noch rund 20 Kreditinstitute je
1 Million Einwohner, während es im europä-
ischen Durchschnitt nur noch 14 sind.
Als Vorbild können dagegen die USA die-
nen – mit rund 40 Banken und Kreditgenos-
senschaften pro 1 Million Bürger. Zur Stärke
regionaler Banken in den Vereinigten Staa-
ten trägt seit vielen Jahren die Bankenregu-
lierung bei. Die Amerikaner legen großen
Wert darauf, kleine Institute nicht mit regu-
latorischem Aufwand zu überlasten – und
differenzieren daher sehr viel stärker nach
Bankengröße, als es die EU bislang tut.
Kleine Banken
immer beliebter
Anteil der Menschen, die
kleine,
regionale Banken gegenüber Groß- und
Auslandsbanken
bevorzugen
Anteil der Menschen,
die
„Non Profit“-Banken gegenüber Staats-
banken und privaten, gewinn
orientierten Instituten
bevorzugen
55%
56%
47%
65%
53%
63%
51%
46%
Deutschland
Frankreich
Großbritannien
USA
Deutschland
Frankreich
Großbritannien
USA
Quelle: Brunswick (2016)
Quelle: Brunswick (2016)