INNOVATION
KNOW!S //
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gelassen werden. Diese Datenstrategie muss
mit dem Datenschutzbeauftragten abge-
sprochen sein und dort, wo rechtlich nötig,
dem Kunden gegenüber transparent darge-
stellt werden. Damit die Kunden dem Ver-
lag, der Publikation, aber auch den werben-
den Unternehmen Vertrauen.
Selektiver und differenzierter
Gibt es eine Datenstrategie oder Datenpools,
so muss dieser Schatz auch innerhalb von
Verlagen und Redaktionen gehoben werden.
Denn auch in Fachverlagen mit spezifischen
Themengebieten wird oftmals in der the-
mengeneralistischen Schublade gedacht.
Weiß der Verlag aber mehr über seine Le-
ser, kann er ihnen Interessenskategorien
zuordnen und sie später selektiv bedienen,
eröffnet dies für Redaktionen ungeahnte
Möglichkeiten. Kommen wir zu den bun-
ten „Mensch ärgere Dich nicht“-Figuren
zurück. Stellen wir uns vor, diese verfügen
über unterschiedlich lange Abonnements.
Die Gelben kaufen das Magazin zum ersten
Mal am Kiosk, die Blauen lesen den Titel
seit zwei Jahren, die Grünen seit fünf und
die Roten sind seit zehn Jahren Stammleser.
Alle diese Leser steigen in die Inhalte auf
unterschiedlichen Informationsebenen ein.
Digital weiterverwerten
So ist es nicht sinnvoll, dem Stammleser
Basisinformationen zukommen zu lassen,
oder dem Neueinsteiger schon vertiefen-
des, aktuellstes Profiwissen. Durch selekti-
ves Beilegen können einmal erstellte Inhal-
te immer wieder neuen Lesern zugänglich
gemacht werden. Ohne großen Aufwand.
Dies muss jedoch schon bei der Konzep-
tion, Produktion und inhaltlichen Gestal-
tung berücksichtigt werden. Inhalte müssen
möglicherweise anders portioniert werden.
Und in Redaktionen muss ein Verständ-
nis für die neuen Möglichkeiten geschaffen
werden. Weg vom großen Gruppendenken
stärker hin zum individuell ansprechbaren
Leser.
Denkt man dieses System einen
Schritt weiter. Möglich wäre es, das System
mit einem digitalen Verlagsbestellsystem
zu verknüpfen, in dem Leser verfügbare
Beilagen digital ordern können und die-
se dann mit dem nächsten Heft zugesandt
bekommen. Dann entstünde eine eigene,
neue Wertschöpfungskette mit einer Zweit-
verwertung der wertvollen Inhalte, die in
Verlagen vorhanden sind und in digitalen
Archiven vor sich hinschlummern. In der
Logistikkette von Druckereien wie schaf-
frath medien können solche Produkte vor-
gehalten werden und dann in die Prozesse
eingespeist werden.
Für Werbekunden müssen die Mar-
ketingstrategen in Verlagen entsprechende
Unterlagen wie Mediadaten aufarbeiten,
um den zugegeben nicht ganz einfach zu
verstehenden Prozess Werbetreibenden ge-
genüber transparent zu machen. Denn was
für Redaktionen gilt, gilt auch für Werbe-
beilagen. Dabei sind viele Ideen und An-
sätze schon in digitalen Medien umgesetzt
und müssen mit der neuen Option des se-
lektiven Beilegens nur auf den Printbereich
adaptiert werden.
Zieht man ein Fazit und blickt noch
einmal auf das Beispiel mit dem „Mensch
ärgere Dich nicht“-Spiel, so kann man fest-
stellen: Es ist heute nicht nur in digitalen
Medien möglich, immer genauer einzelne
Leser individuell anzusprechen, sondern
auch im Print. So können die roten, gelben,
blauen und grünen Figuren jeweils ihre
richtige Beilage und damit Spielstrategie
ausgeliefert bekommen. Und dies ist nicht
nur auf vier Spielfiguren beschränkt, diese
Systematik würde auch bei Halma oder grö-
ßer funktionieren. Möglich macht dies die
Digitalisierung. Dabei handelt es sich nicht
um technische Experimente, sondern um
eine Innovation innerhalb erprobter Abläufe.
MARION PAPE
02831.925-552
pape@
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Selektiv Beilegen