SV Werder Bremen – FC Augsburg
am Samstag, 02.03.2013,
um 15.30 Uhr im Weser-Stadion
die zweite Mannschaft des MSV Duisburg,
wo er in den Profikader übernommen wur-
de und erstmals an der Bundesliga schnup-
pern durfte. Nach dem Abstieg der ‚Zebras‘
ging er dann aber lieber zu Rot-Weiß Essen
in die Regionalliga – von der ersten in die
vierte Liga. „Ich habe es nicht bereut“, sagt
Mölders, der sich „definitiv als Revierkicker“
sieht.
Egal, in welcher Spielklasse,
Mölders traf
zuverlässig. Auch beim FSV Frankfurt in der
zweiten Liga. Nach 15 Treffern verpflichte-
te ihn Bundesliga-Aufsteiger FC Augsburg
im Sommer 2011 – für eine vergleichsweise
überschaubare Ablösesumme. Dort schoss
das ‚Schnäppchen‘ der Liga gleich die ers-
ten beiden Erstliga-Tore in der Geschichte
des Vereins, geriet dann aber bei Trainer Jos
Luhukay ins Hintertreffen. Erst jetzt – unter
dessen Nachfolger Markus Weinzierl – ist
Mölders eine feste Größe auf der großen Fuß-
ball-Bühne und einer der ungewöhnlichsten
Stars der 50. Bundesliga-Saison geworden.
Es gab bereits
einige solcher Spätzünder
unter den Angreifern, die wie Mölders aus
dem Ruhrgebiet stammen und erst mit Mitte
Zwanzig in den Blickpunkt rückten: Horst
Hrubesch und Oliver Bierhoff zum Beispiel.
Zwei Spätberufene, die Deutschland zu den
beiden letzten Titeln bei Europameister-
schaften schossen.
Auch Mölders lebt
unter anderem von seiner
Kopfballstärke. Und von seinem Humor. Beim
3:2-Sieg zum Rückrunden-Auftakt bei Fortu-
na Düsseldorf traf der Stürmer doppelt, sogar
A
ugsburgs Rekordtorschütze in der
Bundesliga (insgesamt 14 Treffer)
könnte zum Trumpf im Abstiegs-
kampf werden. Dabei ist Mölders
ein Spätzünder, spielte mit 19 Jahren seine
erste Saison bei den Erwachsenen – in der
Bezirksliga.
DJK Wacker Bergeborbeck
hieß der Aus-
gangspunkt einer Fußballkarriere, die acht
Jahre später einen der größten Augsburger
Hoffnungsträger auf dem Weg zum Klas-
senverbleib produziert hat. Mit neun Toren
in nur 13 Saisonspielen – nach einem Knö-
chelbruch Ende Juni 2012 musste der Stür-
mer monatelang pausieren – kommt Mölders
beim Tabellen-Sechzehnten auf eine Tref-
ferquote, die ansonsten nur die Torjäger der
drei Top-Clubs – Mario Mandzukic (Bayern),
Robert Lewandowski (Dortmund) und Ste-
fan Kießling (Leverkusen) – erreichen.
Auch beim wichtigen 2:1
gegen 1899 Hoffen-
heim am vergangenen Spieltag hat der Tor-
jäger getroffen – und das mit einer ziemlich
zerquetschten Nase, die zuvor lädiert wor-
den war. Für Mölders kein Problem: „Ich
hatte etwas an der Nase und nicht an den
Füßen“, sagte er pragmatisch. „Dann kann
man auch weiterspielen.“
Im Gegensatz
zu vielen anderen Bundesliga-
Profis hat Mölders nie eines der Fußball-
Internate besucht. Seine Stationen in Essen
hießen Vogelheim, Atletico und Schönebeck.
Nach der Bezirksliga-Saison in Bergebor-
beck spielte Augsburgs Nummer 33 in der
Oberliga bei Schwarz-Weiß Essen und für
ein Gesäß-Treffer war dabei. „Für irgendet-
was muss mein großer Hintern ja gut sein“,
lachte Mölders nach der Partie. Der 27-Jäh-
rige verkörpert Stärken, von denen der FC
Augsburg profitiert: Die Spieler haben in der
Rückrunde gelernt, aus wenig viel zu machen,
also vermeintliche Schwächen durch Tatkraft
zu kompensieren. Oder wie Mölders als gebo-
rener Essener und Kind des Ruhrgebiets sagt:
„Bis zur letzten Sekunde alles geben. Immer
rennen, immer kämpfen. Das sind Tugenden,
die man immer abrufen kann.“
Mölders ist der Schwarm
der Fußball-Nos-
talgiker – in einer Zeit, in der es zwar Ta-
lente satt gibt, aber die echten Typen eine
ausgestorbene Spezies zu sein scheinen.
Dazu passt die ‚Bierruhe‘ des positiv fuß-
ballverrückten, vierfachen Vaters. Fast hätte
er sogar die Geburt seiner Tochter verpasst,
denn Mölders spielte einst eine Halbzeit für
Rot-Weiß Essen, ehe er noch im Trikot in den
Kreißsaal fuhr. Aber er hat es noch geschafft,
alles hat perfekt geklappt. So wie im Mo-
ment auf dem Fußballplatz.
Timo Frers
„Immer rennen,
immer kämpfen“
Sascha Mölders
hat einen Lauf. Der 27-Jährige ist derzeit einer der
effizientesten Stürmer der Liga.
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