Natürlich kann ich hier auch mit meinem
Bruder Kaffee trinken und reden, aber das
wird ja auf die Dauer langweilig. Deswegen
treffen wir uns meistens irgendwo anders.
Was schätzt du an deiner Mutter – außer ihren
Kochkünsten?
Sie ist mir heilig. Sie hat uns gemeinsam mit
unserem Vater groß gezogen. Alles, was sie
macht, hat Hand und Fuß.
Und dein Vater?
Er ist sehr emotional. Das haben Danijel
und ich von ihm geerbt. Wenn ich nicht so
gut gespielt habe, habe ich früher sehr viel
Ärger bekommen von meinem Vater. Weil
er wusste, dass ich mehr kann. Heute ist
das manchmal auch noch so. Aber dann
versuchen mich meine Mutter und mein
Bruder in Schutz zu nehmen
(lacht)
.
Als du zum ersten Mal von
zu Hause weggegangen
und mit 17 Jahren
nach Holland
gewechselt
bist, dürf-
te dieser
Rückhalt deiner Familie noch wichtiger gewe-
sen sein...
Meine Eltern konnten ihre Arbeit aber da-
mals nicht aufgeben, weil ich zu Beginn in
Holland finanziell natürlich noch nicht so
gut dastand. Mein Bruder hat auch gearbei-
tet und selbst Fußball gespielt in Österreich.
Also war ich erstmal alleine. Das war schwer
für mich. Ich habe sehr viel geweint. Nach
etwas mehr als einem Jahr ist dann mein
Bruder zu mir gezogen. Kurz danach sind
auch meine Eltern nachgekommen. Und
dann ging es für mich richtig aufwärts.
DANIJEL ARNAUTOVIC:
Ich kann mich noch
gut erinnern: Kurz nachdem ich dort ankam,
wurde Marko im Derby gegen Heracles Al-
melo beim Stand von 0:0 eingewechselt und
hat direkt das 1:0 gemacht. Eine Woche spä-
ter hat er gegen Vitesse Arnheim zwei Tore
geschossen. Und man hat sofort gesehen,
dass ihn meine Anwesenheit beflügelt. Es
ging dann steil bergauf. Auch unsere Eltern
sind nachgekommen. Für Marko wurde
dadurch vieles leichter. Unsere Mutter hat
sich ums Essen und den Haushalt geküm-
mert, der Vater um Dinge wie Bankange-
legenheiten. Und ich war der Allrounder
(lacht)
, habe geholfen, wo ich konnte. Jetzt
hat Marko seine eigene kleine Familie – eine
tolle Frau, eine hübsche kleine Tochter. Er ist
reifer geworden, braucht aber immer noch
Leute an seiner Seite, die mehr Lebenserfah-
rung mitbringen. Deshalb sind wir natürlich
weiterhin für ihn da.
Fotos: C. Heidmann
24 WERDER MAGAZIN 302
INTERVIEW
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