Aber ich habe versucht, diese Enttäuschung
in positive Energie umzuwandeln. Man
muss einfach nach vorne gucken. Ich habe
mir gesagt, dass es das noch nicht gewesen
sein kann mit meiner Fußball-Karriere. Auch
wenn ich keine Chance hatte zu spielen,
habe ich trotzdem versucht, so gut wie mög-
lich zu trainieren. Und später habe ich die
Belohnung dafür bekommen.
Aber erst mal ‚nur‘ in der zweiten Liga?
Ich bin Realist und hatte damit kein Problem.
Damals hatte ich ein Jahr lang nicht in der
Bundesliga gespielt. Klar, dass die Angebote
von Bundesliga-Clubs dann rar werden. Über
die Chance in Duisburg war ich sehr froh.
Der MSV war abgestiegen und hatte Ambiti-
onen, wieder aufzusteigen. Es war eine gute
Möglichkeit, mich zu beweisen
(Das gelang
Makiadi, er erzielte in 33 Zweitliga-Spielen
für Duisburg 16 Tore, Anm. d. Red.).
Zurück zu Werder: Wie schwer war es, das
Pokal-Aus in Saarbrücken richtig einzuordnen?
Sehr schwer, denn die Enttäuschung über-
wiegt nach einem solchen Auftritt. Und man
bekommt diese Enttäuschung auch nicht
nach einer Nacht wieder aus dem Kopf. Man
muss sie verarbeiten. Wir wollten unbedingt
eine Runde weiterkommen, wollten zeigen,
dass die neue Saison gut für uns beginnt.
Leider war das nicht der Fall. Aber daraus
müssen wir lernen. Es muss ein Warnschuss
gewesen sein. Denn wenn wir so auftreten
wie in Saarbrücken, dann werden wir es in
der Bundesliga schwer haben. Dort wird uns
nichts geschenkt, wir müssen uns für jeden
einzelnen Punkt zerreißen.
Bist du in eine verunsicherte Mannschaft ge-
kommen?
Eine gewisse Verunsicherung war da. Und
sie ist auch nicht damit einfach weg, dass ein
neuer Trainer und zwei neue Spieler kom-
men. Natürlich haben wir versucht, mit dem
neuen Trainer eine Euphorie zu entfachen.
Aber Verunsicherung abzuschütteln, ist ein
längerer Prozess. Ich kenne das aus meinem
ersten Jahr in Freiburg. Wir müssen in allen
Spielen unser Bestes geben, denn nur mit er-
folgreichen Spielen und guten Ergebnissen
kommt das Selbstvertrauen wieder.
Du kennst Robin Dutt von allen Spielern am
besten. Warum macht es Spaß, mit ihm zu-
sammenarbeiten?
Er lässt gerne attraktiven Fußball spielen,
arbeitet sehr akribisch, auch im taktischen
Bereich. Und er war damit besonders in Frei-
burg sehr erfolgreich, bei einem vergleichs-
weise kleinen Club. Außerdem ist er ein sehr
angenehmer Mensch. Man sollte allerdings
die Marschroute, die der Trainer auf dem
Platz vorgibt, befolgen. Denn sonst kann
man mit ihm auch Stress haben
(lacht)
.
Wie hat dir Robin Dutt deine Aufgabe be-
schrieben, als er dich von Werder überzeugen
wollte?
Er musste mir nicht viel erklären. Er hat
mich seinerzeit umfunktioniert – vom Stür-
mer zum defensiven Mittelfeldspieler. Und
er brauchte nur kurz mit mir zu sprechen,
damit ich wusste, welche Rolle ich in sei-
nen Planungen spiele. Wir haben eine junge
Mannschaft. Ich gehöre zu den erfahrens-
ten Spielern. Und wenn jemand Rat braucht,
spreche ich gerne mit ihm. Ich habe einiges
erlebt, da ist es wichtig, dass ich dazu beitra-
ge, die Jüngeren zu führen. Das ist in jeder
Mannschaft enorm wichtig. Man braucht
erfahrene Spieler, die auch in schwierigen
Zeiten die jüngeren mitziehen können.
Welches Potenzial siehst du denn in der Mann-
schaft?
In den Testspielen gegen Erfurt und Fulham
haben wir erfrischenden Offensivfußball
gespielt, gemeinsam als Team verteidigt. Ge-
nau darum geht es. Dass wir als kompakte
Einheit auftreten. Dann werden wir in die-
ser Saison eine gute Rolle spielen.
Du wirst während dieser Saison 30. Schon mal
daran gedacht?
(lacht)
Na klar, aber es ist für mich nicht so
ein großes Thema.
Die Spannung vor dem ersten Bundesliga-
Heimspiel dieser Saison steigt, es wird dein
erstes im Weser-Stadion…
… und ich freue mich riesig drauf. Ich gehe
davon aus, dass das Stadion voll sein wird.
Gerade für mich als neuer Spieler wird das
ein tolles Erlebnis.
Du weißt, wie man Tore gegen Augsburg
schießt. Für Freiburg hast du im Mai dieses
Jahres gegen den FCA getroffen…
Ich kann mich gut daran erinnern. Zugege-
benermaßen war es eher Zufall als gewollt.
Ich lief nach vorne, es kam ein Schuss aufs
Tor, der Torwart hat den Ball abprallen las-
sen. Und ich konnte zum Glück schnell re-
agieren, habe den Fuß hochgehoben, so dass
ich den Ball noch getroffen habe. Und er
ging ins Tor.
Cedrick, ist deine Familie genau so glücklich
über den Umzug nach Bremen wie du?
Ein klares Ja. Meine Frau stammt aus Wolfs-
burg. Das ist von Bremen nicht so weit ent-
fernt wie von Freiburg. Wir haben schon
einige Male Besuch aus Wolfsburg gehabt.
Außerdem ist Bremen eine wirklich schöne,
grüne Stadt, die auch unseren Kindern ge-
fällt.
Interview: Martin Lange
Fotos: Carsten Heidmann
SCHON GEWUSST?
•
Cedrick Makiadi würde am liebsten den walisischen
Super-Star Gareth Bale zu Werder holen.
•
Zum Aufwärmen würde er im Weser-Stadion am
liebsten den Rocky-Song ‚Eye of the Tiger‘ hören.
•
Sein erstes Geld hat er mit dem Austragen von
Zeitungen verdient.
•
Wenn er die Wahl hätte, würde das nächste
Trainingslager in den USA stattfinden.
s
Echter ‚Sechser‘
Cedrick Makiadi sagt über seine Auf-
gabe im Team: „Ich spiele in einer zentralen Rolle im
defensiven Mittelfeld. Und da gilt es, Verantwortung zu
übernehmen und sie nicht wegzuschieben.“
28 WERDER MAGAZIN 308
INTERVIEW