WERDER MAGAZIN Nr. 317 - page 33

HALLO, MARTIN
STRANZL…
WERDER MAGAZIN:
…wie schaffen Sie
es, mit 33 Jahren athletisch noch so gut
drauf zu sein?
MARTIN STRANZL:
Vor dem Training
trainiere ich immer eine halbe Stunde
individuell, um gut vorbereitet zu sein.
Ansonsten sind viel Pflege, viel Schlaf,
gutes Essen und eine gesunde Ernährung
enorm wichtig.
Sollte die Borussia in die Champions
League einziehen, dann erklären Sie das
auf Österreichisch am besten mit welchen
Worten?
Wenn das tatsächlich passieren sollte,
dann wie damals in Cordoba: I wer‘ nar-
risch!
(Der österreichische TV-Reporter
Edi Finger sprach nach Österreichs Sieg
gegen Deutschland bei der WM 1978 die-
sen legendären Satz, Anm. d. Red.)
Welchem Trainer haben Sie am meisten zu
verdanken?
Da kann ich drei Namen nennen: Werner
Lorant, der mich einst bei 1860 München
in die Bundesliga geholt hat, Valerij Kar-
pin bei Spartak Moskau, ein sehr junger
Trainer, der lange in Spanien war und irr-
sinnig viel Fachwissen hat. Und natürlich
Lucien Favre mit seinem taktischen Wis-
sen und seiner Detailverliebtheit.
Ihr Notendurchschnitt im ‚kicker‘ lag nach
der Hinrunde bei 3,03. Hand aufs Herz: Wa-
ren Sie in der Schule besser oder schlech-
ter?
Ich habe mein Abi mit 2,38 gemacht –
von daher war ich in der Schule noch ein
bisschen besser…
(lacht)
Wer ist der coolste Typ bei Borussia Mön-
chengladbach?
Granit Xhaka. Er hat immer einen locke-
ren Spruch drauf. Vielleicht hat er einen
etwas seltsamen Humor
(lacht)
, er ist
aber ein herzensguter Mensch. Fußbal-
lerisch hat er im vergangenen Jahr sehr
viel dazu gelernt. Er will immer den Ball
haben, versteckt sich nicht und sagt auch
mal etwas auf dem Platz. Solche Typen
schätze ich.
Interview: Timo Frers
I
m Team des fünffachen deutschen
Meisters ist Filip Daems der ‚Opa‘.
Nach dem Berliner Levan Kobiaschwili
(36) sowie den Bayern Daniel van Buy-
ten (36) und Claudio Pizarro (35) ist
er der viertälteste Feldspieler der Liga. Und
nicht nur wegen seines fortgeschrittenen Al-
ters von 35 Jahren hat er in der ‚Fohlen-Elf‘
einen besonderen Stellenwert.
Seit Januar 2005
spielt Daems in Mönchen-
gladbach und hat unter anderem den Ab-
sturz in die zweite Liga im Jahr 2007, aber
auch den aktuellen Höhenflug unter Trainer
Lucien Favre sowie die Champions-League-
Qualifikation und die Teilnahme an der
UEFA Europa League 2012 erlebt. „Filip ist
ein hundertprozentiger Profi“, lobt Borussia-
Sportdirektor Max Eberl. Und Daems sagt:
„Man muss wissen, wann man feiern kann.“
Ganz wenig Alkohol, viel Schlaf, auf die Er-
nährung achten – für den Belgier seit Jahren
selbstverständlich.
Dank seiner Fitness
war er lange Zeit auf
der linken Abwehrseite nicht wegzuden-
ken. Wegen einer Hüftverletzung verlor er
aber ab dem sechsten Spieltag dieser Saison
seinen Stammplatz an Konkurrent Oscar
Wendt. Der Schwede ist in der Offensive
stärker als Daems, weshalb ihm Trainer
Favre den Vorzug gibt. Doch Daems ist ein
Kämpfer, das war schon immer so. „Ein ganz
besonderer Moment in Gladbach war das
Spiel gegen den 1. FC Köln im Oktober 2007.
Ich war zuvor ein Jahr verletzt, habe endlich
wieder gespielt – und beim 2:2 sogar ein Tor
geschossen“, erinnert sich Daems. „So etwas
vergisst man nicht.“
Nach dreieinhalb Jahren
in der Türkei bei
Genclerbirligi wechselte Filip Daems 2005
an den Niederrhein. Er ist mittlerweile so
lange Borusse wie kein anderer Profi aus der
Mannschaft. Nur ‚Eigengewächs‘ Marc-And-
ré ter Stegen ist noch länger im Verein (seit
1996), aber erst seit 2011 im Profi-Team. „Ich
habe mich hier von Anfang an wohl gefühlt.
Es gab für mich bislang keinen Grund, an ei-
nen Wechsel zu denken. Borussia ist ein tol-
ler Verein in einer tollen Liga“, sagt Daems.
Bei seinen mehr als 200 Pflichtspiel-Einsät-
zen erzielte der Belgier 13 Treffer. Besonders
beeindruckend: Sämtliche zwölf Bundesliga-
Tore waren Elfmeter, die Trefferquote liegt
bei 100 Prozent! Das Erfolgsgeheimnis?
Daems sagt: „Entscheidend ist die volle Kon-
zentration auf den Schuss. Ich blende alles
um mich herum aus, entscheide mich vorher
für eine Ecke und lege mir den Ball zurecht.
Und dann geht er hoffentlich rein...“
Von der besonnenen Art
des Kapitäns auf
dem Platz und außerhalb hat die Borussia
stets profitiert. Daems ist ein Vorzeige-Profi,
wie ihn sich viele Bundesligisten wünschen.
Und dennoch ist es möglich, dass Sportdi-
rektor Eberl ihm demnächst mitteilen muss,
dass seine Zeit bei den Gladbachern Ende
Juni – mit dann fast 36 Jahren – abgelau-
fen ist. Doch Daems will im Training durch
starke Leistungen gute Argumente für einen
neuen Vertrag liefern. „Ich gebe Vollgas und
greife an. Es liegt an mir, mich wieder he-
ranzukämpfen.“ Und was passiert, wenn
es nicht mit einem neuen Vertrag bei der
Borussia klappt? In Rente wird er in diesem
Fall nicht gehen. „Natürlich weiß ich, dass
ich nicht mehr ewig als Profi spielen werde.
Aber noch fühle ich mich fit – und so lan-
ge das so ist, will ich Fußball spielen“, sagt
Daems. Und dagegen spricht beim ‚Liga-Opa‘
offensichtlich nichts…
Timo Frers
Routinier II
Martin
Stranzl ist auch
in seiner vierten
Saison bei der
Borussia eine
feste Größe.
Foto: Getty Images
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