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Jahresbericht 2015
Ärztekammer
Nordrhein
Allgemeine Fragen der Gesundheits-, Sozial- und Berufspolitik
Gesundheit für alle – für ein solidarisches
Gesundheitswesen in NRW
Die gesundheitliche Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen war Thema
der Landesgesundheitskonferenz (LGK) im Jahr 2014. Die LGK weist nicht nur auf die besondere
Versorgungsproblematik hin, sondern möchte vor allem auf Lösungen hinwirken, die einen
gesicherten und zielgruppenspezifischen Zugang zum Gesundheitssystem für alle Menschen
in Nordrhein-Westfalen ermöglichen.
Die Gesundheitsversorgung hat für jeden Men-
schen einen herausgehobenen Stellenwert, weil sie
die existenziellen Grundvoraussetzungen schaffen
kann, um eine selbstbestimmte gesellschaftliche
Teilhabe überhaupt zu ermöglichen. Ausgehend vom
Grundverständnis einer solidarischen Gesundheits-
politik unterstützt die Landesgesundheitskonferenz
NRW, deren Mitglied auch die Ärztekammer Nord-
rhein ist, in ihrer Entschließung vom 20. November
2014 das Ziel einer bedarfsgerechten und nieder-
schwellig zugänglichen gesundheitlichen Versor-
gung für alle Menschen, unabhängig von deren
sozialem Status, Alter, Herkunft oder Geschlecht.
In diesem Zusammenhang dankte Rudolf Hen-
ke, Präsident der Ärztekammer Nordrhein, auf der
Kammerversammlung der Ärztekammer Nordrhein
im November 2014 den Ärztinnen und Ärzten in
Nordrhein, die sich seit vielen Jahren ehrenamtlich
für die medizinische Versorgung von Menschen in
prekären Lebenslagen engagieren. Er betonte, dass
eine schnelle und unbürokratische Hilfe unerläss-
lich ist, um Menschen, die sich am Rande unserer
Gesellschaft befinden, zu helfen. Die Ärztekammer
Nordrhein werde sich dem Thema gesundheitliche
Versorgung von Menschen in prekären Lebenslagen
auch weiterhin widmen.
Nordrhein-Westfalen verfügt grundsätzlich über
ein solidarisch ausgerichtetes Gesundheitssystem
und über eine qualitativ gute gesundheitliche Ver-
sorgung, die den Bürgerinnen und Bürgern im
Rahmen der gesetzlichen Krankenversicherung
als Regelversorgung alle notwendigen Leistungen
zur Verfügung stellt. Gleichwohl leben in unserer
Gesellschaft Menschen, die aus unterschiedlichen
Gründen nicht oder nur sehr eingeschränkt an der
gesundheitlichen Versorgung teilhaben können.
Zahlreiche Studien belegen eindeutig, dass ein en-
ger Zusammenhang zwischen der sozio-ökonomi-
schen Lage und dem Gesundheitszustand besteht:
Menschen, die dauerhaft materielle Schwierigkei-
ten und soziale Ausgrenzung erleben, erkranken
signifikant häufiger als Menschen, die diese Er-
fahrungen nicht machen. Umgekehrt gilt ebenfalls:
Wer chronisch krank wird, läuft stärker Gefahr, in
prekäre Lebensverhältnisse abzurutschen. Neben
der materiellen Armut werden prekäre Lebenslagen
durch eine eingeschränkte Teilhabe am ökonomi-
schen, sozialen, kulturellen und politischen Leben
gekennzeichnet. Dieser „Teufelskreis“ materieller
und sozialer Probleme verbunden mit einem er-
höhten Krankheitsrisiko ist oftmals nur schwer zu
durchbrechen.
Soziale Ungleichheit, höhere Krankheitsrisiken
Die Gesundheitsberichterstattung für Deutsch-
land zeigt, dass psychische und somatische Erkran-
kungen wie Depressionen, Suchterkrankungen, ko-
ronare Herzkrankheit, Typ-2-Diabetes, bestimmte
Tumore oder chronische Atemwegserkrankungen
bei Personen mit geringem Einkommen häufiger
vorkommen als bei Menschen mit hohem Einkom-
Ansprechpartnerin für die LGK:
Dipl.-Biol. Christa Schalk, MPH
Tel.:
0211 4302-2110
E-Mail:
christa.schalk@aekno.deDie Landesgesundheitskonferenz NRW
Die Landesgesundheitskonferenz (LGK) ist ein zentrales Abstimmungs- und Beratungsgremium für die Gesundheitspolitik
in NRW. Die LGK berät wichtige gesundheitspolitische Themen und verabschiedet Entschließungen, in denen sich die Be-
teiligten zu einer entsprechenden Umsetzung verpflichten. In diesem Gremium sind wichtige Akteure des nordrhein-
westfälischen Gesundheitswesens vertreten: Sozialversicherungsträger, Ärzte-, Zahnärzte- und Apothekerkammern,
Krankenhausgesellschaft, Arbeitgeber sowie Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände, Kommunale Spitzenverbände, Land-
schaftsverbände, Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge und des Patientenschutzes, Gesundheitliche Selbsthilfe.