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KURS
11 / 2013
LAST CALL
Und im nächsten KURS-Heft lesen Sie ...
Erwartungshaltung
Was bringt das nächste Jahr?
Stresstest
Maklerbranche im Umbruch
Im Rausch
Wie lange boomt die Börse?
© fotolia
Die Union ist klarer Wahlsieger. Und weil
die nächsten vier Jahren knifflig werden
dürften wäre eine stabile Koalition posi-
tiv für die Märkte: Denn stabile Mehrhei-
ten ermöglichen klare politische Entschei-
dungen. Eine große Koalition dürfte sich
wohl auch für ein weiteres Rettungspaket
für Griechenland einsetzen.
Dementsprechend ist die Stimmung an
den Märkten gut: Der DAX festigt sich
um die 8600 Punkte. Das Deutsche Insti-
tut für Wirtschaftsforschung (DIW) rech-
net für 2014 mit einer kräftigen Erholung
der Wirtschaftsleistung. Deutschland pro-
fitiert insbesondere von der großen Bin-
nennachfrage und dem allgemeinen Auf-
schwung der Weltwirtschaft. Dennoch ist
Vorsicht geboten: Nach dem Ende der Fe-
rienzeit ist die Zahl der Arbeitslosen zwar
gesunken. Dennoch sind aktuell 61.000
Menschen mehr auf Jobsuche als vor
zwölf Monaten. Hinzu kommen die ban-
gen Blicke nach Italien und in die USA –
den zweitwichtigsten Exportmarkt für
Deutschland.
Allmählich kann man davon ausgehen,
dass die mehr als zwei Jahre anhaltende
Rezession in der Euro-Zone überwunden
ist. Die Stimmung in der Wirtschaft ist zu-
letzt deutlich gestiegen, wie zwei wich-
tige Indikatoren zeigen: Der Sammel-In-
dex zur Einschätzung der wirtschaftlichen
Entwicklung ist um 1,6 auf 96,6 Punkte
geklettert. Und der Einkaufsmanager-In-
dex für das verarbeitende Gewerbe hat
mit 51 Punkten ein Zwei-Jahres-Hoch er-
reicht. Ebenfalls positiv wirkt sich aus,
dass die Arbeitslosenquote in Gesamteu-
ropa auf zwölf Prozent gesunken ist.
Weniger rosig stellt sich die Lage in Itali-
en dar. Einmal mehr sorgt Silvio Berlusco-
ni für Unruhe und instabile Regierungs-
verhältnisse. Zwar scheint das Ende seiner
politischen Karriere unausweichlich zu
sein. Doch der „Cavalliere“ war schon im-
mer für Überraschungen gut.
Ein unwahrscheinliches Szenario ist
schließlich auch in den USA zur Realität
geworden: der „Government Shutdown“.
800.000 Staatsbedienstete sind im un-
bezahlten Zwangsurlaub. Die Börsen re-
agierten zunächst unbeeindruckt. Doch
das dürfte sich schnell ändern, wenn die
USA nicht schnell zu einer einvernehm-
lichen Schuldenlösung finden. Ein Kon-
junktureinbruch könnte dann die Fol-
ge sein. Außerdem wäre zu befürchten,
dass der US-Dollar massiv an Vertrauen
verliert. Auch auf internationaler Ebene
könnten ernste Konsequenzen drohen.
Denn Schwellenländer wie China, die sich
zurzeit im Abwärtstrend befinden, sind
auf positive Impulse aus den USA ange-
wiesen.
Indirekt dürfte in den USA die Politik des
billigen Geldes weitergehen. Denn: Je
stärker die Konjunktur unter Druck steht,
desto größer die Motivation der amerika-
nischen Notenbank, ihr mit Niedrigzinsen
auf die Sprünge zu helfen. Auch die No-
tenbank in Japan lässt den Geldhahn of-
fen. Der Leitzins bleibt weiterhin bei fast
Null. Auch in Zukunft werden monatlich
Staatsanleihen zwischen sechs und sie-
ben Billionen Yen gekauft.
Martin Stenger,
HDI Lebensversicherung AG,
Ressort „Produkte &Marketing“.
Der Markt-Check
Politische Unsicherheiten
Bisher sind die Auswirkungen der US-Haushaltskrise auf die Börse moderat. Doch das kann sich schnell ändern. Auch in Europa ist
vieles in Bewegung: Die neue Koaliion etabliert sich und Silvio Berlusconi sorgt immer noch fürWirbel in Italien.Wieder einmal wird es
von politischen Entwicklungen abhängen, wie sich die Kapitalmärkte in den kommendenWochen entwickeln. Exklusiv in KURS erklärt
Investment-Experte Martin Stenger, welche Themen, Länder und Akteure die Investoren jetzt besonders genau beobachten sollten.
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