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KURS
11 / 2013
FONDS & CO.
D
em deutschen Leitindex bescherten beide Monate
markante Gewinne. Im Mai brachte es der DAX der
30 umsatzstärksten deutschen Titel auf ein Plus von
5,4 Prozent, im September waren es gar 6,1 Prozent. Und
beide Male war es das Federal Reserve Board (Fed), die
US-Zentralbank, die diesseits wie jenseits des Atlantiks für
Schubkraft sorgte. ImMai gab es noch keinerlei Zweifel, dass
die Fed ihre reichliche Liquiditätszufuhr schon bald drosseln
würde. Das erfolgte einen Monat später, als Ben Bernanke,
der erste Mann der Fed, im Juni vorsichtig andeutete, die
ultraexpansive Geldpolitik im späteren Jahresverlauf mög-
licherweise zu reduzieren.
Doch die Märkte verbanden mit diesem eher vagen Hinweis
die Erwartung, dass vorerst noch keine Kürzung der monat-
lichenAnkäufe von Staatsanleihen und Hypothekenpapieren
im Betrage von 85 Milliarden Dollar drohe. Das beruhigte
die Märkte und ließ die Kurse steigen.
Im September schien die US-Zentralbank – das glaubten
jedenfalls die Auguren – mit der Beschränkung der massiven
Wertpapierankäufe Ernst machen zu wollen. Doch diese Spe-
kulationen erwiesen sich als verfrüht. In der mit Spannung
erwarteten Sitzung vom 17./18. September ließ das geldpo-
litische Entscheidungsgremium, der Offenmarktausschuss
der Fed, alles beim Alten. Der Nicht-Beschluss veranlasste
die „Neue Zürcher Zeitung“ zu der Schlagzeile: „An den
Märkten ist die Party-Laune zurück“.
Der DAX legte im September 6,1 Prozent zu und avancierte
damit zum bislang besten Monat dieses Jahres. Ein Rang,
den bis dahin mit einem 5,4-Prozent-Plus der Monat Mai
belegt hatte. Mitte September fuhr der DAX im Handelsver-
lauf mit 8770 gar ein Allzeithoch ein. Zu diesem Zeitpunkt
stand der deutsche Leitindex seit Jahresbeginn bereits mit
gut 15 Prozent im Plus.
Der September-Euphorie folgte sogleich eine Eintrübung.
DenAnstoß dazu gab der lähmende Haushaltsstreit zwischen
Demokraten und Republikanern, der Anfang Oktober einen
großen Teil der Bundesverwaltung zum Erliegen brachte.
Die Aktienmärkte reagierten darauf mit Bremseffekten, die
jedoch geringer ausfielen als dies hier und da befürchtet wor-
den war. Sowohl der Dow Jones als auch der marktbreitere
Standard & Poor’s 500 entfernten sich nicht allzu weit von
ihren kurz zuvor erreichten Höchstständen.
Der Dow Jones konnte sich über der Marke von 15.000
gut behaupten, nachdem am 18. September mit 15.677 ein
Allzeithoch verbucht worden war. Der S & P 500 bewegte
sich zeitgleich mit 1703 in Sichtweite zu der Bestmarke von
1726. Die Nr. 1 am US-Markt blieb indessen der Nasdaq
Composite der technologieorientierten Börse Nasdaq. Mit
einem Jahreshoch von 3818 (+26%) konnte dieser Index
sowohl den Dow als auch den S & P 500 deutlich hinter
sich lassen, die seit Jahresbeginn gut 16 bzw. annähernd 20
Prozent vorankamen.
Mit dieser Performance konnten hierzulande nur derM-DAX
der 50 Aktien der „zweiten Reihe“ und der 30 Titel umfas-
sende TEC-DAX mithalten, der eine Bilderbuch-Rallye vor-
legte. Beide Indices haben in diesem Jahr mit Zugewinnen
von 28 bzw. 31 Prozent den deutschen Leitindex deutlich
abgehängt. Denn beim DAX-Xetra stand zuletzt lediglich
ein Plus von fast 15 Prozent zu Buche.
Das Finale wird in diesem Jahr allenthalben von der weiteren
Marschrichtung der Fed abhängen, an deren Spitze Anfang
2014 erstmals seit 100 Jahren eine Frau stehen wird. Im Ja-
nuar wird die 67-jährige Janet Yellen das Steuer der größten
Zentralbank von Bernanke übernehmen. Ungeachtet dessen
bleibt die US-Konjunktur auch für die erste Dame der Fed
der maßgebliche Taktgeber der Geldpolitik. Und das bei einer
weltweit eher gemischten konjunkturellen Großwetterlage.
So gründen sich denn auch die Hoffnungen in den USA
ebenso wie im Euroraum und nicht zuletzt in den Schwellen-
ländern auf mehrWachstum im Jahr 2014. Und das gilt auch
für Deutschland, wo das „Handelsblatt“ zu dem Befund
kam: „Die Richtung stimmt, das Tempo nicht“.
Gleichwohl herrscht an den Aktienmärkten per Saldo Zu-
versicht. In den USA scheint der positive Trend trotz des
jüngsten Störfalles intakt. Und hierzulande führen die Op-
timisten weiterhin das Wort. Beispielhaft dafür die jüngste
ZEW-Prognose, wonach der deutsche Leitindex am Ende des
ersten Quartals 2014 bei 8895 stehen könnte. Und dieser
Marke ist der DAX bereits Mitte Oktober mit 8725 schon
ein gutes Stück näher gekommen. Das für Ende 2013 auf
8721 taxierte Niveau wurde bereits übertroffen.
Hartmund Hölzer
Gestärkt ins Finale
Börsianern, die auf statistisch vermeintlich gesicherte Faustregeln vertrauen, wurde in diesem Jahr eine
zweifache Lektion erteilt. Der traditionell als gefährlich eingestufte Monat Mai drückte die Stimmung
ebenso wenig wie der mit dem Ruf eines
Schreckensmonats
behaftete September.
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