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12 / 2013
KURS
KURZ & KNAPP
Assekuranz
Bedeutender Wirtschaftsfaktor
Das Wirtschaftswachstum in Deutschland
war in den vergangenen Jahren auch maß-
geblich getragen von den Leistungen der
Versicherungswirtschaft. Laut einer Studie
der Prognos AG im Auftrag des Gesamt-
verbandes der Deutschen Versicherungs-
wirtschaft (GDV) hat „die Entwicklung der
Versicherungswirtschaft ein zusätzliches
Wachstum ermöglicht, das allein im Zeit-
raum von 1995 bis 2008 einem BIP-Wachs-
tum in Deutschland von rund 67 Milliarden
Euro entspricht”. Die deutsche Versiche-
rungsbranche nimmt weltweit eine füh-
rende Marktposition ein, denn im globalen
Vergleich hat Deutschland den sechstgröß-
ten Erstversicherungsmarkt und ist im
Rückversicherungsgeschäft mit einem Bei-
tragsanteil von 31 Prozent Weltmarktfüh-
rer. Direkt oder indirekt beschäftigt die
Assekuranz-Branche laut Prognos hierzu-
lande rund 1,3 Millionen Menschen und ist
damit einer der großen Arbeitgeber und
Ausbilder des Landes.
Vorsorgelücken und Niedrigzinsen
Selbstständigen droht Altersarmut
Eine Studie der Postbank zeigt erhebliche
Lücken bei der Altersvorsorge von Selbst-
ständigen. 26 Prozent der rund 4,4 Milli-
onen Selbstständigen und Freiberufler in
Deutschland verfügten bislang über kei-
ne private Altersvorsorge. Und jeder Vier-
te stuft seine finanzielle Vorsorge selbst als
„nicht ausreichend“ ein, heißt es in der ak-
tuellen Allensbach-Studie. Was zusätzlich
bedenklich stimmt: Trotz der offensicht-
lich Lücken planen 56 Prozent aller Selbst-
ständigen und Freiberufler keinen Ausbau
der privaten Altersvorsorge. Wie gravierend
auch die Folgen der EZB-Zinspolitik auf die
Altersvorsorge sind, geht ebenfalls aus die-
ser Studie hervor. Denn Selbstständige oder
Freiberufler besitzen danach mehr als dop-
pelt so häufig eine private Renten- oder Le-
bensversicherung wie Arbeiterhaushalte,
die ja über die gesetzliche Rentenversiche-
rung Zwangsvorsorge betreiben (müssen).
Etwa jeder dritte Selbstständige oder Frei-
berufler hat eine solche Police. Die Micker-
zinsen sorgen nun allerdings dafür, dass die
Erträge aus diesen Vorsorgepolicen vielfach
schmerzlich reduziert werden. Folge: Mit ih-
rem „persönlichen Beitrag“ zur zinsgesteu-
erten Staatsentschuldung droht nun auch
einem Gutteil derer, die als Selbstständige
bislang ausreichend vorgesorgt zu haben
schienen, künftig das Schicksal der Alters-
armut.
Deutsche Sparmeister
Zu Hause ist es doch am schönsten
Trotz Mickerzinsen legen vier von fünf Bun-
desbürgern regelmäßig Geld zurück. Laut
einer Umfrage von comdirect ist dabei die
beliebteste Geldanlage nach wie vor das Spar-
konto. Fast genauso viele lassen ihre Ersparnis-
se ganz oder teilweise auf dem Girokonto und
jeder Vierte bewahrt das Geld in der Schubla-
de auf. Seit Jahresbeginn stieg allerdings der
Anteil derer, die zu Hause sparen. Vor allemdie
Jüngeren bewahren hier ihr Bargeld auf.
Altruistische Vermittler?
Courtage auf hinteren Plätzen
Für gerade einmal vier Prozent der unab-
hängigen Vermittler ist die Höhe der Courta-
ge das wichtigste Kriterium bei der Zusam-
menarbeit mit einem Versicherer. Das will die
Versicherungsgruppe die Bayerische in ei-
ner Maklerbefragung herausgefunden ha-
ben. Hauptgründe für die Zusammenarbeit
mit einem Versicherer seien dagegen mit ei-
ner Zustimmungsrate von 44 Prozent Nach-
haltigkeit und Verlässlichkeit des Partners, ge-
folgt von den Kriterien Produktqualität und
Produktübersicher-
ten, die auf 33 Pro-
zent der Nennungen
kommen. Mit elf Pro-
zent folgt das Kriteri-
um eines umfassen-
den Services auf dem
dritten Rang. Die
größten Erfolgschan-
cen imVerkauf sehen
laut Umfrage derzeit 31 Prozent der Makler in
einer konsequenten und ganzheitlichen Bera-
tung, 22 Prozent in der produktübergreifen-
den Risikoprüfung biometrischer Produkte.
Die Honorarvergütung kommt im Urteil der
befragtenVermittler nicht gut weg, 66 Prozent
votieren dagegen für die Provisionsregelung.
„Der Maklermarkt
ist nicht nur bil-
dungswillig – erst
ist zunehmend
auch geradezu
bildungswütig“.
Lüder Mehren, Vorstandsvorsitzender
des VOTUM Verbandes und Aufsichtsrat-
vorsitzender Deutsche Maklerakademie.
Provinzialen-Vollfusion wieder mal vomTisch
Unendliche Geschichte ohne Happy End
Die Endlosdebatte über eine mögliche Fusion der beiden Provinzial Versicherungen in
Nordrhein-Westfalen ist umeine Anekdote reicher – undwird sich auch in Zukunft allerVor-
aussicht nachweiter fortsetzen. Die jüngstenVerhandlungen umeine von der Landesregie-
rungwie von den Sparkassenverbänden so sehnlich herbei gewünschte„Ehe”ließen dieses
Mal die Vertreter des Landschaftsausschusses des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe
an der Frage der künftigen Rechtsform des möglichen fusionierten Versicherers scheitern.
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe, mit 40 Prozent an der Provinzial Nordwest be-
teiligt, will an der Rechtsform einer AG„ihrer“ Provinzial festhalten. Die Provizial Rheinland
ist dagegen in der Rechtsform einer Anstalt des öffentlichen Rechts organisiert. Auf die
Frage, inwelcher Rechtsformeinemöglicherweise voll fusionierte öffentlicheVersicherung
für ganz Nordrhein-Westfalen auftreten könnte, konnte man sich in den Verhandlungen
offensichtlich nicht einigen, so dass die Repräsentanten des Landschaftsverbandes in
Münster zu der Erkenntnis kamen, dass„nach gegenwärtigem Stand die unterschiedlichen
Rechtsformen einerVollfusion auf der Ebene der Management-Holding entgegen”ständen.
Nun soll nach demWillen der Westfalen ein Weg gefunden werden, wie in einer engeren
Zusammenarbeit der beiden Versicherer „Kosteneinsparungen und Synergien unterhalb
des bislang favorisierten„Regio-Modells”(Vollfusion auf der Ebene Management-Holding)
erzielt werden können”. Die Rheinländer drückten dagegen in einer Presserklärung ihr Be-
dauern und erklärten, die Gesprächemit den Eigentümern der Provinzial NordWest zeitna-
he fortsetzen zu wollen, „solange die Chance zu einer Einigung besteht“. Die „unendliche
Geschichte“ der Fusionsversuche der beiden öffentlichen Versicherer im bevölkerungs-
reichsten Bundesland setzt sich also weiter fort.