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            Jahresbericht 2013
          
        
        
          
            Ärztekammer
          
        
        
          
            Nordrhein
          
        
        
          
            Allgemeine Fragen der Gesundheits-, Sozial- und Berufspolitik
          
        
        
          
            Ansprechpartnerin:
          
        
        
          
            Dipl.-Ges.Oec. Nina Rüttgen
          
        
        
          
            Tel.:
          
        
        
          
            0211 4302-2102
          
        
        
          
            ,
          
        
        
          
            Fax:
          
        
        
          
            0211 4302-5102
          
        
        
          
            E-Mail:
          
        
        
        
          
            Rudolf Henke:
          
        
        
          
            „Die Ärztekammer
          
        
        
          
            hat auch einen sozial-
          
        
        
          
            medizinischen Auftrag.“
          
        
        
          
            Ethischer Diskurs über Leistungsgrenzen
          
        
        
          Mit dem Thema „Gesundheit und Ökonomie in
        
        
          der Medizin – die ethische Perspektive“ befasste sich
        
        
          der Festvortrag von Professor Dr. Dominik Groß,
        
        
          dem Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie
        
        
          und Ethik der Medizin am Universitätsklinikum
        
        
          Aachen. Nach seinen Worten gehört Deutschland
        
        
          – neben den USA, Frankreich und der Schweiz −
        
        
          seit vielen Jahren zu den Ländern, die am meisten
        
        
          für das Gesundheitswesen ausgeben. Die Nachfrage
        
        
          nach Gesundheitsleistungen steige weiter an, zum
        
        
          Beispiel wegen des medizinisch-technischen Fort-
        
        
          schritts, der alternden Bevölkerung und einer stei-
        
        
          genden Zahl älterer, chronisch kranker und mul-
        
        
          timorbider Patienten sowie wachsender Ansprüche
        
        
          an das Gesundheitswesen.
        
        
          Der Anteil der Gesundheitsausgaben am Brutto-
        
        
          inlandsprodukt sei jedoch angesichts begrenzter
        
        
          finanzieller Ressourcen nicht sehr viel weiter zu
        
        
          steigern, zumal das Gesundheitswesen mit ande-
        
        
          ren Sektoren wie Bildung, Bekämpfung von Armut
        
        
          und Arbeitslosigkeit oder Innere Sicherheit konkur-
        
        
          riert, so Groß. Daraus ergibt sich nach seinen Wor-
        
        
          ten, dass über ethisch vertretbare Begrenzungen
        
        
          nachgedacht werden muss. Die Rationalisierung
        
        
          – etwa Vermeidung von Doppeluntersuchungen
        
        
          und Schnittstellenproblemen – sei ethisch kaum
        
        
          umstritten, zur Lösung des Problems jedoch nicht
        
        
          hinreichend. Daher werde auch über Rationierung
        
        
          und Priorisierung diskutiert. Letztlich gehe es um
        
        
          Abwägungen in einem ethischen Dilemma: einer-
        
        
          seits sei es ethisch unumstritten, dass menschliches
        
        
          Leben nicht in Geldwerten zu bemessen ist. Auf der
        
        
          anderen Seite seien wegen der begrenzten Mittel
        
        
          auch  finanzielle Gesichtspunkte zu berücksichti-
        
        
          gen. Nur in einer Kombination verschiedener Ge-
        
        
          sichtspunkte lässt sich nach Groß’ Auffassung eine
        
        
          gerechte, ethisch einigermaßen vertretbare Lösung
        
        
          finden.
        
        
          Ärztekammer eine Schlichtung an. Die Patienten-
        
        
          beratung und die Kooperationsstelle für Selbsthilfe-
        
        
          gruppen und Ärzte stehen mit Auskünften zur Ver-
        
        
          fügung. Zur Alterssicherung ihrer Ärztinnen und
        
        
          Ärzte hat die Kammer die Nordrheinische Ärztever-
        
        
          sorgung eingerichtet. Die Ärztekammer Nordrhein
        
        
          versteht sich zunehmend auch als Service-Institu-
        
        
          tion, die ihre Mitglieder in allen Belangen rund um
        
        
          die ärztliche Berufsausübung informiert, berät und
        
        
          unterstützt.
        
        
          Die Pflichtmitgliedschaft in der Kammer ist
        
        
          verbunden mit − nach Einkommen gestaffelten −
        
        
          Pflichtbeiträgen. Die Mitglieder ihrerseits können
        
        
          die Entscheidungen der Kammer auf demokrati-
        
        
          schem Wege mitgestalten, zum Beispiel mit ihrer
        
        
          Stimme bei den alle fünf Jahre stattfindenden Wah-
        
        
          len zur Kammerversammlung, der 121 Mitglieder
        
        
          angehören. Diese ist das höchste Organ der Kam-
        
        
          mer, nach Rudolf Henkes Worten das „Parlament
        
        
          der rheinischen Ärztinnen und Ärzte“. Sie haben
        
        
          beispielsweise bei der Weiterbildungsordnung oder
        
        
          der Berufsordnung das letzte Wort.
        
        
          Die Kammerversammlung wählt den 18-köpfigen
        
        
          Vorstand, der die Geschäfte der Kammer führt, und
        
        
          den Präsidenten, der ebenfalls ein gesetzliches Or-
        
        
          gan der Kammer ist, sowie den Vizepräsidenten als
        
        
          dessen Vertreter. Auch die 27 Kreisstellenvorstände
        
        
          und die acht Bezirksstellenausschüsse werden alle
        
        
          fünf Jahre gewählt. Darüber hinaus gestalten die
        
        
          Mitglieder inzahlreichenAusschüssenundKommis-
        
        
          sionen die Arbeit ihrer Kammer mit. „Uns eint das
        
        
          Selbstverständnis, dass wir unseren Beruf als Pro-
        
        
          fessionverstehen, die zentrale gesellschaftlicheWer-
        
        
          te wie Gesundheit und Recht wahrt“, sagte Henke.
        
        
          
            Universitätsprofessor
          
        
        
          
            Dr. med. Dr. med. dent. Dr. phil. Dominik Groß
          
        
        
          
            sprach über ethische Abwägungen im Spannungsfeld
          
        
        
          
            von Gesundheit und Ökonomie in der Medizin.