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Aus- und Weiterbildung in Kommunikation
Wer Kommunikation als die Anwendung bestimmter
Techniken
versteht, geht davon aus, dass
bei ausreichendem Interesse des Schülers und ausreichender Kompetenz des Lehrers Verände-
rungen im Verhalten erreicht werden können. Wer dagegen Kommunikation in erster Linie als
eine Folge von
Haltungen
definiert, für den wird es schwierig sein, Lehrstrategien zu entwickeln
und Lernerfolge zu messen.
Innerhalb der Interventionen, die vor allem auf die technischen Aspekte der Kommunikation fo-
kussieren, werden wiederumdiejenigen besonders erfolgreich sein, die möglichst einfache Tech-
niken vermitteln (z.B. offene Fragen stellen), und weniger solche, die sich auf komplexe Fertig-
keiten konzentrieren (z.B. partizipative Entscheidungsfindung). Dies zeigt: Erfolg und Misserfolg
von Trainingsprogrammen hängen von der Definition der Lernziele ab.
Ausbildung
In der Ausbildung von Medizinstudentinnen und -studenten sind nicht nur einzelne Fertigkeiten
gut vermittelbar, sondern auch komplexe Aufgaben wie das Vermitteln von schlechten Nachrich-
ten.EineandereaktuelleArbeitbelegt,dasssichdurcheinesehrumschriebene,einstündigeInter-
vention bei Studenten, die Fähigkeit Informationen zu vermitteln, hoch signifikant verbessern
lässt, sofern die Studenten die Grundlagen professioneller Kommunikation beherrschen.
Weiterbildung
Außerhalb des Studentenunterrichts kommen Übersichtsartikel zum Schluss, dass sich Tech-
niken der patientenzentrierten Kommunikation erfolgreich vermitteln lassen. Der Stand der
empirischen Forschung in der Lehre ist allerdings nicht befriedigend. Es ist in vielen Bereichen
unbekannt, mit welchem didaktischen Vorgehen am besten Lernziele in der Humanmedizin er-
reicht werden können. Dies hat zur Gründung der «Best Evidence Medical Education (BEME)
Collaboration» geführt, die sich darum bemüht, Evidenz für erfolgreiche Interventionen in der
Lehre zusammenzutragen und Qualitätskriterien für Studien im Bereich der Lehre festzulegen.
In den deutschsprachigen Ländern kümmert sich die Gesellschaft für Medizinische Ausbildung
(GMA) um die Förderung der fächerübergreifenden medizinischen Aus- und Weiterbildung.
Es ist wohl plausibel anzunehmen, dass sich kommunikative Fähigkeiten am ehesten in der
Praxis vermitteln lassen, beliebteModellewie das Vier-Ohren-Modell von Schulz von Thun bieten
plausible Erklärungen für Missverständnisse und stockende Kommunikationsprozesse, sind aber
empirisch nicht gut belegt und imunmittelbaren Umgangmit Patientinnen und Patienten schwer
Ärztekammer
Nordrhein