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umso besser gelingen, je mehr das wechselseitige Verhältnis von Vertrauen, gegenseitigem Re-

spekt und geteilter Verantwortung für das Wohl des Patienten geprägt ist.

Warum ist es dennoch schwierig, eine Gesprächskultur zu etablieren, die eine effektive Zusam-

menarbeit der Berufsgruppen fördert?

Hemmende Faktoren

Unterschiedliche Sozialisation und Erfahrung im Berufsleben von Pflegenden und Ärzten sind

ein wichtiger hemmender Faktor; sie haben weit zurückreichende historische Wurzeln: In der

Mitte des 19. Jahrhunderts richtete sich die Medizin als wissenschaftliche Disziplin an den Uni-

versitäten und Krankenhäusern ein, wo Pflegekräfte als Hilfs- und Haushaltspersonal arbeiteten.

Diese Geschichte prägt das Verhältnis der beiden Berufsgruppen immer noch und zeigt sich im

Alltag in deutlichen hierarchischen Unterschieden, die die Zusammenarbeit von Pflegenden und

Ärzten behindern. Inzwischen hat der Pflegeberuf aber eine große Eigenständigkeit und Experti-

se erhalten, die in angloamerikanischen Ländern bereits Mitte des vergangenen Jahrhunderts die

Einrichtung universitärer Studiengänge ermöglichte. Im Prinzip wären also die Voraussetzungen

gegeben, sich im klinischen Alltag auf Augenhöhe zu begegnen und die Expertise des eigenen

Berufsfeldes in Berichten und bei den Visiten einzubringen.

Fördernde Faktoren

Angesichts der historisch gewachsenen Schwierigkeiten in der Kooperation von Ärzten und Pfle-

genden muss die fachliche Zusammenarbeit explizit gefördert werden. Dies gelingt über die Im-

plementierung von Standards zum Ablauf von Visiten, über gemeinsame Fallbesprechungen und

gemeinsame Aus-, Weiter- und Fortbildungen. Alle Bemühungen müssen von der Führungsebene

unterstützt werden, die es in der Hand hat, eine effektive und effiziente Kultur der Zusammen-

arbeit in einer Institution zu etablieren, zum Beispiel durch klare Rollen-Definitionen und zu-

geordnete Verantwortlichkeiten.

In Zukunft wird die fachliche Zusammenarbeit zwischen den Berufsgruppen ein Garant sein für

erfolgreiche Institutionen imGesundheitswesen – Patienten erleben, dass die Fachpersonen, die

sie betreuen, an einem Strang ziehen. Diese Entwicklung wird immer wichtiger werden, je mehr

multimorbide, chronisch kranke und alte Menschen in einem Gesundheitssystem versorgt wer-

den müssen.

Ein gutes Beispiel für die Aufgabenverteilung bei der Betreuung schwer kranker Patienten oder

ihrer Angehörigen liefert die Arbeit von Forsey et al. (Psycho-Oncology 2013): Hier zeigt sich

in der Betreuung von Eltern leukämiekranker Kinder, dass Pflegende ganz andere Ziele in ih-

Heranführen an spezifische Gesprächssituationen

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