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Jahresbericht 2016

Ärztekammer

Nordrhein

Allgemeine Fragen der Gesundheits-, Sozial- und Berufspolitik

Die Bedeutung der Europäischen Union (EU) für

die Gesundheitspolitik ist in den vergangenen Jah-

ren erheblich gewachsen. Das war Grund genug für

den Vorstand der Ärztekammer Nordrhein, eine

Reise nach Brüssel anzutreten und dort Gespräche

mit Abgeordneten des Europäischen Parlaments so-

wie der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen zu

führen.

Es ist grundsätzlich Sache der Mitgliedsstaaten,

das Gesundheitssystem zu gestalten. Doch weist

der Vertrag von Lissabon, der die Arbeitsweise der

EU regelt, der Union den Gesundheitsschutz als

Querschnittsaufgabe in allen Politikfeldern zu.

Ausdrücklich nennt der Vertrag als Handlungsfel-

der für die Union

• die Bekämpfung der weitverbreiteten schweren

Krankheiten,

• die Erforschung der Ursachen, der Übertragung

und der Verhütung dieser Krankheiten sowie

Gesundheitsinformation und -erziehung,

• die Beobachtung, frühzeitige Meldung und

Bekämpfung schwerwiegender grenzüberschrei-

tender Gesundheitsgefahren,

• die Verringerung drogenkonsumbedingter

Gesundheitsschäden einschließlich der Informa-

tions- und Vorbeugungsmaßnahmen und

• die Förderung der Zusammenarbeit zwischen

den Mitgliedstaaten, die darauf abzielt, die Kom-

plementarität ihrer Gesundheitsdienste in den

Grenzgebieten zu verbessern.

Auch kann die EU für alle Mitgliedsstaaten ver-

bindliche Richtlinien erlassen, die Mindeststan-

dards setzen für den Gesundheitsschutz in der

Arbeitsumwelt und den Verbraucherschutz, der

neben den wirtschaftlichen Interessen auch den

Gesundheitsschutz und die Sicherheit der Verbrau-

cherinnenundVerbraucher einschließt. So sind zum

Beispiel die Sicherheit von Arzneimitteln und Me-

dizinprodukten, die Bekämpfung von Pandemien

oder die Organtransplantation Handlungsfelder eu-

ropäischer Gesundheitspolitik.

Binnenmarkt versus Selbstverwaltung

Von besonderer Bedeutung für die Heilberufe und

andere Freie Berufe in Deutschland ist das Streben

der EU nach der Vollendung eines einheitlichen

europäischen Binnenmarktes. „Die Selbstverwal-

tung im Berufs- und Sozialrecht kann aus Sicht der

EU-Kommission ein Hemmnis im freien Dienstleis-

tungsverkehr sein“, sagte die Leiterin des Brüsseler

Büros der Bundesärztekammer, Annabel Seebohm.

Deregulierung, mehr Wirtschaftswachstum und

Europa und die Freien Berufe

Die Auseinandersetzung mit den zahlreichen Gesetzesvorhaben auf Bundes- und Landesebene

bildete auch im vergangenen Jahr einen Schwerpunkt der gesundheitspolitischen Aktivitäten

der Ärztekammer Nordrhein. Daneben gewinnt jedoch Europa immer mehr an Bedeutung. Hier gilt es,

den Wert der Freiberuflichkeit gegen Deregulierungsbestrebungen zu verteidigen. Die Kammer

hat sich dafür in den vergangenen Monaten sowohl in Düsseldorf als auch in Brüssel eingesetzt.

Ulrich Langenberg,

Geschäftsführender Arzt

der Ärztekammer

Nordrhein.

Gruppenbild mit

Präsident Rudolf Henke

(1. Reihe, 5. v.r.) und Vize-

präsident Bernd Zimmer

(1. Reihe, 4. v.r.): der

Vorstand der Ärztekammer

Nordrhein mit Mitarbeite-

rinnen und Mitarbeitern der

rheinischen Kammer und des

Brüsseler Büros

der Bundesärztekammer

bei seinem Besuch im Euro-

päischen Parlament

in Brüssel.