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Jahresbericht 2016

Ärztekammer

Nordrhein

Allgemeine Fragen der Gesundheits-, Sozial- und Berufspolitik

Der neue Plan hat nach Henkes Worten die Wei-

chen für eine qualitätsorientierte Krankenhaus-

planung gestellt. Impulse und Vorgaben zu einer

qualitätsorientierten Planung kämen inzwischen

auch von der Bundesebene. Diese müssten in ein

sinnvolles Verhältnis gesetzt werden zu den Re-

gelungen und Initiativen auf Landesebene. Henke

betonte, dass Fragen der Strukturqualität für die

Planung besonders wichtig sind. So enthalte der

Landeskrankenhausplan erste Schritte in Richtung

Mindestpersonalvorgaben für Ärztinnen und Ärz-

te. Dagegen befinden sich nach Henkes Auffassung

risikoadjustierte Vergleiche und ein Instrumenta-

rium zur Messung von Ergebnisqualität derzeit in

weiter Ferne.

Sektorenübergreifend planen?

„Eigentlich brauchen wir eine sektorübergreifen-

de Planung“, sagte Landesgesundheitsministerin

Barbara Steffens. Dazu fehlten derzeit allerdings

die rechtlichen Möglichkeiten. Das sogenannte

90a-Gremium („Gemeinsames Landesgremium“),

dem in NRW neben dem Land die Kassenärztli-

chen Vereinigungen, die Krankenhausgesellschaft

und die Krankenkassen angehören, kann lediglich

Empfehlungen abgeben, was nach Auffassung von

Steffens zu wenig ist.

Die Ärztekammern in Nordrhein-Westfalen for-

dern seit Jahren, in diesem Gremium nicht nur als

Gäste, sondern als Mitglieder beteiligt zu werden –

eine Forderung, die die Ärzteschaft sicher auch im

Vorfeld der kommenden Landtagswahl nochmals

artikulieren wird.

Kassen fordern „Marktkonsolidierung“

Michael Süllwold, Stellvertretender Leiter der

Landesvertretung NRW des Verbandes der Ersatz-

kassen (vdek), bewertete die NRW-Krankenhaus-

planung kritisch. Er verwies auf den Krankenhaus

Rating Report 2011 des Rheinisch-Westfälischen

Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), nach

dem die Krankenhaushäufigkeit in NRW – berei-

nigt um Alter und Geschlecht – um 21 Prozent höher

liegt als in Baden-Württemberg. Die Krankenhaus-

kosten je Einwohner sind laut Gutachten über-

durchschnittlich hoch. „Warum ist das so? Ist das

medizinisch indiziert?“, fragte Süllwold.

Die hohe Zahl von Krankenhaus-Standorten lässt

laut RWI-Report „eine Marktkonsolidierung er-

warten“, die – wie Süllwold sagte – „nach unserer

Auffassung noch nicht eingetreten ist“. Das Land

setze auf Konsens der Beteiligten, was im Einzelfall

funktioniere, für ganze Regionen aber eher nicht,

glaubt Süllwold. Nach vdek-Angaben haben die

Beteiligten in Nordrhein bisher 55 Prozent und in

Westfalen-Lippe 60 Prozent der Planungskonzepte

im Dissens bei den Bezirksregierungen abgegeben.

Die Kassen vermissen auch verbindliche Definitio-

nen der Versorgungsaufträge im Feststellungsbe-

scheid des Ministeriums. „Es mangelt an Gestaltungs-

und Durchsetzungswillen der Politik“, kritisierte

Süllwold.

Regionale Planungskonzepte kommen voran

Dies sieht das zuständige Ministerium anders.

„Einen Sprung nach vorne“ habe die Planung in den

einzelnen Regionen in den vergangenen Monaten

gemacht, berichtete Dr. Heribert Müller, Leitender

Ministerialrat im NRW-Gesundheitsministerium.

Der geplante Abbau von 9.500 bis 10.000 Betten

wird nach seinen Worten wohl nicht ganz erreicht.

Dies seien „Prognosezahlen als Orientierungshilfe

für die Planung vor Ort“ gewesen, entscheidend sei

am Ende der schlüssig nachgewiesene Bedarf. Doch

selbstverständlich würden überflüssige Betten ins-

besondere in den schneidenden Fächern abgebaut,

während in der Psychiatrie, Kinder- und Jugend-

psychiatrie, Geriatrie und der Neurologie Betten

hinzukämen. Müller appellierte an alle Beteiligten,

die regionalen Planungen möglichst bald zum Ab-

schluss zu bringen. Er sagte zu, dass die Verfahren

im Ministerium schnell bearbeitet werden.

NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens: „Eigent-

lich brauchen wir eine sektorübergreifende Planung.“