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Jahresbericht 2016

Ärztekammer

Nordrhein

Allgemeine Fragen der Gesundheits-, Sozial- und Berufspolitik

Patientenorientierung als Schlüssel zu einer

besseren Gesundheitsversorgung

Die 24. Landesgesundheitskonferenz Nordrhein-Westfalen hat sich die Förderung der

Patientenorientierung und der Patientenautonomie im Gesundheitswesen zum Ziel gesetzt.

Dabei geht es neben konkreten Einzelmaßnahmen vor allem darum, die Akteure im Gesundheits-

wesen in dem kontinuierlichen Prozess hin zu einer gelebten Kultur der Patientenbeteiligung

zu bestärken.

Aussagen wie diese würde prinzipiell sicher die

Mehrheit der im Gesundheitswesen beschäftigten

Personen unterstützen: „Selbstverständlich muss

der Patient im Mittelpunkt allen Handelns im Ge-

sundheitswesen stehen“; oder „Die individuelle

medizinische Versorgung soll am Bedarf des einzel-

nen Patienten ausgerichtet sein.“ Doch wie passen

diese hehren Ziele mit einem viel zu oft von Zeit-

mangel und Ökonomisierung geprägten medizini-

schen Alltag zusammen? Wie kann die angestrebte

Patientenorientierung umgesetzt werden? Welche

Rahmenbedingungen sind dafür notwendig und

wie können die Patienten befähigt werden, Eigen-

verantwortung zu übernehmen? Diese und weitere

Fragen standen im Mittelpunkt der 24. Landesge-

sundheitskonferenz (LGK), die Ende November 2015

im Haus der Ärzteschaft stattfand und auf der eine

Entschließung zu Selbstbestimmung, Orientie-

rung, Kommunikation und Wissenstransfer, Pa-

tientenbeteiligung und -sicherheit sowie zum Be-

schwerdemanagement gefasst wurde.

Partizipative Entscheidungsfindung –

Herausforderung immedizinischen Alltag

Studien belegen, dass bei einer beteiligungsorien-

tierten Gesprächsführung und Einbindung des Pa-

tienten in Therapieentscheidungen die Therapie-

adhärenz und folglich der Therapieerfolg deutlich

höher sind als bei bestimmender Gesprächsfüh-

rung. Dennoch stellt diese partizipative Entschei-

dungsfindung bei den unterschiedlichen Voraus-

setzungen des Arztes beziehungsweise Patienten

bezüglich Wissensstand, Erfahrung und Betroffen-

heit eine Herausforderung im medizinischen Alltag

dar. Der Arzt besitzt medizinisches Wissen, Erfah-

rung und eine professionelle Sicht auf die medizini-

sche Situation; der betroffene Patient allein kennt

jedoch seine Einstellungen, Sorgen, Bedenken und

Wünsche. Im optimalen Fall kommen Arzt und Pa-

tient auf Basis geteilter Informationen zu einem ge-

meinsamen Ergebnis als Basis für eine informierte

Entscheidung des Patienten.

Förderung von Eigeninitiative und

Eigenverantwortlichkeit

Der Patient soll zur aktiven Mitarbeit befähigt

werden. Nicht alle Patienten sind jedoch gleicher-

maßen in der Lage, komplexe medizinische Zusam-

menhänge schnell zu erfassen oder sich zusätzlich

gesichertes medizinisches Hintergrundwissen an-

zueignen. In Ergänzung zum Beratungsgespräch

mit dem Arzt greifen im Zeitalter des Internets viele

Patienten auf Beiträge zu medizinischen Themen

im „Netz“ zurück. Dabei sehen sie sich einer Viel-

zahl von Informationen, Wertungen und Einschät-

zungen gegenüber, ohne jedoch sicher beurteilen zu

können, wie seriös diese Beiträge sind. Eine kon-

krete Maßnahme der LGK-Entschließung sieht des-

halb vor, das Spektrum bestehender Patientenbera-

tungs- und Versorgungsangebote in NRW transpa-

Ansprechpartnerin für die LGK:

Dipl.-Biol. Christa Schalk, MPH

Tel.:

0211 4302-2110

E-Mail:

christa.schalk@aekno.de

Die Landesgesundheitskonferenz NRW

Die Landesgesundheitskonferenz (LGK) ist ein zentrales Abstimmungs- und Beratungsgremium für die Gesundheits-

politik in NRW. Die LGK berät wichtige gesundheitspolitische Themen und verabschiedet Entschließungen; die Beteiligten

verpflichten sich, die Entschließungen umzusetzen. In diesem Gremium sind wichtige Akteure des nordrhein-westfälischen

Gesundheitswesens vertreten: Sozialversicherungsträger, Ärzte-, Zahnärzte- und Apothekerkammern, Krankenhaus-

gesellschaft, Arbeitgeber sowie Gewerkschaften, Wohlfahrtsverbände, Kommunale Spitzenverbände, Landschaftsverbände,

Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge und des Patientenschutzes, Gesundheitliche Selbsthilfe.