Zülpich - Rheinische Kunststätten - page 14

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Kapelle noch Filialen in Bessenich, Sievernich und
Weiler gehörten, im Besitz der Abtei Steinfeld. Wie
die unterhalb des Marktes gelegene Marienkirche
wurde die Martinskirche in der Säkularisation 1813
auf Abbruch versteigert. St. Martin entging dem
durch eine Folgenutzung als private Lagerhalle,
Materiallager und Wohnung. Dies hatte teils
erhebliche bauliche Veränderungen vom 19. bis zur
Mittedes 20. Jh. zur Folge. Als nur leicht beschädigter
Bau geriet die frühere Kirche erst wieder in der
Nachkriegszeit in das öffentliche Bewusstsein,
verfiel jedoch zusehends. In unmittelbarer Nähe
projektierte Neubaumaßnahmen gaben in den
späten 1970er Jahren Anlass für eine Diskussion
um den Fortbestand. 1979 erwarb die Stadt
Zülpich die Kirchenruine von den bisherigen
Eigentümern. Da ein zeitweilig geplanter Ausbau
zu einem kirchlichen Zentrum nicht zustande
kam, entschied der Zülpicher Rat 1988 nach
kontroversen Diskussionen für einen Ausbau der
Ruine als städtische Bürgerbegegnungsstätte.
Gefordert war ein Konzept, mit dem einerseits die
historische Bausubstanz gesichert und bewahrt
werden konnte: Gebäudeteile, die bis zum 18. Jh.,
der Zeit vor Profanierung des Baus, reichten, sollten
demzufolge erhalten bleiben. Bauspuren des 19.
Jh. von Wert sollten berücksichtigt, minderwertige
Ein- und Umbauten der jüngeren Vergangenheit
dagegen überplant werden.
Andererseits sollte das Konzept den Anfor-
derungen an ein modernes Veranstaltungsgebäude
genügen können. Der preisgekrönte Entwurf des
Architekten Markus Ernst trug diesen Ansprüchen
Rechnung. Sein von der Denkmalpflege begleitetes
Baukonzept wurde Ende 1997 erfolgreich zum Ab-
schluss gebracht.
Ein moderner, geometrisch klarer Stahl- und
Glaskorpus senkt sich seither über die Ruine
des Kirchenschiffs. Aufgrund seiner Transparenz
können sich Langhaus und Turm als historische
Baukörper neben ihm behaupten. Altbau und
Neubau stehen ohne direkten Kontakt da, wo
ihre Eigenständigkeit gewünscht wird, und ver-
binden sich dort, wo Schutz und Umhüllung
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