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Dreiecksgiebel, darüber eine hölzerne Halblaterne
mit Zeltdach. Entlang des stadtwärtigen Wegs
an der Mauer stoßen wir auf die Kölnstraße mit
mittelalterlichem Kölntor (s. Mauern und Tore), in
die wir Richtung Stadtzentrum einbiegen.
In der Kölnstraße hängt im 2. OG des
Hauses Nr. 24 eine Plakette, die einen weißen
Hirsch darstellt. Sie erinnert damit an eine alte,
legendenhafte Überlieferung, die davon berichtet,
dass bei einem Gottesdienst zu Ehren des frisch
getauften Frankenkönigs Chlodwig die Hostie
gefehlt habe. Diese habe dann ein von Köln auf
der Römerstraße nach Zülpich trabender Hirsch im
Geweih dargebracht. Diese Variation von Eifeler
Hubertus-Legenden stellt die beeindruckende
antike Trasse während des Mittelalters in einen
wunderbaren Kontext.
Schräg gegenüber liegt das Haus Gilsdorff in der
Kölnstraße 29. Dabei handelt es sich um das frühere
Wohnhaus eines stattlichen landwirtschaftlichen
Hofes. Es ist ein repräsentatives, verputztes Bruch-
steinhaus aus der 2. Hälfte des 18. Jh., mit erneu-
ertem Mansarddach. Es verfügt über ein schönes,
spätbarockes Portal mit zweiflügeliger Tür. Der
Denkmalpflege gilt es als „einzige(r) erhaltene(r)
Barockbau von einigem Anspruch“ in Zülpich.
Ehemaliges Kapuzinerkloster
Ein Maueranker datiert den großen, gelb verputzten
zweigeschossigen Steinbau in der Kölnstraße/Ecke
Brabender-Straße auf 1597. Der Gebäudekomplex
gehörte ursprünglich zu den Besitztümern des
Grafen von Blankenheim. 1635 gründeten die
Kapuziner hier im Zuge der Gegenreformation eine
Ordensniederlassung mit Gymnasium. Nach der
Säkularisation wurde dort ein städtisches Kranken-
haus eingerichtet, in dem Vinzentiner-Ordens-
schwestern wirkten. Das Gebäude wurde seither
verschiedentlich verändert und erweitert. Seit 1997
ist es Teil des Geriatrischen Zentrums Zülpich.
Kinat/Op d’r Kinat
Den mittelalterlichen Namen für die Örtlichkeit
bewahrt die dort stehende Gastwirtschaft. Unter
verschiedenen Deutungen überzeugt diejenige,
welche die Bezeichnung als „auf/an dem Knie“
anspricht: Hier kreuzte sich die Römerstraße
Köln-Trier mit der Römerstraße Bonn-Maastricht
(Münsterstraße, Schumacherstraße). Der weitere
Verlauf der Römerstraße nach Trier ist ab hier durch
jüngere Bebauung überdeckt. Indizien zufolge
knickte die Römerstraße hier in südlicher Richtung
ab, um, über den Mühlenberg verlaufend, in die
heutige Nideggener Straße einzumünden. Diese
bildet nachgewiesenermaßen die Fortsetzung der
Römerstraße. Der Papiermacher-Brunnen auf der
Kinat ist eine Stiftung der Firma Zülpich-Papier,
des großen Unternehmens, das einst der Familie
Sieger gehörte, die auf der Burg Korn brannte.
Dieser Unternehmenszweig produzierte ab
1873 Packpapiere aus den Rohstoffen Stroh und
Altpapier. Der Brunnen stellt „Papiermacher um
1798“ dar. In der Guinbertstraße 4 steht nahebei
ein zweigeschossiges, verputztes Fachwerkhaus,
das ein Mansarddach mit Schopfwalm trägt. Das
gut proportionierte Bürgerhaus des Klassizismus hat
eine „für Zülpich einmalige … Erhaltung“. Das Haus
war zeitweilig der Wohnsitz des Bürgermeisters
Wachendorff aus dem frühen 19. Jh.
12. „Kapuzinerpredigt“, Hubert Salentin
13. (S. 17) Adler-Apotheke Münsterstraße 4