erholen. Ein Fußballer steht 90 Minuten
auf dem Platz, muss rauf und runter rennen.
Warum bleiben Fußballer auch mal etwas
länger auf dem Platz liegen? Nicht nur, weil
sie eine schwere Verletzung haben, sondern
auch, um mal durchzupusten, der Mann-
schaft Ruhe zu geben. Im Eishockey ist das
nicht nötig, da fährt man raus und kann sich
draußen ausruhen.
Wie hat sich Ihr Verhältnis zum Fußball durch
die Arbeit im Eishockey verändert?
Ich spiele Fußball, seit ich vier Jahre alt war.
In meiner Jugend habe ich quasi nichts an-
deres gemacht. Gut, ich war nebenbei auch
noch in der Schule
(lacht)
. Aber Fußball war
schon damals mein Leben. Und ich habe das
auch nicht aufgegeben, als ich zum Eisho-
ckey gegangen bin. Ich hatte nicht geplant,
14 Jahre lang Eishockey-Manager zu sein.
Ich wollte einige Jahre eine andere Sportart
kennenlernen, zeigen, dass ich auch dort
meinen Job gut machen kann. Aber ich habe
weiter alle Fußballspiele verfolgt, die ich ir-
gendwie sehen konnte, habe selbst weiter ge-
spielt, den Trainerschein gemacht. Ich liebe
Fußball. Er ist meine Leidenschaft.
Eishockey ist auch ein bisschen
dazu geworden, aber in erster Linie
war das mein Beruf.
Wussten Sie nach Ihrer Spielerkar-
riere sofort, dass sie in diesem Be-
reich dem Fußball erhalten bleiben
wollen?
Nicht ganz. Ich habe meine Spieler-
karriere sehr früh beendet, mit 30
aufgehört, obwohl ich noch fit war.
Ich habe studiert und dann von Rolf
Rüssmann
(damals Manager von Bo-
russia Mönchengladbach, Anm. d.
Red.)
das Angebot bekommen, bei
Borussia Mönchengladbach Mar-
ketingassistent zu werden. Alles
Weitere hat sich daraus ergeben. Ich
hatte damals auch ein bisschen die
Trainerkarriere im Auge. Aber ich bin
dann vom Marketingassistenten zum
Sponsoringleiter aufgestiegen, später
zum Marketingleiter. Dann kam der
Wechsel nach Köln. Ich habe meine
Karriere nicht so strikt geplant, wie
es sich vielleicht im Nachhinein liest.
War es besser, den Weg übers Eisho-
ckey zu nehmen, statt direkt im Fuß-
ball zu bleiben?
Davon bin ich überzeugt. Ich habe viele
schwierige Situationen in einer Sportart er-
lebt, die um Aufmerksamkeit kämpft und
in der man die Budgets ganz anders zusam-
menstellen muss als im Fußball. In der man
ständig auf der Jagd nach jedem Euro ist.
Eishockey, Handball, Basketball haben ganz
andere Voraussetzungen in Deutschland.
Sie kämpfen gegen das Monopol des Fuß-
balls, versuchen ihre Nische zu finden. Das
ist eine große Aufgabe für jeden Manager in
diesen Sportarten.
Warum haben Sie vor Werder alle Angebote
aus dem Fußball abgelehnt?
Der KEC ist im Eishockey ein großer Verein.
Und den verlässt man nicht einfach für ir-
gendeinen anderen Club. Werder war dann
allerdings eine sehr verlockende Hausnum-
mer. Da musste ich nicht überlegen.
Der 1. FC Köln hat Ihre gute Arbeit hautnah
mitbekommen…
Natürlich gab es Kontakte. Aber innerhalb
Kölns war ein Wechsel nie ein Thema. Man
wusste um meine Position bei den Haien.
Das hätte nicht gepasst.
Zu Ihrem Werder-Debüt kommt der SC Frei-
burg ins Weser-Stadion, der Club aus Ihrer Ge-
burtsstadt. Ein besonderes Spiel?
Mit Trainer Christian Streich habe ich früher
zusammengespielt – beim FC Freiburg. Ich
freue mich sehr auf dieses Spiel. Wie dort
gearbeitet wird, ist vorbildlich. Ich habe ver-
folgt, was in Freiburg in den vergangenen
Jahren passiert ist. Es wird mit kleinem Bud-
get Großartiges geleistet. Außerdem wird
auch in schwierigen Situationen die Ruhe
bewahrt, und man lässt sich nicht verrückt
machen.
Nach welchen Kriterien haben Sie mit Ihrer
Ehefrau in den vergangenen Wochen nach ei-
nem Zuhause in Bremen gesucht?
Wir haben zwei Katzen und zwei Hunde.
Eine unserer Töchter hat sich auch entschie-
den mitzukommen. Es musste also etwas
sein, wo die Katzen, wenn sie sich mal aus
dem Staub machen, nicht direkt unters Auto
kommen. Glücklicherweise sind wir jetzt
fündig geworden, können allerdings erst im
Juni gemeinsam einziehen. Ich werde bis
dahin erst im Hotel wohnen und mir dann
übergangsweise ein Appartement nehmen.
Sie waren als Spieler lange in Mönchenglad-
bach, danach auch als Geschäftsführer lange
am selben Ort. Können Sie sich vorstellen,
dass nun Bremen noch einmal Ihre neue Hei-
mat wird?
Das kann ich mir sehr gut vorstellen. Ich war
zuletzt 14 Jahre in Köln, habe allerdings in
Korschenbroich bei Mönchengladbach ge-
wohnt. Weil die Großstadt Köln mir doch et-
was zu wild war. Ich freue mich auf Bremen.
Haben Sie die Karnevalswoche in Köln noch
einmal genossen?
Hier darf ich es ja sagen: Ich war nie ein
großer Karnevalist, habe das aber immer
professionell gelöst. Die Haie haben eine
eigene Karnevalssitzung, die sehr spekta-
kulär ist. Da war ich natürlich dabei. Aber
ansonsten habe ich versucht, dem Karneval
zu entgehen. Ich werde sehr viel vermissen
aus meiner Zeit in Köln, den Karneval aber
eher nicht.
Interview: Martin Lange
Fotos: Carsten Heidmann
WERDER MAGAZIN 301 27
INTERVIEW