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ie Antwort: Es besteht
im europäischen Fuß-
ball noch erheblicher
Nachhol beda r f f ü r
Fan-Projekte. Dabei haben die
Weltmeisterschaft in Deutsch-
land und die zurückliegenden
EM-Turniere gezeigt, dass die
dort eingerichteten Fan-Bot-
schaften besonders beliebte
und auch notwendige Anlauf-
stellen für die Fans aller Natio-
nen waren. Diese wurden größ-
tenteils durch die Fan-Projekte
und ihre Dach-Organisationen
betrieben.
‚Vorbeugen durch
Mitwirken!‘
– So lautet das Motto eines Pro-
jekts, das seit März 2012 unter
der Federführung des Wiener In-
stitut für internationalen Dialog
und Zusammenarbeit (VIDC) in
Europa läuft.
Im Januar
besuchte eine kleine
Gruppe das Fan-Projekt Bremen
e. V., um sich über die Arbeit
zu informieren. Das Fan-Projekt
Bremen e. V. wurde als eines von
nur zwei Projekten in Europa
ausgesucht, um an der Entwick-
lung von weiteren Fan-Projekten
mitzuarbeiten.
Unter der
wissenschaftlichen
Begleitung durch die Soziologen
Richard Giulianotti und Peter
Millward von der Universität
Longborough (England) waren
Armin Weber von der Fan-Arbeit
Innsbruck, Tomas Carnogursky
und Martin Matousek vom Fan-
Projekt in Liberec (Tschechien)
sowie David Hudelist von Fair-
Play-VIDC aus Wien angereist.
An zwei Tagen erfuhren die Teil-
nehmer viel über die Geschichte
des Bremer Fan-Projekts und
über die Fan-Szene bei Werder
Bremen. Zum Programm gehör-
te die Begleitung der Fan-Arbeit
beim Heimspiel gegen Borussia
Dortmund. Werder Bremen stell-
te die Arbeit seiner Fan-Abteilung
vor und ermöglichte der Gruppe
den Besuch des Weser-Stadion,
so dass diese dort entsprechen-
de Eindrücke gewinnen konnte.
Am Ende des Projekts soll ein
Handbuch entwickelt werden,
das die Ziele und Aufgaben eines
Fan-Projekts beschreibt. Damit
könnten europaweit dringend
benötigte weitere Fan-Projekte
angeschoben werden.
Abschließend soll
im Sommer
ein Seminar stattfinden, an dem
sowohl die Vereine und Fußball-
Verbände teilnehmen, als auch
Fan-Vertreter und Fan-Projekte
innerhalb des FARE (Football
against racism in Europe). Weite-
re Info:
V
or kurzem wurden Ge-
walttäter aus Bielefeld
verurteilt. Sie hatten
nach einem Spiel der
U 23 des SV Werder im vergan-
genen Jahr Bremer Fans angegrif-
fen und dabei einen Anhänger
so schwer verletzt, dass dieser
im Koma lag. Das war für Bernd
Tischler der Anlass, aktiv zu wer-
den.
„Bei unserer Hilfsaktion
ist es
egal, welchen Schal der Fan
trägt, der Opfer geworden ist“,
sagt er. „Wir wollen in solchen
Situationen unbürokratisch hel-
fen, wenn niemand anders die
Schäden des Opfers ausgleicht.“
So erbrachte zum Beispiel eine
spontane Sammlung unter Mit-
arbeitern der Kleinehelleforth
GmbH aus Verl für die Hooligan-
Opfer-Hilfe 255 Euro. Weitere
500 Euro legten die Geschäfts-
führer des Unternehmens dazu,
250 Euro kamen von Bernd
Tischlers Firma T-eC.de.
Die insgesamt 1.000 Euro
leg-
ten somit den Grundstock für
die Hooligan-Opfer-Hilfe. Auch
einige Werder-Fan-Clubs haben
bereits Spenden auf das Sonder-
konto eingezahlt.
Diese Opfer-Hilfe
ist in Deutsch-
land die erste ihrer Art und soll
nach und nach auf alle Vereine
im Profi-Fußball ausgedehnt
werden. So konnte sogar bereits
ein direkter Kontakt zur Franz-
Beckenbauer-Stiftung aufgebaut
werden. Weitere Spenden sind
also herzlich willkommen. Die
Mitglieder des Verler Werder-
Fan-Clubs entscheiden über die
Höhe der finanziellen Unterstüt-
zung – im Rahmen des zur Ver-
fügung stehenden Guthabens.
Das Spendenkonto:
GwvomÖlbach
(Grün-Weißen
vom Ölbach), Konto-Nummer:
47 96 132 bei KSK Wiedenbrück
(BLZ 478 535 20).
Pro Supporters
Bremen kennt das Fan-Projekt Bremen e. V. In Deutschland sind Fan-
Projekte etabliert. Aber wie sieht es im restlichen Europa aus?
Hilfe für
Gewaltopfer im
Fußball
Bernd Tischler
vom WFC ‚Die Grün-Weißen
vom Ölbach‘ aus Verl hilft
Opfern von Übergriffen beim
Fußball.
Einzigartiges Projekt
Bernd Tischler (re.), Initiator der
Hooligan-Opfer-Hilfe, mit engagierten Spendern.
FAN-FORUM
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