WERDER MAGAZIN:
Chih-Yuan
Chuang, nach einigen Jahren Pau-
se bist du seit dieser Saison wie-
der zurück in der Bundesliga. Wie
hat sich die Liga entwickelt?
CHIH-YUAN CHUANG:
Sie ist
stärker als je zuvor. Die Zahl der
guten Teams hat deutlich zu-
genommen. Das macht es noch
schwieriger, Erfolg zu haben.
In letzter Zeit hast du mehrfach
gegen den deutschen Spitzenspie-
ler Timo Boll gespielt. Gibt es bei
so vielen gemeinsamen Partien
noch Überraschungen im Match?
CHUANG:
Ich versuche, in jedem
Spiel die Taktik zu verändern,
um unberechenbar zu bleiben.
Das ist für Außenstehende nicht
immer zu erkennen. Manchmal
reicht es schon, die Aufschläge
oder die Rückhandbälle zum Bei-
spiel etwas länger zu schlagen.
Trotzdem muss man dann vari-
abel bleiben, denn ein Spitzen-
spieler wie Timo Boll überlegt
sich auch immer wieder, was er
verändern und verbessern kann.
ADRIAN CRISAN:
Jeder von uns
hat einen festen Plan im Kopf.
Manchmal ist dieser aber schwer
umzusetzen. In der Champions
League habe ich zum Beispiel ge-
gen Patrick Baum einfach nicht
das spielen können, was ich mir
vorgenommen hatte. Gerade
nach zwei langen Matches fehlt
einem manchmal auch die psy-
chische Stärke, um alles ideal
abzurufen.
Cristian, wann denkst du als Trai-
ner darüber nach, was deine Spie-
ler beim nächsten Match verän-
dern könnten?
CRISTIAN TAMAS:
Meist schon
direkt nach dem Spiel, in der Ka-
bine oder wenn man beim Essen
zusammensitzt – gemeinsam mit
den Spielern. Dabei sind wir uns
fast immer einig, was gut war
und was man verbessern kann.
Es ist ein bisschen wie beim
Schach: Man muss selbst clever
agieren, aber natürlich auch auf
den Gegner reagieren.
Der SV Werder verfügt diese Sai-
son über das stärkste Team seiner
Bundesliga-Geschichte. Zuletzt
gab es einige knappe Niederlagen
– vor allem gegen Düsseldorf. Wie
hast du die Mannschaft wieder
aufgebaut?
TAMAS:
Wir haben mit Timo
Boll Deutschlands besten Spieler
gleich mehrfach geschlagen und
trotzdem die Partien verloren.
Das war sehr schade, spricht
aber für die Ausgeglichenheit der
Düsseldorfer Mannschaft. Ein
guter Spieler reicht nicht mehr,
um die Liga zu dominieren. Es
gibt immer Dinge, die man ver-
ändern kann. Aus dieser krea-
tiven Zusammenarbeit mit den
Spielern schöpfen wir Mut für
die kommenden Aufgaben.
Seit Sommer 2012 gibt es in
Bremen eine Trainingsgruppe mit
Weltklasse-Spielern. Wie fällt das
bisherige Fazit aus?
TAMAS:
Genau so stelle ich mir
erfolgreiches Arbeiten vor. Das
ganze Team, speziell die jünge-
ren Spieler profitieren von den
vielen Weltklasse-Spielern, die
hier täglich trainieren. Das sieht
man zum Beispiel bei Constantin
Cioti und Paul Drinkhall. Wir
möchten uns weiter verbessern,
das ist aber ein langer Prozess.
Wenn man nach Düsseldorf oder
Ochsenhausen schaut, gibt es
schon noch Unterschiede. Dort
wird teilweise seit 20 Jahren
erfolgreich gearbeitet. Alleine
von der dortigen Infrastruktur
können wir uns noch einiges ab-
schauen.
Adrian, was fehlt noch, um mit
Werder auch mal eine Trophäe in
der Hand zu halten?
CRISAN:
Wir brauchen einfach
noch etwas mehr Erfahrung, die
man zum Beispiel in den Spitzen-
spielen wie zuletzt gegen Düssel-
dorf sammeln kann. Natürlich
spielen immer auch die Tages-
form und ein bisschen Glück
eine Rolle. Wenn alles passt, kön-
nen wir schon jetzt jede Mann-
schaft schlagen.
In der Liga geht es in den End-
spurt. Mit welchen Zielen?
CRISAN:
Wir haben jetzt eini-
ge Spiele, bei denen wir leicht
favorisiert sind. Das sollten wir
nutzen, um die Play-Offs zu er-
reichen, vielleicht sogar mit einer
guten Tabellenposition.
CHUANG:
Wenn wir in der Liga
die Play-Off-Spiele erreichen, bin
ich mir sicher, dass durchaus
auch der Titelgewinn möglich ist.
TAMAS:
Vielleicht können wir
in einem möglichen Play-Off-
Halbfinale Borussia Düsseldorf
aus dem Weg gehen. Das Finale
wird in einem Match entschie-
den. Mit der richtigen Tagesform
ist für uns gegen jedes Team et-
was möglich.
Interview: Florian Schwarz
„Wir können jeden Gegner
schlagen“
Werders Tischtennis-Team er-
lebte bisher in drei Wettbewerben eine aufregende
Saison. Trainer Cristian Tamas und die beiden Spit-
zenspieler Adrian Crisan und Chih-Yuan Chuang im
Interview.
Bestes Werder-Team aller Zeiten
Adrian Crisan, Constantin Cioti, Trainer Cristian Tamas,
Teammanager Sascha Greber, Chih-Yuan Chuang und Paul Drinkhall (v. li.).
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