W
enn man bei ‚google‘ gängige
Klischees zu Deutschlands
Nachbarland Tschechien sucht,
so findet man unter anderem,
dass der typische Tscheche einen Skoda Ok-
tavia Kombi fährt. Dem kann Theodor Geb-
re Selassie allerdings nicht ganz zustimmen.
Und außerdem: „Skoda ist ja nicht mehr
tschechisch, sondern gehört zu Volkswa-
gen.“ Und eines, findet er, sollte man dem
typischen Tschechen auf jeden Fall noch
hinzufügen: „Jeder in Tschechien trinkt Bier.
Wer kein Bier trinkt, ist kein Tscheche.“ Für
‚Theo‘ gelten als Profi-Sportler da natürlich
andere Regeln…
Tatsächlich
wird das Bier in Tschechien als
eines der Symbole des Landes angesehen.
Das geht so weit, dass die Bezeichnung
‚cˇeské pivo‘ (Tschechisches Bier) seit 2008
geschützt ist. Es gibt landesweit mehr als
110 Bierbrauereien unterschiedlicher Größen.
Von den industriellen Brauereien, zu denen
unter anderem die Brauerei ‚Budeˇjovický Bu-
dvar‘ gehört, die das tschechische Budweiser
braut, bis zu kleinen Familienbrauereien, die
oftmals Restaurants mit eigener Brauerei be-
treiben.
Neben dem Bier
hat das Land natürlich
noch Weiteres zu bieten. So zum Beispiel
die Hauptstadt Prag. ‚Die Goldene Stadt‘ ist
nicht nur die bevölkerungsreichste Metropo-
le Tschechiens, sondern auch Touristenmag-
net. Das wohl berühmteste Wahrzeichen der
Stadt ist die Karlsbrücke, die zum UNESCO-
Weltkulturerbe gehört. Die Überquerung der
Moldau ist eine der ältesten erhaltenen Stein-
brücken Europas und wird von mehr als fünf
Millionen Menschen im Jahr besucht.
Auf der Brücke
befinden sich 28 Skulpturen.
Die bekannteste ist der heilige Johannes
Nepomuk. Der Legende nach war er der
Beichtvater der Gemahlin des Königs. Der
König vermutete Untreue bei seiner Gat-
tin und forderte Nepomuk auf, das Beicht-
geheimnis zu verraten. Dieser weigerte
sich und wurde daraufhin in der Moldau
ertränkt. An der Stelle seines Todes steht
seine Statue und soll dem, der sie berührt,
einen Wunsch erfüllen.
Natürlich hat auch
Theo Gebre Selassie die-
se Statue schon berührt. „Ich habe in Prag
gelebt, weil ich dort gespielt habe. Und über
die Karlsbrücke bin ich natürlich auch ge-
gangen und habe den Nepomuk berührt.“
Seinen Wunsch verrät er aber nicht, denn
sonst geht dieser nicht in Erfüllung. Dafür
verrät er, dass ihm Prag zwar gefallen hat, er
aber kleinere Städte bevorzugt. Aufgewach-
sen ist er in Velké Mezirˇ ícˇ í. „Das ist eine
kleine Stadt mit 12.000 Einwohnern, aber
ich finde die Größe toll. Man hat alles, was
man braucht, und wenn es doch einmal et-
was nicht gibt, dann ist man nahe an der Au-
tobahn, die nach Brno oder Prag führt.“
Eine Schwierigkeit
gibt es für die Tschechen
allerdings: den Namen ihres Heimatlandes.
„Viele Leute sagen mir, dass ich aus der Tsche-
choslowakei kommen würde. Dann muss ich
jedes Mal erklären, dass es dieses Land seit
20 Jahren nicht mehr gibt.“ Schließlich teil-
te sich die Tschechoslowakei 1993, und die
Tschechische Republik und die Slowakei ent-
standen. Aber im Notfall kann Theo Gebre
Selassie seinen Gegenüber zur Versöhnung
ja immer zum Biertrinken einladen…
Anne Baumann
DAS IST DIE
TSCHECHISCHE
REPUBLIK
Fläche:
78.864 km²
Einwohner:
10,5 Millionen
Bevölkerungsdichte:
133 Einwohner/km²
Amtssprache:
Tschechisch
Hauptstadt:
Prag
Staatsform:
Parlamentarische Demokratie
Staatsoberhaupt:
Ministerpräsident
Petr Necˇas
Währung:
Tschechische Krone
Kfz-Kennzeichen:
CZ
Mehr als das berühmte
Pilsener…
Spieler verschiedener Nationali-
täten sind beim SV Werder vereint. Theodor Gebre
Selassie stellt sein Heimatland Tschechien vor.
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