Jahr stark waren, schaffen das im nächsten
nicht. Bei anderen ist es andersherum. Für
uns kann es schon im nächsten Jahr wieder
aufwärts gehen.
Das wünschst du dir sicher auch für dein Hei-
matland. Wie erlebst du die derzeitige Situati-
on in Griechenland?
Die Probleme dort sind
sehr groß. Man merkt,
dass das Land in einer
tiefen Krise steckt. Es
ist wichtig, dass die
einfachen Leute wie-
der zu Geld kommen.
Die Politik muss dafür
die entsprechenden
Maßnahmen ergreifen.
Sonst wird sich die
Krise in Europa noch
ausweiten. Selbst ein hoch industrialisiertes
Land wie Italien befindet sich in der Krise.
Und wenn man weiß, dass Griechenland
und Zypern industriell lange nicht so entwi-
ckelt sind, dann kann man verstehen, dass es
diesen Ländern nicht so gut geht. Ich bin der
Meinung, dass Menschen, die wohlhabend
sind und finanziell gut dastehen, die ärme-
ren in dieser Zeit unterstützen sollten.
Die deutsche Politik hat jüngst Otto Rehhagel,
den ehemaligen griechischen Nationaltrainer,
nach Griechenland geschickt, um zwischen
den beiden Ländern zu vermitteln. Wie ist das
bei deinen Landsleuten angekommen?
Die Menschen lieben Otto Rehhagel. Aber
viele Griechen haben nicht genug zu essen.
Das ist ein existenzielles Problem. Daran
kann auch Otto Rehhagel nichts ändern.
Wenn du nichts zu essen hast, kann sogar
Gott zu dir kommen. So lange er dir nichts
zu essen mitbringt, wirst du immer noch
schlechte Laune haben. Das Schlimme ist,
dass die meisten Griechen an dieser Situa-
tion völlig schuldlos sind. Sie haben dieses
Schicksal nicht selbst gewählt, sondern wur-
den hineingezogen von falschen Entschei-
dungen der Politik und von Korruption – von
Politikern, die nicht vorausschauend gehan-
delt haben. Und nichts dagegen gemacht ha-
ben, dass sich Griechenland seit einiger Zeit
auf dem falschen Weg befindet.
Sportliche Erfolge können einem ganzen Land
Selbstvertrauen geben. Werdet ihr die Qualifi-
kation für die WM 2014 in Brasilien schaffen?
Zuletzt haben wir bei der 1:3-Niederlage in
Bosnien nicht gut gespielt. Der Gegner hatte
drei Chancen und hat daraus drei Tore ge-
macht, zwei davon aus Standardsituationen.
Das ist uns in den vergangenen Jahren nur
ganz selten passiert. Daran kann man se-
hen, dass wir einen schwarzen Tag erwischt
hatten. Aber wir haben eine starke Mann-
schaft, werden uns
von dieser Niederlage
erholen und zur WM
nach Brasilien fahren.
Auch wenn wir in
unserer Gruppe nur
Zweiter werden. Wir
haben die nötige Qua-
lität, um uns dann in
den Play-Off-Spielen
durchzusetzen.
Noch einmal zurück zu Werder: Im Training
gab es vor einiger Zeit deine kleine Rangelei
mit Marko Arnautovic. Hat es dich geärgert,
dass dem so eine starke öffentliche Beach-
tung geschenkt wurde?
Im Fußball ist heute immer eine Kamera auf
dich gerichtet. Man kann nichts verstecken.
Mir ist das bewusst. Trotzdem können sol-
che Dinge immer mal wieder passieren. Ins-
gesamt war das ein schlechter Moment von
Marko und mir. Aber man muss verstehen,
dass Fußballspieler wie alle Menschen ein
Leben außerhalb des Platzes haben, manch-
mal nicht so gut drauf sind und man das
dann auch mal im Training merkt.
Würdest du dir daher wünschen, dass das Trai-
ning ohne Fans und Medien stattfindet?
Manchmal wäre es in der Vorbereitung aufs
Spiel sicher besser für die Mannschaft, wenn
niemand dabei wäre. Schließlich möchte der
Trainer auch mal etwas zeigen, was nicht für
die Öffentlichkeit bestimmt ist. Ich kenne
es von Mannschaften aus anderen Ländern,
dass zum Beispiel vier Trainingseinheiten
in der Woche für die Öffentlichkeit zugäng-
lich waren und die letzten beiden vor einem
Spiel nicht. Das ist eine gute Lösung für alle
Seiten.
Interview: Martin Lange
Fotos: Pressefoto ULMER/Björn Hake
s
Klare Einschätzung
Sokratis
sagt: „Werder ist ein Verein
mit langer Tradition und vie-
len Erfolgen. Aber jede Mann-
schaft macht mal eine schwä-
chere Phase durch. Wir durch-
schreiten derzeit eine solche
Talsohle. Es werden wieder
bessere Zeiten kommen. Da-
von bin ich überzeugt.“
24 WERDER MAGAZIN 305
INTERVIEW
„Die Liebe der
Fans ist der
größte Antrieb
für mich.“