WERDER MAGAZIN SPEZIAL Nr. 307 - page 6

„Interne
Kritik darf
die Harmonie
nicht beein-
trächtigen.“
Jahr gesprochen, für Bundesliga-Trainer gibt
es durchaus das verflixte erste Jahr
(lacht)
.
Sie haben Damir Buric als Co-Trainer und
Marco Langner als Torwart-Trainer mit zu Wer-
der gebracht. Was zeichnet sie aus?
Sie sind Teil meines Gehirns. Würde man
sie wegnehmen, würde mir etwas Wich-
tiges fehlen. Und dann wäre es wesentlich
schwieriger, die Aufgaben zu bewältigen. So
hatte ich von Beginn an zwei Leute, denen
ich nicht erst erklären musste, was ich um-
gesetzt haben will. Denn Co-Trainer leiten
heute nicht mehr nur Trainingsübungen an,
sondern unterstützen den Trainer dabei, sei-
ne Philosophie zu vermitteln.
Was schätzen Sie an Damir Buric besonders?
Seinen unglaublichen Fleiß, seine gewis-
senhafte Arbeit im Detail, seine Emotionali-
tät. Es gibt keine Trainingseinheit, in der er
nicht 100 Prozent gibt. Er lebt den Spielern
immer das vor, was er von ihnen erwartet.
Und an Marco Langner?
In seiner Arbeit vor allem, dass er in einer
ausgesprochen motivierenden Art Torhüter
besser macht.
Wie wichtig ist Ihnen ein gutes Verhältnis zum
sportlichen Leiter, zu Thomas Eichin?
Essentiell wichtig. Wenn dieses Verhältnis
nicht sportlich und menschlich optimal ist,
dann ist es im Fußball schwierig, Leistung zu
bringen. Überall dort, wo der sportlich ver-
antwortliche Trainer und der sportlich Ver-
antwortliche im Management-Bereich har-
monieren, hat der Verein in der Regel auch
Erfolg, beziehungsweise
erreicht seine Ziele. Gerade
Werder hat das über viele
Jahre gezeigt.
Müssen Sie sich gegen Vor-
würfe wehren, Cedrick Ma-
kiadi nur deshalb zu Werder
geholt zu haben, weil Sie ihn
bereits von früherer Zusam-
menarbeit kannten?
Nein, denn es ist ja tatsäch-
lich so. Aber ich kenne ganz viele Spieler und
hole trotzdem nicht gleich jeden. Cedrick
allerdings hat eine hohe Qualität. Ich weiß,
dass er ohne Anlaufschwierigkeiten unsere
Philosophie umsetzen kann und die Werte,
m
für die Werder steht, vertritt. Ich wette, dass
100 von 100 Leuten, wenn sie ihn kennen-
lernen, sagen werden: Cedrick passt ideal zu
Werder.
Und Luca Caldirola?
Er ist Innenverteidiger, Linksfuß, hat eine
gute Spieleröffnung – das haben wir gesucht.
Wie viele Italiener ist er taktisch in der Vie-
rerkette sehr gut geschult. Und mittlerweile
hat sich der erste Eindruck verfestigt, dass er
ein Super-Typ ist und auch menschlich sehr
gut zu uns passt.
Wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit mit
der U 23 und dem Nachwuchsleistungszent-
rum vor?
Auf Basis einer intensiven Kommunikation.
Wir wollen ein einheitliches System und eine
gemeinschaftliche Fußball-Philosophie haben,
bei der die Jugendlichen genau wissen, wie
sie ausgebildet werden, welche Anforderun-
gen an sie gestellt werden. Und wir wollen
nie nur die Profis oder die U15 sehen, son-
dern immer das Gesamte.
Wann haben Sie sich entschieden, den Trainer-
job zu Ihrem Beruf zu machen?
Als ich 2002 bei den Stuttgarter Kickers die
zweite Mannschaft übernommen hatte, war
ich zum ersten Mal beruflich nur für den
Fußball tätig. Das Geld hätte allerdings nicht
gereicht, um eine Familie zu ernähren. Da
war es gut, dass meine Frau auch ein Einkom-
men hatte. Aber ich war damals bereit, meine
außersportliche Zukunft aufs Spiel zu setzen
für eine eventuelle fußballerische Zukunft.
Auch wenn mich die meisten für wahnsinnig
gehalten haben, das zu tun.
Doch davon konnte mich
niemand abbringen. Der
Fußball hat sich in meinem
Leben immer sehr schnell
durchgesetzt. Etwa an-
derthalb Jahre später hat
sich mit der Berufung zum
Cheftrainer der Stuttgarter
Kickers herausgestellt, dass
es für mich in die richtige
Richtung ging. Dass ich ei-
nes Tages bei Werder Bremen lande, hätte ich
damals aber nie gedacht.
Wie würden Sie Ihre Karriere als Spieler be-
schreiben?
Nicht nennenswert
(lacht)
. Ich war ein guter
Amateurfußballer, aber nicht ausreichend
athletisch begabt, um professionell Fußball
zu spielen.
Auf welcher Position haben Sie gespielt?
Ich habe – zumindest in den letzten sechs,
sieben Jahren – immer sehr offensiv gespielt,
habe versucht, für meine Mannschaft die
‚Buden‘ zu machen. Angefangen hatte ich al-
lerdings mal in der Abwehr.
Müssen Sie sich als Trainer, der vorher nicht
Fußball-Profi war, vielen Fragen darüber stel-
len?
6 WERDER MAGAZIN SPEZIAL 307
INTERVIEW
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