„Erfolg ist kein Zufall“
Im Februar nahm Thomas Eichin seine Arbeit als
Geschäftsführer Sport auf. Nur fünf Monate später ist
er das Gesicht des neuen Aufbruchs beim SV Werder.
WERDER MAGAZIN:
Herr Eichin, können Sie
es noch erwarten, dass es endlich wieder los-
geht?
THOMAS EICHIN:
Da ich vom letzten Spiel
der vergangenen Saison bis zum Trainings-
auftakt in Bremen war, ging die Zeit rasend
schnell vorbei. Aber es ist schön, dass es wie-
der losgeht und der Liga-Alltag zurückkehrt.
Haben Sie sich inzwischen gut in Bremen ein-
gelebt?
Da die Bauarbeiten an unserem neuen Haus
eine Weile gedauert haben, konnte ich leider
erst Ende Juni umziehen. Jetzt wohne ich
mit meiner Frau, meiner Tochter, unseren
zwei Hunden und zwei Katzen in Oberneu-
land. Inzwischen habe ich auch einige ande-
re Bremer Stadtteile kennengelernt. Neulich
war ich abends im ‚Schnoor‘ essen, und
auch das ‚Viertel‘ gefällt mir sehr gut.
Kaum hatten Sie Ihr Büro im Weser-Stadion
bezogen, fand sich Werder plötzlich mitten im
Abstiegskampf wieder. Wie ist es Ihnen gelun-
gen, sich schnell auf diese Situation einzustel-
len und sie so souverän zu meistern?
Ich hatte nicht viel Zeit zum Nachdenken.
Vom ersten Tag an war ich mittendrin und
musste schnell handeln. Es liegt auch in
meinem Naturell, Dinge direkt anzupa-
cken. Dennoch hatte ich mir die Anfangs-
zeit in Bremen komplett anders vorgestellt.
Ich habe in Köln am 14. Februar meinen
Schreibtisch geräumt und war gleich am
nächsten Tag hier. Es war insgesamt eine
turbulente Zeit, und ich hatte geplant, mich
in den ersten acht Wochen in Bremen einzu-
arbeiten, alle Abteilungen kennenzulernen.
Dann kam alles ganz anders…
Seitdem stehen Sie stark im Fokus der Öffentlich-
keit. Ist die mediale Aufmerksamkeit noch ver-
gleichbar mit der, die Sie als Spieler bekamen?
Es ist jetzt eine ganz andere Dimension. Und
auch anders als im Eishockey. Offen gesagt:
Ich hatte mir das so intensiv nicht vorgestellt.
Für mich ist es ungewohnt, dass ich in Bre-
men fast überall erkannt und angesprochen
werde. Jeden Tag über einen längeren Zeit-
raum für Medienvertreter zur Verfügung zu
stehen, ständig über alle Veröffentlichungen
informiert zu sein, daran habe ich mich ge-
wöhnt. Aber ich muss meinen Arbeitsalltag
ganz anders gestalten als vorher.
Haben Sie Angst vor öffentlicher Kritik?
Glücklicherweise nicht. Mir ist es relativ
egal, was die Medien über mich berichten,
solange ich davon überzeugt bin, dass ich
das Richtige für Werder Bremen tue. Das
war in Köln schon so. Auch da habe ich Ent-
scheidungen vertreten müssen, bei denen
ich wusste, dass es in der Öffentlichkeit da-
für sicherlich ‚keine Medaille geben‘ wird.
Aber es war richtig, dass ich darauf keine
Rücksicht genommen habe.
Vor einigen Wochen war zu lesen: ‚Eichin ist
dabei, den ganzen Verein umzubauen‘. Empfin-
den Sie das auch so?
Eigentlich nicht, denn ich habe gar nicht so
viel verändert. Außerdem sind wir drei Ge-
schäftsführer. Wir besprechen alles Wichti-
ge und treffen Entscheidungen letztendlich
gemeinsam. Ich bin hier ja nicht mit dem
Vorschlaghammer angetreten, sondern habe
alles über drei Monate genau beobachtet.
Dabei sind Entscheidungen gereift, von de-
nen ich denke, dass sie richtig sind. Bei Wer-
der wurde jahrelang erfolgreich mit großer
Kontinuität gearbeitet. Aber es ist wichtig,
dass wir jetzt einige Veränderungen vorneh-
men. Denn wenn wir jetzt die richtigen Ent-
scheidungen treffen, bringt das alle weiter.
Das Entscheiden scheint Ihnen leicht zu fallen…
Wenn ich eine Entscheidung treffen muss,
treffe ich sie. Aber normalerweise überlege
ich vorher sehr lange und sehr gründlich.
Ich bin also keiner, der zu schnelle Entschei-
dungen trifft. Aber wenn ich mir sicher bin,
dass etwas richtig ist, ziehe ich das auch
durch. Wer es versäumt, Entscheidungen zu
treffen, wird irgendwann davon eingeholt.
So kommt man nicht weiter. Ich werde auch
mal falsche Entscheidungen treffen, aber das
bringt diese Position mit sich.
Schon vor der vergangenen Saison wurde ein
Umbruch angekündigt. Was macht die aktuel-
le Situation anders?
Es ist richtungsweisend, dass Werder Bre-
men jetzt einen neuen Trainer und einen
neuen Geschäftsführer Sport hat. Denn
damit sind zwei Personen dazugekommen,
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INTERVIEW