„Wir haben
junge Spieler,
die jedes
Jahr besser
werden.“
die einiges anders machen, die eine andere
Sichtweise haben. Im Spielerbereich sehe ich
aktuell keinen Umbruch, sondern eher einen
Aufbruch. Jeder Spieler, der schon hier war,
kann sich neu beweisen. Das sieht man auch
an unserer Transferpolitik. Wir sind über-
zeugt, dass die Mannschaft eine hohe Qua-
lität hat. Sie musste nur punktuell ergänzt
werden, damit sie auch unter schwierigen
Bedingungen stabil sein kann.
Sie haben immer wieder betont, dass die ho-
hen Erwartungen in Bremen nicht mehr zur Re-
alität passen. Haben Sie das Gefühl, dass das
Denken an eine ‚Champions-League-freie‘ Zeit
inzwischen angekommen ist?
Ich hoffe es. Wenn wir immer nur von den
glorreichen Zeiten sprechen, kommen wir
nicht weiter. Wir haben jetzt die Chancen,
in einer Phase, in der es nicht so gut läuft,
richtige Entscheidungen zu treffen. Man
weiß aus der Erfahrung, dass das leichter
gelingt als im Erfolg. Dann merken die Men-
schen auch, dass Erfolg kein Zufall ist. In
dieser Phase befinden wir uns gerade. Des-
halb sollte jeder verstehen, dass jetzt die
Basisarbeit in den Vordergrund rückt. Wenn
wir dann wieder ein paar Schritte nach vorn
gehen können, werden wir das natürlich tun.
Aber jetzt müssen wir erst wieder die grund-
sätzlichen Dinge richtig machen.
Wie kann die nur leicht
veränderte Mannschaft
erfolgreicher sein als
in der vergangenen Sai-
son?
Wir haben junge Spie-
ler, die jedes Jahr ein
bisschen besser wer-
den. Ein gutes Beispiel
ist Sebastian Mielitz.
Er verfügt jetzt über
die Erfahrung aus 49
Bundesliga-Spielen. Das ist für einen Torhü-
ter sehr wichtig. Alle Spieler lernen aus ih-
ren Fehlern. Entscheidend ist auch, dass sich
jetzt jeder neu beweisen muss. Wahrschein-
lich wird diese Tatsache leistungssteigernd
wirken. Vor allem für diejenigen, die schon
lange im Verein sind.
Im Zuge des drohenden Abstiegs ist die Mann-
schaft noch näher zusammengerückt. Werden
die Spieler in der neuen Saison von Beginn an
als Einheit auftreten?
Ich hoffe, dass sie das positive Gefühl des
Klassenverbleibs mit in die neue Saison neh-
men. Denn das ‚Wir-Gefühl‘ ist das Wich-
tigste. Erst als es uns richtig ‚dreckig‘ ging,
haben wir als Team funktioniert. Der Druck
war unglaublich groß. Solche Situationen
übersteht eine Mannschaft nur, wenn sie als
Einheit auftritt. Sonst steigt man ab – gera-
de ein Team wie Werder Bremen, das nicht
damit gerechnet hat, in solch eine Phase zu
kommen. Ich bin sicher, dass die Spieler dar-
aus gelernt haben.
Inwieweit können Sie als Geschäftsführer auf
die Stimmung in der Mannschaft einwirken?
Ich habe ziemlich schnell festgestellt, dass
das ‚Wir-Gefühl‘ auf dem Platz und in der
Kabine ein bisschen gefehlt hat. Deshalb ha-
ben Thomas Schaaf, Clemens Fritz und ich
entsprechende Gespräche geführt.
Sie nehmen sich Zeit für die Bekanntgabe von
Neuzugängen. Die Verpflichtung von Cedrick
Makiadi ging allerdings sehr schnell. War er
ein absoluter Wunschspieler?
Wir haben einen erfahrenen, stabilen Spieler
im Mittelfeld gesucht. Als Robin Dutt kam,
haben wir genau über diese Position gespro-
chen. Er hat dann Cedrick Makiadi ins Spiel
gebracht. Und da er ihn
bereits kannte, konnten
wir den Transfer zügig
abwickeln.
Was erhoffen Sie sich
von ihm?
Er ist ein Spieler, der
innerhalb einer Mann-
scha f t unheiml ich
wichtig ist. Wenn er et-
was sagt, hat das Hand
und Fuß. Zudem spielt
er sehr mannschaftsdienlich, hat sowohl
Offensiv- als auch Defensivqualitäten. Dass
Cedrick Makiadi ein fast kompletter Spieler
ist, zeigt auch seine Statistik in den letzten
Jahren. Deshalb hoffe ich, dass er eine weite-
re erfahrene Komponente in unserer Mann-
schaft wird.
Mit welchen Fähigkeiten hat Luca Caldirola
Sie begeistert?
Wir haben einen Innenverteidiger gesucht,
der stark in der Spieleröffnung und ein
‚Linksfuß‘ ist. Luca soll uns die nötige Stabili-
tät geben, die wir in der Defensive brauchen.
Er ist ein junger Spieler, an den wir große Er-
wartungen für die Zukunft haben. Deshalb
haben wir ihn auch mit einem Vier-Jahres-
Vertrag ausgestattet.
Waren seine Leistungen während der U-21-EM
ausschlaggebend für die Verpflichtung?
Letztendlich schon. Dort herrschte ein hohes
Niveau, und er hat genau das gezeigt, was
wir uns von ihm erhofft hatten. Luca agierte
ruhig, sicher am Ball, und sein Passspiel war
gut. Außerdem war er sehr zweikampfstark
und hat die Abwehrkette geordnet, er war
also der ‚Chef im Ring‘. Genau diese Dinge
haben uns überzeugt. Deshalb wollten wir
ihn unbedingt verpflichten. Scouts aus ganz
Europa beobachten die großen Turniere ganz
genau. Da mussten wir schnell sein. Und wir
waren schnell.
Auf welche charakterlichen Eigenschaften le-
gen Sie bei Neuzugängen besonders großen
Wert?
Sie müssen charakterlich in die Mannschaft
passen und vor allem Teamgeist verkörpern.
Das ist uns ganz wichtig. Unsere Spieler müs-
sen sich in den Dienst der Mannschaft stellen.
Warum ist Robin Dutt der Richtige für Werder
Bremen?
Wir wollten einen Trainer verpflichten, der
nach Thomas Schaaf hier gut hinpasst. Uns
war es wichtig, dass er sympathisch und bo-
denständig ist. Außerdem sollte er Spaß an
der Nachwuchsarbeit haben und versuchen,
junge Spieler einzubauen, die ‚heiß‘ und
talentiert sind. Idealerweise sollte er schon
einmal eine lange Ära beerbt haben. Das wa-
ren die Suchkriterien, und die passen perfekt
auf Robin Dutt. Dass er ein Jahr beim DFB
gearbeitet hat, schadet uns sicherlich auch
nicht. Es war also ein maßgeschneidertes Pa-
ket. Ich bin froh, dass wir ihn zum richtigen
Zeitpunkt kontaktiert haben.
Kein Journalist hat vorher von der Kontaktauf-
nahme erfahren. War das ein Vorteil für die
Verhandlungen?
Ich war sehr froh darüber. So konnten wir
alle Gespräche in Ruhe führen. Das ist auch
m
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INTERVIEW