WERDER MAGAZIN Nr. 314 - page 26

Zunächst einmal: Für den Verein insgesamt
bedeutet das aus meiner Sicht, dass wir für
die Zukunft sehr gut aufgestellt sind. Denn
wir haben viele Spieler mit großem Potenzi-
al. Im Moment heißt es aber auch, dass die
Mannschaft in der Entwicklung steckt, dass
wir noch sehr viel lernen müssen. Den einen
oder anderen Punkt haben wir dadurch et-
was leichtfertig verschenkt – zum Beispiel
gegen Nürnberg, als wir schon 2:0 geführt
und dann noch 2:2 gespielt haben. Aber das
ist etwas, worauf wir uns schon zu Saisonbe-
ginn eingestellt haben.
Die junge Mannschaft bedeutet auch mehr
Arbeit für die Älteren, nicht nur auf dem Spiel-
feld...
Das ist durchaus richtig. Bei jungen Spielern
muss man sicher schon mal etwas aufpassen,
dass sich nach erfolgreichen Spielen nicht
der Schlendrian einschleicht. Aber im Mo-
ment ziehen alle voll mit. Die jungen Spieler
haben erkannt, dass sie ihre Chance vom
Trainer bekommen. Es liegt also nur an je-
dem selbst, gut zu trainieren, sich professio-
nell zu verhalten. Denn dann wird das auch
mit den ersten Bundesliga-Minuten belohnt.
Gegen Hertha BSC könntest du am 13. De-
zember dein 200. Bundesliga-Spiel machen.
Was bedeutet dir diese Zahl?
In erster Linie bin ich stolz darauf, vor allem
auch darauf, dass ich alle Spiele für nur ei-
nen Verein gemacht habe, das ist heute nicht
der Normalfall. 200 Spiele sind eine Menge.
Natürlich hätten es auch einige mehr sein
können. Denn gerade zu Beginn meiner Kar-
riere musste ich mit einigen Verletzungen
kämpfen, die sehr lange gedauert haben und
bei denen am Anfang keine Therapie so rich-
tig geholfen hat.
Welche Erinnerungen hast du an dein erstes
Bundesliga-Spiel am 18. September 2004?
Das war ein Heimspiel gegen Hannover. Ich
wurde recht spät eingewechselt, ein paar Mi-
nuten vor Schluss. Und als ich an die Seitenli-
nie gerufen wurde, war ich sehr, sehr aufge-
regt. Ich weiß noch genau, wie Thomas Schaaf
nach dem Spiel zu mir gesagt hat: ‚Kann man
sich dran gewöhnen ...‘. Das war in seiner ty-
pischen Art ein tolles Kompliment – und ein
Moment, der für immer im Gedächtnis bleibt.
So wie auch das erste Bundesliga-Tor ...
... das du schon bei deinem zweiten Einsatz,
bei dem es einen 2:0-Erfolg gegen Mönchen-
gladbach gab, geschossen hast. Das war im
Februar 2005. Wie hast du die knapp fünf Mo-
nate zwischen dem ersten und dem zweiten
Einsatz erlebt?
Ich war sehr ungeduldig. Denn wenn man
einmal dabei war, dann will man mehr.
Ich habe die Atmosphäre aufgesaugt, die
natürlich im vollen Weser-Stadion etwas
ganz anderes ist, als bei einem Spiel in der
Jugend oder in der zweiten Mannschaft.
Ich hatte durchaus damit zu kämpfen, dass
ich nach dem ersten Einsatz etwas warten
musste, habe natürlich auch nicht so rich-
tig verstanden, warum ich nicht gespielt
habe
(lacht)
. Aber es war damals nicht so
einfach. Wir hatten sehr starke Spieler, ha-
ben mit der Mannschaft um den Titel mit-
gespielt.
Hat es dir gut getan, schon so früh in der Bun-
desliga zu spielen?
Ich finde: Je früher, desto besser! Wenn man
gut genug ist, dann kann man auch sehr früh
in der Bundesliga spielen. Mir hat es auf je-
den Fall geholfen, schon als junger Spieler
Fuß fassen zu können – und das in einer sehr
starken Mannschaft mit klangvollen Namen.
Ich konnte einiges lernen von den vielen
guten Spielern, mit denen ich schon zusam-
mengespielt habe.
Wie hast du dich in zehn Jahren Profi-Fußball
verändert?
Wenn man als junger Spieler zu den Profis
kommt, nimmt man alles etwas anders wahr,
als wenn man schon lange dabei ist. Nach ei-
niger Zeit wird man etwas gelassener, kann
die Ergebnisse sehr gut einschätzen – und
auch die Mannschaft und ihre Leistungsfä-
higkeit. Ich weiß, wozu wir in der Lage sind
und was wir vielleicht noch nicht erreichen
können.
Du musstest zuletzt viele Fragen zu deiner Zu-
kunft beantworten. Dein derzeitiger Vertrag
bei Werder läuft bis zum Ende dieser Saison.
Wie geht es weiter?
Ich habe immer betont, dass ich mich in
Bremen sehr wohlfühle. Werder ist ein
Super-Verein. Auch wenn es mal ein paar
Jahre Schwierigkeiten gibt, muss man nicht
s
Identifikationsfigur
Aaron Hunt
sagt: „Werder ist ein Super-Ver-
ein. Wenn es mal ein paar Jah-
re Schwierigkeiten gibt, muss
man nicht gleich weglaufen.“
„Ich weiß, wozu
wir in der Lage
sind und was
wir noch nicht
erreichen
können.“
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