WERDER MAGAZIN Spezial Nr. 323 - page 18

18 WERDER MAGAZIN SPEZIAL 323
s
Grün-weißes Herz
Klaus-Dieter
Fischer hat den
SV Werder in den
vergangenen Jahr-
zehnten wie kein
Zweiter geprägt.
an Bundesliga-Spieltagen zu einer Lösung
kommen, die lautet, dass die Bundesliga-Ver-
eine dafür nicht zahlen müssen. Denn diese
Forderung ist einfach zu kurz gedacht. Und
ich muss in aller Deutlichkeit sagen: Es ist
eine der großen Enttäuschungen in meiner
langjährigen Arbeit für Werder, dass Bremen,
insbesondere die SPD-Fraktion, unserem Ver-
ein eine solch geringe Wertschätzung entge-
genbringt und sich als kleinstes Bundesland
auf die Fahnen geschrieben hat, dieses The-
ma voranzutreiben. Ich bin mir aber sicher,
dass wir bei der DFL und beim DFB diesbe-
züglich in guten Händen sind.
Auch die geregelte Übergabe Ihrer Ämter wird
Ihre Arbeit in den kommenden Monaten be-
stimmen…
Ich informiere bereits seit einem Jahr re-
gelmäßig meinen potenziellen Nachfolger
Hubertus Hess-Grunewald, der ja erst noch
gewählt werden muss, über alle Angelegen-
heiten. Ansonsten ist die Übergabe durch die
vorgegebenen Termine bestimmt. Am 24.
November findet die Mitgliederversamm-
lung statt, bei der das bisherige Geschäfts-
führende Präsidium geschlossen zurück-
treten wird und dann neu gewählt werden
muss. Mein Präsidentenamt bin ich dann
also los. Und den Dezember werde ich nut-
zen, um die Übergabe als Geschäftsführer
zu regeln. Schließlich muss das Präsidium
erst noch den neuen Geschäftsführer be-
stimmen und entsenden.
Als Präsident sind Sie derzeit bis zum Ende der
laufenden Amtsperiode im Herbst 2015 ge-
wählt. Warum legen Sie auch dieses Amt pa-
rallel zur Tätigkeit als Geschäftsführer bereits
jetzt nieder?
Ich bin immer dafür, klare Entscheidungen
zu treffen. Daher bin ich davon überzeugt,
dass es dem Verein und auch meinem Nach-
folger gut tut, wenn ich einen klaren Schnitt
mache. Aus diesem Grund ist es für mich
auch nicht denkbar, Mitglied des Aufsichts-
rats zu werden.
Was können Sie außerdem gegen die großen
Fußstapfen tun, die Sie hinterlassen?
Ich biete den Kollegen an: Wenn ihr etwas
wissen, meine Meinung hören wollt, dann
kommt zu mir. Dafür stehe ich gerne zur
Verfügung. Und ich werde mich sicher nicht
in der Öffentlichkeit zu aktuellen Werder-
Themen äußern. Ich verurteile es aufs
Schärfste, wenn andere das aus der Ferne
und ohne offizielles Amt tun. Diesen Fehler
werde ich nicht machen.
Welches Erbe möchten Sie bei Werder hinter-
lassen?
Mir ist unglaublich wichtig, dass in Deutsch-
land das Zusammenspiel von Profi- und Ama-
teurfußball erhalten bleibt. Leider sehe ich
Tendenzen, die dies immer wieder gefähr-
den. Aber zur deutschen Fußballkultur gehö-
ren eben auch die kleinen Vereine. Schließ-
lich haben dort gut 80 Prozent der heutigen
deutschen Profis mit dem Fußball begonnen.
Das zeigt, welche Rolle diese Clubs spielen.
Dazu kommt das bereits genannte Thema
‚Polizeieinsätze‘. Ich befürchte, dass diese
Diskussion die Fankultur in Deutschland
nachhaltig verändern kann. Denn dahinter
stehen auch Überlegungen wie die Redu-
zierung der Tickets für Auswärtsspiele oder
Fahnenverbote. Ich hoffe, dass Werder wei-
ter mit aller Kraft dafür kämpfen wird, dass
sich unsere Fankultur in dieser Hinsicht
nicht verändert.
Was wird Ihnen am meisten fehlen?
Vermutlich vor allem der geregelte Tagesab-
lauf, morgens um 8.30 Uhr ins Büro zu kom-
men, die erste halbe Stunde zu nutzen, um
meine Mails zu bearbeiten, um dann um 9.00
Uhr bereit zu sein, wenn der ‚tägliche Wahn-
sinn‘ in der Geschäftsstelle beginnt
(lacht)
.
Aber ich habe noch so viele Pläne, auch ge-
meinsam mit meiner Frau, dass ich auch ohne
diesen Tagesablauf nicht in ein Loch falle.
Zunächst sitzen Sie bei Bundesliga-Spielen
weiterhin auf Ihrem Platz auf der Nordtribüne.
Vertrauen Sie dabei auf einen Talisman?
Meine Glücksbringer haben in den 45 Jahren
meiner Tätigkeit immer wieder gewechselt.
Mal war es ein Pullover, mal eine besondere
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