WERDER MAGAZIN Spezial Nr. 323 - page 14

INTERVIEW
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Wir müssen die Kosten für unsere Mann-
schaft mit Augenmaß kalkulieren. Vergan-
gene Saison haben wir mit Cedrick Makiadi,
Luca Caldirola, Franco Di Santo, Santiago
Garcia interessante Transfers getätigt. Auch
in dieser Saison gibt es mit Fin Bartels, Ale-
jandro Galvez, Izet Hajrovic und Raif Husic
vielversprechende neue Spieler. Ich kann die
Angst der Fans daher nicht teilen.
Mit welchen Clubs der Liga sehen Sie Werder
Bremen wirtschaftlich auf Augenhöhe?
Die Bundesliga ist ein komplexes Gebilde.
Wenn man auf die Spitze der Liga schaut,
ist es natürlich unter anderem eine Tabelle
des Geldes. Aber die Platzierungen am Ende
einer Saison sind immer wieder auch ein
Spiegelbild guter Arbeit von Vereinen, die
vergleichsweise weniger finanzielle Mittel
zur Verfügung haben. Wir wollen wieder
dorthin, wo wir einst waren, sind dabei im
Wettbewerb mit Vereinen wie dem Ham-
burger SV, VfB Stuttgart, Hannover 96 und
anderen. Natürlich profitieren gerade Bayern
München, Borussia Dortmund, Schalke 04
von ihren hohen Champions-League-Ein-
nahmen. Sie haben größere Stadien, enorme
Wirtschaftsräume hinter sich und dadurch
einen Vorteil. Dann gibt es zum Beispiel
den VfL Wolfsburg, Bayer Leverkusen, 1899
Hoffenheim, vielleicht bald RB Leipzig, die
andere Einnahmequellen haben als wir und
es uns dadurch schwer machen, finanziell
mitzuhalten. Aber wir stellen uns dem Wett-
bewerb, haben Lust auf diese Arbeit. Und
wenn wir das, was wir zur Verfügung haben,
optimieren, die Arbeit professionalisieren,
aus jedem Bereich das Beste herausholen,
dann können wir in diesem Wettbewerb
bestehen und zukünftig wieder europäisch
spielen – das ist unser Ziel.
Wie schwer ist es derzeit, neue Sponsoren für
Werder zu gewinnen?
Unsere Einnahmen aus dem Sponsoring
entwickeln sich gut. Es gibt weiter eine in-
tensive Nachfrage nach Werder Bremen, da
wir nach wie vor starke Image- und Sym-
pathiewerte haben. Dennoch müssen wir
im Moment durchaus intensivere Gesprä-
che führen und um Vertrauen werben, um
unsere Partner im Sponsoring und auch im
Hospitality-Bereich von dem Weg, den wir
gehen, vom ‚neuen‘ Werder, zu überzeugen.
Das gelingt uns gut. Wir sind hier insgesamt
stabil aufgestellt und verzeichnen im Spon-
soring leichte Zuwächse.
Welche Attribute werden Werder Bremen aus
Ihrer Erfahrung derzeit am ehesten zugeschrie-
ben?
Wir gehören ohne Frage zu den sympa-
thischsten Bundesliga-Clubs – aktuelle Stu-
dien und Untersuchungen bestätigen das. Es
gibt eine hohe Identifikation der Menschen
in Bremen und der Werder-Fans mit unse-
rem Club. Wir sind Vorbild in Sachen Fanar-
beit, Fankultur und auch bei der Unterstüt-
zung der Mannschaft durch die Fans. Wir
haben eines der schönsten Stadien der Liga,
weil es immer noch ein Stadion mitten in der
Stadt ist. Mit dem Besuch bei Werder-Spielen
ist ein Lebensgefühl verbunden. Aber der
Fußball zeichnet sich natürlich in erster Li-
nie über den sportlichen Erfolg auf dem Platz
aus. Deshalb arbeiten wir daran alle sehr
intensiv.
Klaus-Dieter Fischer wird am Ende des Jahres
die Geschäftsführung verlassen. Was bedeu-
tet das für Werder?
Es bedeutet zweifellos einen Umbruch. Ich
freue mich sehr für ihn, dass er seinen Ab-
gang – wie von ihm gewünscht – selbst be-
stimmen und die Amtsübergabe an seinen
potenziellen Nachfolger Hubertus Hess-Gru-
newald kontinuierlich vornehmen kann. Hu-
bertus Hess-Grunewald hat seit vielen Jah-
ren Erfahrungen im Präsidium und im Auf-
sichtsrat gesammelt. Er ist eine tolle Lösung,
um Klaus-Dieter Fischer in der Geschäftsfüh-
rung nachzufolgen. Andererseits verlieren
wir ein Gesicht von Werder Bremen, das
viele Jahrzehnte den Verein geprägt, jede
Menge innovative und richtungsweisende
Projekte und Entscheidungen federführend
auf den Weg gebracht hat – nicht zuletzt im
Bereich des sozialen Engagements. Klaus-
Dieter Fischer wird uns fehlen, uns aber si-
cher weiterhin als wichtiger Ratgeber beglei-
ten. Ich gönne es ihm sehr, dass er noch ein-
mal andere Prioritäten setzen, zum Beispiel
mehr Zeit mit der Familie verbringen kann.
Es wird ein harmonischer, Werder gemäßer
Übergang werden.
Der auch die Kontinuität, für die Werder steht,
wahrt?
Das hat für mich eine sehr große Bedeutung.
Diese Kontinuität hat uns auch in schwie-
rigen Phasen – und eine solche haben wir
gerade durchgemacht – ausgezeichnet. Es ist
stets unsere Stärke, ruhig zu bleiben, keine
überhasteten Entscheidungen zu treffen. Da-
her ist es wichtig, dass mit Hubertus Hess-
Grunewald jemand zu uns stößt, der seit
langem dabei und mit ganzem Herzen Wer-
deraner ist. Und der nicht zuletzt aufgrund
seines beruflichen Hintergrunds als Anwalt
sehr gut zu uns passen wird.
Wie beurteilen Sie die Arbeit von Trainer Robin
Dutt in seiner ersten Werder-Saison?
Robin hat eine nicht ganz einfache Situation
vorgefunden, diese aber gemeinsam mit Tho-
mas Eichin und seinem gesamten Trainer-
Team sehr gut gemeistert. Er hat den Spie-
lern wieder Selbstvertrauen gegeben und der
Mannschaft Stabilität verliehen, so dass sie
am Ende einer schwierigen Saison wieder
guten Fußball gezeigt hat. Es ist ein gutes
Fundament gelegt, auf dem wir in den kom-
menden Jahren aufbauen können.
s
Fotos: nordphoto
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